Krefeld hautnah Ärger über Müll vor Fabrik Heeder

Krefeld. · Anwohner und Geschäftsleute kritisieren den Zustand des Platzes der Wiedervereinigung. Die Stadt betrachtet ihre Reinigungsarbeit als „in der Regel ausreichend“.

Pizza-Kartons und anderer Unrat haben sich in der Gegend um die Fabrik Heeder angesammelt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Marlis Fischbach wählt deutliche Worte. „Total versifft“ und „keine Werbung für Krefeld“, so beschreibt die Anwohnerin die  Umgebung rund um die Fabrik Heeder.

Fischbach ist genervt vom Erscheinungsbild des Platzes der Wiedervereinigung. Dort, wo es eigentlich mit Gastronomie und Theater so schön sein könnte, liegen regelmäßig Verpackungsmüll und Schnapsflaschen herum.

Die Mülleimer sind immer wieder überfüllt. Sie verstehe sogar, dass sich beispielsweise Jugendliche gerne auf dem Platz treffen, sagt Fischbach.

Potenzial zum
Aushängeschild für die Stadt

Doch so extrem müsse es nicht zugehen. „Wenn Gäste vom Bahnhof kommen, macht der Zustand des Platzes keinen guten Eindruck“, sagt Fischbach. Dabei steckt in dem markanten roten Fabrik-Bau mit seinen weißen Fensterrahmen samt Fläche davor gegenüber dem Bahnhofsvorplatz das Potenzial zum Aushängeschild für die Stadt.

Doch das fällt wohl nur noch wenigen auf. Rund um den Platz findet Fischbach Unterstützer für ihre Kritik. Bo Trost betreibt dort sein Restaurant Kulisse, ein Lokal mit durchaus gehobenem Anspruch. Filetspitzen vom irischen Rind stehen auf der Abendkarte, am Sonntagmorgen gibt es Brunch – nur der Anblick wenige Meter vor der Tür passt nicht dazu.

„Jeden Sonntag räume ich erst mal eine halbe Stunde den Müll vor dem Eingang weg“, sagt Inhaber Trost. Er bangt bereits vor den Sommermonaten, wenn auf dem Platz noch mehr los ist. „Letzes Jahr stand zu der Zeit hier für zwei Wochen ein Sofa ’rum.“

Trost kann zahlreiche solcher Chaos-Anekdoten erzählen. Der Wirt wünscht sich, dass der Platz ein schmuckes Portal der Stadt wird.

Doch so recht glaubt er offenbar nicht daran. „Teilweise urinieren die Leute hier am helllichten Tag auf den Platz“, sagt Trost. Da solle die Stadt doch bitte etwas tun. Vielleicht müsse das Ordnungsamt noch häufiger ausrücken.

Er erlebt, dass sich die Behörden immer wieder um Präsenz bemühen. Die Polizei sei zum Beispiel im Sommer oft vorgefahren. Aber so recht lassen sich die Gruppen auf dem Platz offenbar nicht bremsen. Daher würde es Trost schon freuen, wenn die Stadt häufiger sauber machen kommt.

Reger Publikumsverkehr
und bauliche Situation

Der Verwaltung ist die Lage bekannt. Der rege Publikumsverkehr trage wie die bauliche Situation sicher dazu bei, dass sich Müll sammeln könne, sagt ein Sprecher des zuständigen Kommunalbetriebs auf Anfrage. Der Wind zwischen Bahnhof und Fabrik Heeder könne Müll an Stufen und Kanten treiben.

Gereinigt werde der als öffentliche Grünfläche geführte Platz regelmäßig, heißt es dazu. Ein Mal pro Woche werde herumliegender Abfall eingesammelt.

Die Mülltonnen ließ die Stadt bis zum Jahresende 2018 ein Mal die Woche leeren, seit Anfang Januar sind die Mitarbeiter dafür zumindest zwei Mal pro Woche vor Ort. „Das sollte in der Regel reichen“, stellt der Sprecher des Kommunalbetriebs fest.

Helmut Wenderoth muss nur aus seinem Büro schauen, um zu wissen, was auf dem Platz der Wiedervereinigung los ist. Er ist Leiter des Kresch-Theaters in der Fabrik Heeder.

Auch ihm wäre weniger Müll lieber. „Ich würde meinen Pizza-Karton in die Mülltonne werfen“, sagt der Kreative.

Dass viele auf dem Platz das offenbar anders sehen, betrachtet er vergleichsweise gelassen. Er sieht das Müllproblem als Symptom weiterer ungelöster Probleme. „Ich spreche die Jungs hier an und erkläre denen, dass der Müll woanders hingehört“, sagt Wenderoth. Überreaktionen habe er dabei bislang nicht erlebt.

Daraus zieht er den Schluss, dass Kommunikation hilft. Man müsse den Menschen schlicht in Ruhe erklären, dass gewisse Regeln gelten.

Senioren und Jugendliche kommen zusammen

Gerne würde Wenderoth die Menschen vor seiner Tür in Kulturprojekte einbinden. Das schaffe eine gemeinsame Basis.

Eigentlich sieht Wenderoth  Chancen in den Gruppen, die sich dort treffen. Besonders im Sommer kommen Senioren aus dem angrenzenden Altenheim und Jugendliche vor der Fabrik Heeder zusammen.

Etliche Nationalitäten, etwa Afrikaner und Russen, seien vertreten, berichtet Kresch-Chef Wenderoth und schwärmt: „Das sind schöne Bilder.“ Wenn das auch vom Erscheinungsbild des Platzes behauptet werden könne, dann hätte die Stadt Krefeld wohl eine vorzeigbare Ecke mehr.