OB-Wahl Krefeld Frank Meyer: Der Mann der Krefelder Herzen
Frank Meyer muss zu Beginn des Duells einstecken, hat das Publikum aber auf seiner Seite und wirkt deutlich emotionaler als sein Gegenüber.
Krefeld. Frank Meyer mischt sich noch mal unter die Hörerschaft. Kurz vor Beginn des Rededuells schüttelt der OB-Kandidat der SPD noch ein paar Hände. Peter Vermeulen steht da bereits längst zwischen den beiden Moderatoren der Veranstaltung. Meyer hingegen sucht bis zuletzt die Nähe zu den anwesenden Zuhörern, von denen zweifellos ein Großteil auch zu seiner Anhängerschaft gehört.
Beim letzten Foto des WZ-Fotografen nörgelt Meyer noch mal. Fotos sind nicht seine Lieblingsaufgabe. Dann geht’s auch für den 41-Jährigen ans Rednerpult. Meyer flüstert Vermeulen seine Meinung ins Ohr Kurze Zeit später wird klar, dass sich die beiden Kandidaten bis auf das nahezu identische Krawattenmuster gänzlich unterscheiden. Während Meyer die Vorstellung seines Gegenübers für ein Rededuell locker gelingt, er dabei sogar eine Niederlage im Kickern eingesteht, muss er danach einstecken.
Vermeulen wird persönlich, spricht Meyer ab, eine Familie und einen richtigen Studienabschluss zu haben. Der SPD-Kandidat ist überrascht und gereizt, der lockere Auftakt vorüber — das Publikum aber schlägt sich fortan erst einmal auf Meyers Seite und macht damit deutlich, dass dieses Duell von Publikumsseite aus nicht durch primitive Seitenhiebe entschieden wird.
Ein direkter Konter bleibt zunächst von Meyer aber aus. „Ich glaube, die Aussagen sprechen für sich“, sagt Meyer und erntet mächtig Applaus. Der SPD—Mann scheint aber auch zu überrascht, um mit einer pfiffigen Erläuterung seinem Kontrahenten für dessen Äußerungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Meyer versucht, die Situation unter vier Augen zu lösen und flüstert Vermeulen seine Meinung ins Ohr. Es ist nicht seine Art, der Überspitztheit seines Gegners öffentlich entgegenzutreten.
Nach dem Einstieg in die Diskussion jedoch kommt Meyer in Fahrt und wehrt sich. Der SPD—Mann macht von Beginn an klar, dass er sich als Krefelder Politiker zum Anfassen sieht. „Und dazu gehört sicherlich auch mehr als ein paar Bänder durchzuschneiden“, sagt Meyer süffisant in Richtung Vermeulen, der dies zuvor als eine der besten politischen Fähigkeiten Meyers titulierte.
Trotz des Konters will der SPD-Mann mit fachlicher Kompetenz punkten. Bis seine Aussagen zu den wichtigen Themen konkret werden, dauert es jedoch einige Zeit. Sie fällt beim Thema Museumsleitung. „Ich halte für die Zukunft zwei Leiter für die Krefelder Museen für sinnvoll in Krefeld“, sagt Meyer, der die pädagogische Arbeit von Textilmuseumsleiterin Annette Schiek heraushebt.
Bei der Frage nach dem Haushalt, teilt Meyer dann erstmals aus. „Sie haben doch bei der Haushaltsberatung nur den Tribünenplatz eingenommen“, sagt Meyer in Richtung Vermeulen. Die Devise Meyers ist klar: Als langjähriger Ratsherr stellt er immer wieder heraus, dass er sich seit Jahren für Veränderungen und Verbesserungen in Krefeld einsetzt. Als klassischer Gegenspieler dient ihm dabei die langjährige Schwarz-Gelbe Ratsmehrheit, die Krefeld erst in die seit Jahren schwierige Haushaltslage geführt habe, so Meyer.
Der SPD—Kandidat wirkt bei Themen wie Bürgerbeteiligungen, nötigen Veränderungen in der Verwaltung und in den Bildungsstätten deutlich emotionaler als sein CDU—Konkurrent. Hinzu kommt ihm mehrfach der Satz über die Lippen: „Ich werde dieses Thema als Oberbürgermeister angehen“. Meyer verspricht, sich im Sinne aller Krefelder um vieles zu kümmern, sollte er am 13. September gewählt werden.
Während Vermeulen oft den Blick aus Mülheim oder Düsseldorf auf die derzeitige Verwaltungssituation einfließen lässt, bleibt Meyer an diesem Abend dabei, sein Augenmerk auf Krefeld zu legen.
Als Innenstadtbewohner von der Nordstraße vergisst er dabei nicht, dass Wahlen in Krefeld größtenteils von den Anwohnern der großen Stadtteile entschieden werden. „Ich denke, dass viele Probleme und notwendige Veränderungen in der Vergangenheit beseitigt wurden, die den Innenstadtbereich betrafen — auch deswegen müssen wir jetzt genau hinschauen, was in den Stadtteilen zu tun ist“, sagt Meyer.
Konkrete Aussagen zu möglichen Veränderungen in den Stadtteilen liefern beide Kandidaten nur andeutungsweise. Eine letzte große Uneinigkeit herrscht zwischen den Kandidaten beim Thema U3-Betreuung. Während Meyer der Verwaltung vorwirft, nicht für die Zukunft vorgesorgt zu haben, schüttelt Vermeulen mit stoischer Ruhe nur den Kopf und erklärt, — wie so oft an diesem Abend — dass dies Versäumnis des Landes sei. Der ganz große Schlagabtausch bleibt auch am Ende aus. Meyer erklärt sich als Bürgermeister für alle Krefelder. „Trotzdem bleibe ich Sozialdemokrat“, sagt Meyer.