Gemeinsam gegen die Sucht
Robert Wesche wurde mit dem Stadtsiegel ausgezeichnet. Er war selbst abhängig und hilft nun anderen.
Robert Wesche gründete vor 20 Jahren die Gruppe „Quelle der Hoffnung“. Ihr Angebot richtet sich an Alkohol- und Medikamentenabhängige und ihre Angehörigen. Jeden Montag treffen sich bis zu 50 Menschen im Gemeindehaus der Alten Kirche, die sich dann auf drei Gesprächsrunden aufteilen. Bei Rückfällen bietet der Kreis Hilfe zur Selbsthilfe an. Darüber hinaus begleiten die Gruppenleiter Abhängige auch zur Entgiftung und machen Hausbesuche.
Frank Meyer, Oberbürgermeister
Im Jahr 2011 hat sich der gemeinnützige Verein „Quelle der Hoffnung“ gegründet, dessen Vorsitzender Wesche ist. Der Verein hilft, die Finanzen der Gruppe aufzubessern, engagiert sich bei der Aufklärungs- und Präventionsarbeit zum Thema Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, insbesondere an Schulen und in Betrieben. Dafür wurde Robert Wesche nun für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Stadtsiegel geehrt. Oberbürgermeister Frank Meyer übergab die Auszeichnung im historischen Ratssaal.
Wesche war lange Zeit selbst alkoholkrank. Mit 15 Jahren trifft er zum ersten Mal auf das, was ihn beinahe ins völlige Abseits gedrängt hätte: den Alkohol. Nach einem letzten schweren Exzess mit 40 Jahren folgt die Umkehr. Wesche war arbeitslos geworden — und dann trank er. Vier Wochen am Stück. „Dann meldete sich bei ihm eine innere Stimme, es meldete sich der Überlebenswille“, so Oberbürgermeister Frank Meyer. Es war der 23. Februar 1985. Er wusste, dass er nicht noch tiefer abrutschen wollte, gar in der Obdachlosigkeit landen. Diese Angst spielte auch eine Rolle.
Er begann eine Therapie, seit 1985 ist Wesche ein trockener Alkoholiker, er selbst bezeichnet sich als „zufrieden frei“. „Am Anfang der Freiheit von Robert Wesche stand die Erkenntnis der eigenen Schwäche und Hilflosigkeit. Diese Selbsterkenntnis hat ihn dazu gebracht, Hilfe zu suchen“, so Frank Meyer.
Nach seiner Therapie hat er zunächst die Unterstützung anderer Selbsthilfegruppen gesucht, 1997 folgte dann die Gründung der Gruppe „Quelle der Hoffnung“. „Therapeutische Maßnahmen mögen helfen, den Alkoholmissbrauch zu überwinden, aber den dauerhaften Rückhalt, den Abhängigkeitsgefährdete brauchen, um nicht einen Rückfall zu erleiden, liefern vor allem Selbsthilfegruppen wie die ,Quelle der Hoffnung’. Ihr Beitrag ist unschätzbar“, betont der Oberbürgermeister.