Geschichte Zeitungssammler aus Leidenschaft

Stadtteile · Der Krefelder Hans-Ulrich Nieter hat sich beruflich und auch privat dem Zeitungswesen verschrieben.

 Hans-Ulrich Nieter ist leidenschaftlicher Sammler von journalistischen Zeitzeugnissen.

Hans-Ulrich Nieter ist leidenschaftlicher Sammler von journalistischen Zeitzeugnissen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zwar hat Hans-Ulrich Nieter seine Sammlung zur europäischen Zeitungsgeschichte mit fast 7000 Dokumenten vor einiger Zeit verkauft, doch die „Kostbarkeiten“, wie er sagt, blieben in seinem Besitz. Der 88-Jährige, der mit seiner Frau Traute, früher Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, vor einigen Monaten noch im größten Land der Erde war, hat jetzt seine Vitrinen geöffnet und erzählt aus vielen Jahren Zeitungs-Sammler-Leidenschaft.

Journalisische Begriffe
und ihre Bedeutung

„Im 16. Jahrhundert war Venedig das Zentrum des europäischen Nachrichtenwesens“, berichtet der frühere Verleger. „Dort trafen aus aller Herren Länder Nachrichten mit den Handelsschiffen ein. Sie wurden handschriftlich niedergelegt und gegen eine Silbermünze, die den Wert von zwei Soldi hatte, verkauft. Diese Silbermünze wurde im Volksmund Gazetta genannt. Die Gazette war geboren.“

Eine weitere Anekdote berichtet über die Entstehung der „Ente“. Nieter: „Der Ausdruck Ente für eine Falschmeldung in der Zeitung hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Es gibt die  Deutung, dass der Ausdruck im Sinne von ,Lüge’ zurückführt auf den Vermerk n. t., was für non testatum stehen könnte. Damit haben Zeitungsredaktionen unverbürgte Meldungen versehen. Aus dem Kürzel, das ist eine n. t.-Meldung, könnte durch Weglassen des Wortes Meldung durchaus die Kurzfassung, das ist eine n. t., sprich ,Ente’ entstanden sein.“

Das Ergebnis einer jahrzehntelangen Arbeit

Hans-Ulrich Nieter treibt die Liebe zum geschriebenen Wort. Vor Jahrzehnten begann er mit seiner Sammlung, die auch mit Ausgaben ausländischer Zeitungen bestückt ist. „Ich nahm an einem Kongress der Deutschen Zeitungsverleger teil. Dort gab es einen Stand mit historischen Blättern. Das fand ich so interessant. Danach habe ich alle Antiquariate besucht, die ich finden konnte. Auch in der DDR.“

Bei den Exponaten handelt es sich unter anderem um Flugblätter aus dem 16. Jahrhundert, Einzeltitel aus Deutschland, Österreich und weiteren europäischen Ländern ab dem frühen 17. Jahrhundert. Auch themenbezogene Objekte, die alle Verlagssparten beschreiben wie Verlag, Redaktion, Zensur, Anzeigen, Druck, Vertrieb und Werbung, gehören dazu. Die Kostbarkeiten der in Krefeld verbliebenen Sammlung gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Genau von 1546 zeugt das Blatt der „Newe Zeittung“. Sie wurde „von einem glaubwürdigen an ein hohe Person geschrieben“.

Zeitung vor
mehr als 400 Jahren

Nieter weiß, dass damals Halbjahreszeitungen wie „Der Hinckende Both“ von 1589 erschienen. Die Illustration auf dem Deckblatt verdeutlicht den Boten mit Holzbein. „Das rührt aus dem Krieg her“, sagt er. Von 1591 datiert die Abhandlung des berühmten Kölner Philosophen Godtfridt von Kempen. Er schrieb 1591 die „historica Novem Mensium“. Erst um 1620 kam die erste „wöchentliche Zeitung Hamburg aus mehrerley Örther“  heraus. Statt einer Überschrift trugen die Meldungen frühere Ortsmarken wie Rohm, Venedig, Paris oder Wien, Städte, aus denen die Nachrichten kamen. Der Zeitungsexperte blickt auch auf ein eigenes Blatt zurück: „Als ich vor vielen Jahren mit meiner Frau unter unserem Kirschbaum saß und unseren drei Kindern im Sandkasten zusahen, sagte ich, es sei eine verantwortungsvolle Aufgabe, Kinder groß zu ziehen. Darüber solle man eine Zeitschrift herausgeben. Meine Frau ermunterte mich. So entstand ,Eltern’.“