Krefeld Flüchtlingsunterkunft: Turnhallen werden nicht freigegeben

Verwaltung sieht keine Möglichkeit, die Flüchtlinge anders unterzubringen. Das Land gibt seine 47 Sporthallen hingegen wieder frei.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es sind die Aussagen, auf die tausende Sportler schon seit Monaten sehnsüchtig warten. Die für die Flüchtlingsunterbringung in NRW zuständige Regierungspräsidentin Diana Ewert (SPD) verspricht, dass die 47 Sporthallen, die vom Land als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden, wieder für Vereins- und Schulsport bis spätestens Ende des Sommers freigegeben werden.

Marc Blondin, der Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Krefeld, erhofft sich von diesen Versprechungen auch Auswirkungen auf die Situation in Krefeld. Aktuell sind sechs Sporthallen durch die Unterbringung von Flüchtlingen belegt.

Er fordert die Stadt nach dieser „erfreulichen Ankündigung“ aus Arnsberg ebenfalls zum Handeln auf. „Die Vereine leiden schon zu lange unter den für den Sport geschlossenen Hallen“, sagt der CDU—Ratsherr. Er fordert, die Krefelder Turnhallen nicht länger für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, sondern diese schnellstmöglich wieder einer Nutzung durch den Schul- und Vereinssport zuzuführen.

Dieser Forderung erteilt die Verwaltung jedoch eine klare Absage. „Auf Krefelder Stadtgebiet gibt es derzeit keine Landesunterkunft, deshalb hat die Stadt nach Berechnungen der Bezirksregierung ihren Anteil an aufzunehmenden Flüchtlingen noch nicht in Gänze erfüllt“, erklärt Stadtsprecher Timo Bauermeister. Derzeit nimmt die Zahl der in Krefeld ankommenden Flüchtlinge weiterhin zu. „Dadurch ist die Freigabe der zur Unterbringung belegten Turnhallen derzeit noch nicht in Sicht“, so Bauermeister.

Alle sechs genutzten Sporthallen (plus eine Gymnastikhalle) sind voll belegt, manche wie die Koerver-Halle an der Blumentalstraße sind sogar überbelegt. Stand Mittwoch sind in Krefeld 805 Personen in den Turnhallen untergebracht. Insgesamt leben derzeit 3659 Flüchtlinge in Krefeld. Die Lage ist so ernst, dass die Stadt mit der Bezirksregierung trotz des nicht erfüllten Kontingents von aufgenommenen Flüchtlingen Sonderkonditionen aushandeln musste. Demnach wurde die Zahl der Neuzuweisungen auf maximal 50 pro Woche begrenzt, weil der Stadt Krefeld trotz Nutzung von sechs Turnhallen und zwei Traglufthallen aktuell keine weiteren Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Die Lage könnte sich erst entspannen, wenn die vom Land betriebene Flüchtlingsunterkunft in Forstwald eröffnet wird. „Dann werden die dort aufgenommenen Flüchtlinge auf das Krefelder Kontingent angerechnet“, erklärt Bauermeister. Doch auch die Aufnahme von bis zu 1000 neuen Flüchtlingen würde nicht automatisch dazu führen, dass die Sporthallen wieder freigegeben werden könnten. „Fakt ist, dass die Menschen weiter in Krefeld sind und Wohnraum für sie geschaffen werden muss, damit die Hallen wieder den Sportvereinen zur Verfügung gestellt werden könnten“, sagt Bauermeister.

Marc Blondin weist darauf hin, dass zumindest die Glockenspitzhalle nach der Abgabe als Flüchtlingsunterkunft der Landesregierung wieder den Sportvereinen zur Verfügung gestellt werden können. „Doch die Verwaltung entschied sich damals gegen den unbequemen Weg, nach einer anderen Lösung zu suchen und gegebenenfalls herzurichten.“