Buchvorstellung Forstwald: Von der Heide zum Stadtteil

Jürgen Reck ist mit offenen Augen und seiner Kamera durch Forstwald gelaufen — und hat nun ein Buch über den Stadtteil veröffentlicht.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Auf ihm endlos scheinenden Stunden im Zug von und zur Arbeit kam dem diplomierten Vermessungsingenieur Jürgen Reck die Idee, ein Buch über Forstwald zu schreiben. Dann kam der Ruhestand und mit ihm die drängende Frage: „Was machst Du dann?“

Foto: Dirk Jochmann

2011 begann er, gezielt in Archiven zu recherchieren. Doch aus einer zügigen Arbeit an seinem jetzt erschienenen Buch „Forstwald — Die Entwicklung eines Stadtteils“ wurde erst einmal nichts, denn andere Projekte rund um die Vergangenheit des Stadtteils reizten ihn ebenso. Seinen Plan verlor er dabei nicht aus den Augen, denn Neubürger erzählten immer wieder, dass sie relativ wenig über ihren Stadtteil Forstwald wissen. „Eine Lieblingsfrage ist dabei: Seit wann gibt es in Forstwald einen Bahnhof?“, berichtet er. Und er kann dann damit überraschen, dass bereits 1847 die Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn-Gesellschaft mit dem Bau der Linie von Homberg über Crefeld nach Gladbach begann, die 1849 in Betrieb genommen wurde.

Foto: Dirk Jochmann

Doch ein Bahnhofsbau in Forstwald war damit noch nicht verbunden, denn man ging von zu wenigen Fahrgästen aus. Aber eine kreative und heute unvorstellbare Lösung hatte die Bahngesellschaft, um die Ausflügler an den grünen Stadtrand von Krefeld zu bringen: Die Züge hielten auf freier Strecke an und die Ausflügler durften ein- und aussteigen.

Ab 1906 konnte dies in Forstwald dann entschieden sicherer auf einem ordentlichen Bahnhof geschehen. Für einen Vermessungsingenieur im Ruhestand führe kein Weg daran vorbei, dem Leser seines Buches eine Auswahl an Karten und Plänen zu bieten, betont Jürgen Reck. Die entsprechenden Ausschnitte aus der Tranchot Karte (1815-1828), der Karte von Michael Buyx (circa 1825) (das Foto zeigt ein Original aus dem Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer) oder einer Karte von 1858 aus den Sammlungen der Universität Münster geben Vorstellungen wie es dort im 19. Jahrhundert aussah.

Auf der Karte von 1858 ist auch der schnurgerade Verlauf der Bahnlinie eingetragen und auch das älteste Gebäude von Forstwald, das Forsthaus. Dieses ist eng mit der Familie Schumacher verbunden, denn Gerhard Schumacher erbaute es 1838 als Sommersitz auf Gelände, das er 1822 ersteigert hatte. Gleich machte er sich daran, die Heidelandschaft aufzuforsten. Dass es Ärger gab, weil sein Wald nicht bei allen auf Wohlwollen stieß, beweist ein abgedruckter Beschwerdebrief Schumachers schon aus dem Jahr 1823.

Mit Akribie und einer Kamera ist Reck durch Forstwald gegangen und hat Gebäude fotografiert, denen er in seinem Buch auch zahlreiche historische Ansichten gegenüber stellen kann. Von öffentlichen Gebäuden bis zu Bauernhöfen rund um den Forstwald bietet Reck Interessantes in Wort, Foto und oft auch Plänen und Karten.