Krefeld/Meerbusch Gewerbegebiet: Krefeld und Meerbusch auf Firmenfang

Beide Städte planen an der A 44 ein gemeinsames Gewerbegebiet mit 121 Hektar Größe. Bedenken gibt es vor allem bei den Bauern, denen Flächen fehlen.

Krefeld/Meerbusch. Bei seiner Arbeit neigt Martin Linne nicht zur Euphorie. Wenn der Krefelder Planungsdezernent für seinen Standpunkt wirbt, dann eher auf die ruhige, sachliche Art. Nicht so beim interkommunalen Gewerbegebiet an der A 44. Bei diesem Thema gerät der Beigeordnete fast schon ins Schwärmen. „Der Standort gehört zu den Top 5 in NRW. Besser geht es nicht. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, sagt Linne.

Es geht um ein Projekt, das die Landschaft zwischen Krefeld und Meerbusch grundlegend verändern würde (siehe Grafik). Beide Städte planen gemeinsam nördlich und südlich der Autobahn ein Gewerbegebiet mit einer Größe von 121 Hektar. Dies entspricht etwa 170 Fußballfeldern. Linnes Zeitplan ist ehrgeizig: Schon im Jahr 2019 sollen sich die ersten Firmen ansiedeln.

Allerdings stößt das Vorhaben auf Widerstand. Zum Beispiel bei der Landwirtschaftskammer NRW. Deren Experte Christian Hoffmann beklagt, dass den Bauern immer weniger Boden zur Verfügung steht. „Die Flächen müssen für die Landwirtschaft erhalten bleiben“, fordert er. „Das ist ein Sahnestandort.“

Laut Hoffmann handelt es sich entlang der A 44 um Böden von „sehr, sehr hoher Wertigkeit“. Sie seien zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse bestens geeignet. Die Pachtpreise lägen zwischen 1000 und 1500 Euro pro Hektar und Jahr. „Diese Preise zählen zu den höchsten in ganz Deutschland.“

Eine völlig andere Sicht auf die Dinge hat Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Für ihn geht es um Wertschöpfung und Arbeitsplätze. „In Meerbusch stehen bisher nur 1,84 Prozent der Fläche für Gewerbe und Industrie zur Verfügung, in Krefeld sind es 7,77 Prozent — und diese Areale sind fast alle belegt“, so Steinmetz. Das Gelände biete aufgrund seiner Anbindung (Flughafen, Autobahn, K-Bahn) ideale Voraussetzungen.

Die Kritik, es gehe um Logistikbetriebe, die viel Fläche verbrauchen und nur wenige Arbeitsplätze schaffen, weist Steinmetz zurück. Logistik sei nur auf einer zehn Hektar großen Teilfläche vorgesehen. „Im Vordergrund stehen Büros, Produktion, Gewerbe und Handwerk“, sagt der Wirtschaftsvertreter.

Während es in der Krefelder Politik eine klare Mehrheit für das Projekt gibt, könnte das interkommunale Gewerbegebiet am Veto aus Meerbusch scheitern. Das Areal habe viel größere Ausmaße angenommen als gedacht, ist von vielen Seiten zu hören. CDU und Grüne bilden in Meerbusch eine Ratsmehrheit. Ob es genügend Stimmen für das Vorhaben gibt, ist aber zweifelhaft.

„Angesichts der stark begrenzten noch verbliebenen Gewerbeflächen steht fest, dass das Areal eine wichtige Zukunftsoption ist, um Gewerbe anzusiedeln und Gewerbesteuern generieren zu können“, teilt Meerbuschs Sprecher Michael Gorgs mit. Das sei auch auch die Auffassung von Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU).

Der Krefelder Rat wird das Projekt schon am Mittwochabend auf dem Weg bringen. Als Basis dient dabei ein Gutachten des Kölner Büros Drees & Sommer. Demnach soll das Gewerbegebiet zur Schaffung von rund 5100 Arbeitsplätzen führen. Das Verkehrsaufkommen wird auf 15 500 Kfz-Fahrten pro Tag beziffert, davon 1300 Lkw-Fahrten. Die Erschließung erfolgt von Krefelder Seite über eine Umgehungsstraße, die 2018 fertig sein soll. Von dort führt ein Tunnel unter der A 44 auf das Meerbuscher Gebiet.

Obwohl die Flächenanteile unterschiedlich sind, wollen sich Krefeld und Meerbusch die Kosten zur Bereitstellung des Areals und künftige Steuereinnahmen im Verhältnis 50/50 teilen. Entsprechende Verträge sind in Arbeit.

Zunächst müssen beide Städte aber sehr viel Geld in die Hand nehmen, denn die Ackerflächen des geplanten Gewerbegebietes befinden sich in privatem Eigentum. Bei einem geschätzten Kaufpreis von etwa zehn Euro je Quadratmeter, handelt es sich um Grund und Boden im Wert von immerhin rund 120 Millionen Euro.