Hier steht Selbstreflexion auf dem Stundenplan
An der Christophorusschule am Helios lernen psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Das Ziel: die Rückkehr an die Regelschule.
Süd. Endlich wieder den Weg in die Schule wagen, mit Lehrern und Mitschülern gewaltfrei umgehen, sich besser im Unterricht konzentrieren können: Das sind einige der Wünsche, die die Schüler der ans Helios-Klinikum angegliederten Christophorusschule in der LVR-Tagesklinik haben. Während ihrer tagesklinischen Behandlung werden die Patienten mit verschiedenen psychiatrischen Problemen — Depressionen, Ängste oder posttraumatische Belastungsstörungen — in der Christophorusschule unterrichtet und auch bezüglich ihrer weiteren Schullaufbahn beraten.
Monika Nordmann, Schulleiterin
So unterschiedlich wie die Krankheitsbilder sind auch die Jahrgangsstufen und Schulformen der Patienten. Zur pädagogischen Grundausrichtung der Christophorusschule gehört es daher, die persönliche Situation und Lerngrundlage eines jeden Schülers sorgfältig zu erfassen, um jeden individuell fördern zu können. Die Schüler werden täglich in kleinen heterogenen Lerngruppen mit einem Bezugslehrer unterrichtet. „Für unsere Schüler sind zunächst der Wiederaufbau von Selbstvertrauen und die psychische Stabilisierung nach oft jahrelangen kritischen Lebenserfahrungen bedeutend“, weiß Schulleiterin Monika Nordmann.
Selbst im Unterricht aktiv zu werden, das ermögliche ein positives Selbsterleben und steigere nicht nur das schulische Selbstbewusstsein. Auch Formen der Selbstreflexion finden im Klassenzimmer Beachtung. Für die nach dem Aufenthalt in der Tagesklinik anstehende Rückführung in das normale Schulsystem sei es äußerst wichtig, auch kooperative Lernformen einzubinden, um soziale Verhaltensweisen für den normalen Klassenverband in der Regelschule zu üben.
Die schulische Arbeit der Lehrkräfte ist eng mit der therapeutischen Arbeit der Tagesklinik verknüpft: In den wöchentlichen Teamsitzungen, bei der Krisenintervention, aber auch bei den Perspektiven für die weitere Begleitung dieser Schüler ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den zuständigen Ärzten, Psychologen und Therapeuten von grundlegender Bedeutung. „Die Rückführung in die bisherige Schule gelingt uns leider nicht bei allen Schülern. Häufig müssen wir andere Förderorte finden, die unseren Schülern neue Perspektiven bieten“, betont Nordmann. Hier stoße das ohnehin stark belastete Regelschulsystem häufig an Grenzen. Die Schulen seien unter den aktuellen Bedingungen nicht immer in der Lage, Schüler mit psychiatrischen Auffälligkeiten im Unterrichtsalltag adäquat zu begleiten und als System zu tragen. Daher brauche es nicht nur neue Möglichkeiten einer engmaschigen schulischen Wiedereingliederung der Patienten nach Klinikaufenthalt, sondern auch eine stärkere Unterstützung durch pädagogische Fachkräfte wie Sozialarbeiter, meint die Leiterin der Christophorusschule. Eine enge Kooperation mit außerschulischen Institutionen sei notwendig, um gerade diese Schülergruppe sinnvoll und kontinuierlich pädagogisch anzubinden.
Die Lehrkräfte der Christophorusschule empfehlen vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrung den Lehrern der Regelschule deutlich, die Eltern von Schülern mit entsprechenden Problemen möglichst früh zu einem Aufenthalt in einer Tagesklinik zu beraten. Nur so könnten präventive Hilfsmaßnahmen frühzeitig eingeleitet werden. „Je jünger die Kinder sind, desto mehr kann häufig auch schulisch ausgerichtet werden“, so Nordmann.
Die Christophorusschule sehe sich in der Verantwortung, Lehrern der Heimatschulen mehr Hilfestellung im Umgang mit psychisch erkrankten Schülern zu geben. Eine stärkere Vernetzung auf kommunaler Ebene sei angedacht — insbesondere im Hinblick auf die Kooperation mit außerschulischen Institutionen. Red