Interview Flüchtlingsrat Richter will rechte Hetzer anzeigen

Ute Richter kämpft für die Integration von Flüchtlingen. Dem Stimmungsumschwung in der Gesellschaft tritt sie entgegen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit 20 Jahren engagiert sich Ute Richter für Flüchtlinge. Während die Akzeptanz vonseiten der Behörden in den Anfangsjahren ihrer Arbeit zu wünschen übrig ließ, kann sich die Vorsitzende des Krefelder Flüchtlingsrates heute auf viel ehrenamtliche Unterstützung verlassen. Dass die Stimmung in Deutschland spätestens seit den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln gekippt ist, musste aber auch Ute Richter erfahren, wie sie im WZ—Interview erklärt.

Frau Richter, welche Gefühle überkommen Sie, wenn Sie sehen, welcher Hass derzeit den Flüchtlingen in Sachsen entgegenschlägt?

Ute Richter: Ich habe mir das lange Zeit nicht vorstellen können, da wir aber selber Verwandtschaft in Ostdeutschland haben, wurde mir schon nach der Wende klar, dass das Unverständnis der Menschen vor Ort gegenüber Ausländern wesentlich größer ist als bei uns.

Ist die Stimmung gegenüber den Flüchtlingen Ihrer Ansicht auch in den vergangenen Wochen generell gekippt?

Richter: Ja, gerade nach den Ereignissen in Köln haben auch wir in Krefeld mitbekommen, dass die Angst der Menschen gegenüber Flüchtlingen zugenommen hat. Auf der Bürgerversammlung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Forstwald hat sich dies deutlich gezeigt.

Wie treten Sie dem Stimmungsumschwung entgegen?

Richter: Wir weisen die Menschen immer wieder darauf hin, welche Bedingungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge herrschen und aus welch schwerwiegenden Gründen sie zu uns fliehen.

Reicht das denn aus?

Richter: Die Menschen hier müssen sich natürlich auch auf die neuen Kulturen einlassen.

Haben Sie das Gefühl, sich teilweise für Ihre Arbeit rechtfertigen zu müssen?

Richter: Früher war dies deutlich schlimmer. Damals herrschte auch vonseiten der Behörden keinerlei Akzeptanz für unsere Arbeit. Heutzutage ist das nicht mehr so. Daran hat sicher auch die Berichterstattung über die Verbrechen in den Herkunftsländern der Menschen ihren Anteil.

Was denken Sie über den Rauswurf der Flüchtlinge in einem Krefelder Fitness-Studio?

Richter: Ich konnte die Geschichte erst nicht glauben und musste sie ein zweites Mal lesen. Ich finde die Gründe fadenscheinig. Wir prüfen gerade im Flüchtlingsrat, ob wir die Möglichkeit haben, Mitgliedskarten in Fitness-Studios zu spenden.

Das wird gerade im Internet auch zu Diskussionen führen...

Richter: Sie spielen auf die Hetze an, die im Netz betrieben wird. Zum Glück bin ich nicht in den sozialen Netzwerken angemeldet, denn ansonsten würde ich mich glaube ich jeden Tag über diverse Kommentare aufregen.

Wer kümmert sich denn bei Ihnen darum?

Richter: Das machen zwei junge Kolleginnen. Bei uns kommt jedoch relativ wenig an. Ich kann mich an eine anonyme Postkarte und eine E-Mail erinnern, in denen unsere Arbeit kritisiert wurde.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft forderte die Bürger dazu auf, die Hetzer anzuzeigen...

Richter: Diese Meinung vertrete ich auch.