Unterbringung Flüchtlinge: Krefeld ist am Limit

Kaum noch Kapazitäten zur Aufnahme verfügbar. Stadt hofft auf Anrechnung von Plätzen. Ehrenamtliches Engagement ist hoch.

Die Arbeiten auf dem Gelände der Kaserne im Forstwald haben bereits im Januar begonnen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. In der ersten Sitzung des Unterausschusses für Flüchtlinge redet Stadtdirektorin Beate Zielke am Montag nicht lange um den heißen Brei herum. Die Unterbringung von Flüchtlingen habe die Verwaltung an ihre Grenzen gebracht.

„Unsere Kapazitäten sind ausgereizt. Aktuell haben wir nur noch rund 60 Unterbringungsplätze in Reserve“, erklärt Zielke in ihrem Bericht zur Entwicklung der Asylbewerberzahlen. Bei 100 ankommenden Flüchtlingen pro Woche wird deutlich, wie ernst die Situation ist.

Die Stadt hat deshalb bei den zur Verteilung zuständigen Bezirksregierungen Düsseldorf und Arnsberg kurzfristig eine Reduzierung der Aufnahmezahl auf nur noch 50 Flüchtlinge pro Woche beantragt.

Eine Reduzierung des Aufnahme-Kontingents gilt als wahrscheinlich, da Krefeld durch die in Forstwald entstehende Erstaufnahmeeinrichtung zusätzliche Unterbringungen angerechnet werden dürften. „Inwieweit die Anzahl an aufzunehmenden Flüchtlingen konkret sinkt, kann ich derzeit aber noch nicht abschätzen“, sagt Zielke.

Zusätzlich verschärft eine seit Ende des vergangenen Jahres gültige Gesetzesänderung zur Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen alleinreisenden Flüchtlingen die Situation, wie Jugendamtsleiter Gerhard Ackermann verdeutlicht. „Pro Jahr kümmern wir uns generell um rund 500 Kinder und Jugendliche, die in Obhut genommen werden müssen. Durch die Gesetzesänderung kommen jetzt noch einmal mindestens 172 weitere junge Menschen aufgrund der Flüchtlingssituation hinzu“, so Ackermann.

Wegen mangelnder Unterbringungsmöglichkeiten würden derzeit 50 junge Leute in Hotels betreut. Bei der Fragen nach möglichen neuen Standorten für die Errichtung weiterer Unterkünfte gibt sich die Verwaltung wortkarg, und verweist auf den nicht öffentlichen Sitzungsteil. Baudezernent Martin Linne erklärt lediglich, dass die Rodungsarbeiten und statischen Prüfungen auf dem Gelände an der Emil-Schäfer-Straße durchgeführt worden seien. Dort könnten Unterkünfte in Holzbauweise für rund 300 Flüchtlinge entstehen. Zudem würde eine Instandsetzung eines Gebäudes auf dem Kasernengelände an der Kempener Allee geprüft.

„Derzeit ist aber nichts entscheidungsreif“, sagt Linne. Zielke verweist darauf, dass die Stadt in den vergangenen Monaten knapp 300 Kräfte eingestellt hat, um die Gesamtsituation stemmen zu können. „Das Problem ist jedoch, dass die Mitarbeiter, die gute Arbeit leisten, oft vom Bund, dem Land oder Nachbarkommunen mit Aussicht auf Beförderungen abgeworben werden“, sagt die Stadtdirektorin.

Lobend äußert sich Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein zum ehrenamtlichen Engagement in der Stadt, ohne das die Situation „wesentlich schlimmer wäre“.