Bildband Ein Bildband soll die Sehnsucht stillen
Krefeld · Vor zehn Jahren eröffnete die Krefelderin Esther Zulauf ihr Antiquariat in Linn — jetzt hat sie einen Buch über den Stadtteil veröffentlicht.
Wer weiß noch, dass es mit dem Römer- und Elt-Bad früher in Linn zwei Freibäder gab? Oder dass einst etwa 20 Gaststätten und Restaurants im Stadtteil existierten? Und wer kennt noch den Lebensmittelladen von „Arnold Schreck an de Eck“, Rheinbabenstraße 133? Esther Zulauf hat das alles recherchiert. Denn sie ist Linnerin mit Leib und Seele. Sie wohnt dort, betreibt seit zehn Jahren ihr kleines Antiquariat „Esther & Isabelle“ an der Rheinbabenstraße und hat ihren Stadtteil nun in einem gerade neu erschienenen Buch beschrieben. Der Bildband ist mit „Krefeld Linn – Ein Blick in die Vergangenheit – 1900 bis 2020“ überschrieben. Linn erscheint in fetten Lettern, Krefeld ist mager gedruckt.
„Ich hatte schon immer Anfragen von Kunden nach einem Buch mit historischen Bildern von Linn“, berichtet die 49-Jährige, die im Hauptberuf Erzieherin ist. „Es gab keines. Also habe ich es geschrieben. Gemeinsam mit Sonja Fernandes entstand so die Idee, einen Bildband über Linn zu schaffen, mit viel Fotomaterial und begleitendem Text.“ Zum zehnjährigen Bestehen ihres Antiquariats, das übrigens ihre beiden Vornamen trägt, liegt das gut recherchierte und liebevoll geschriebene Werk nun auf dem Tisch.
Ihre Zuneigung zu Büchern entstand sozusagen in drei Schritten: „Ich habe schon immer gerne Trödelmärkte bestückt und besucht“, erzählt sie, die somit ein Auge für alte Sachen hat. „Einmal war ich auf dem Wertstoffhof und habe Müll weggebracht, als ich eine Frau traf, die ihren Buchbestand dorthin brachte. Ich habe sie angesprochen, denn ich fand, dass diese Werke viel zu schade für den Müll waren. Wir trafen uns bei ihr zu Hause, denn dort waren noch viel mehr.“
Zulauf übernahm die Bücher – hauptsächlich mit den Themen Geschichte und Kunst – und gründete zuerst einen Online-Handel. „Dann entdeckte ich das Haus auf der Rheinbabenstraße 129 und eröffnete vor zehn Jahren mit einem kleinen Sortiment.“ Ihr kleines Antiquariat habe sich schnell gut entwickelt, erklärt sie. Darin stapeln sich im Erdgeschoss nun rund 10 000 Werke aus Haushaltsauflösungen oder von Leuten, die Bücher verkaufen. Weitere 20 000 liegen noch im Lager. In einem Fenster hat sie Krefeld-Literatur ausgestellt.
Nun ist Zulauf selbst zur Autorin geworden. Sie habe es als sehr unterhaltsam erfahren, in der Linner Geschichte zu stöbern, sagt sie und lächelt. „In meinem Buch finden sich, in sieben Kapitel unterteilt, historische Abbildungen von der Burg Linn, von Straßen, Plätzen, Geschäften und Restaurants.“ Es gibt viele Aufnahmen aus der heutigen Zeit, die sie den historischen Abbildungen gegenübergestellt hat, um die Veränderungen im Ortsbild sichtbar zu machen.
So erfährt der Leser bei der Reise in die Vergangenheit, wie der Andreasmarkt vor dem Bau des Deutschen Textilmuseums aussah, wie früher der zugefrorene Burgweiher von den Bürgern bespielt wurde oder wo die Alte Post stand. Darüber hinaus werden in einem Kapitel die Schützen- und Gartenbauvereine des Stadtteils vorgestellt und in einem anderen kleine Linner Geschichten erzählt, beispielsweise über das Café Konkurs oder über das Hochwasser im Jahr 1920. „Was ich in den vielen Gesprächen mit Linnern immer festgestellt habe, ist die Sehnsucht der Menschen nach den alten Zeiten, nach Bildern aus ihrer Vergangenheit, ihrer Kindheit, nach Gebäuden, Straßen und Geschäften. Alle haben mir bei der Recherche geholfen, ebenso wie die Mitarbeiter des Stadtarchivs“, sagt Zulauf.