Stadtentwicklung Historisches Pflaster auf der Bismarckstraße verschwindet zugunsten von Parkfläche

Krefeld · Vor 130 Jahren entstand das Bismarckviertel als gehobenes Wohngebiet für das Bürgertum. Wegen immer höherem Parkdruck und schwereren Autos tauscht die Stadt die ursprüngliche Pflasterung gegen Betonsteine aus.

Durch das Parken auf den Bürgersteigen der Bismarckstraße ist das historische Pflaster kaputt gegangen. Jetzt wird es erneuert. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

130 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass die erste Stadterweiterung im Osten der Stadt Form annahm. Am 16. Juli 1891 erhielten der Bismarckplatz, Bismarckstraße und Hohenzollernstraße ihren Namen. Vor allem das Großbürgertum baut dort repräsentativ gehaltene Wohnhäuser und Villen, die ersten im Stil des Historismus. Vorgärten entstehen nach preußischem Vorbild ebenso wie zum Flanieren einladende üppige Bürgersteige, die mit Granitpflaster, Basaltbordsteinen, Natursteinplatten aus „Niedermendiger" Basalt und Bischofsmützen in Abwechslung mit Mosaiksteinen gestaltet wurden. Der letzte noch erhaltene Abschnitt aus dieser Zeit vor den Hausnummern 53 bis 57 ist jetzt vom Kommunalbetrieb raus gerissen worden.

Diese alte und kostspielige Verlegetechnik nennen die Fachleute „Preußischer Verband“, bestehend aus Platten, verlegt im Diagonalverband, eingefasst von zwei Mosaikstreifen. Doch diese Art der Pflasterung eigne sich nicht für Pkw-Parkflächen“, sagt Stadtsprecher Dirk Senger. Durch die tags und nachts dort parkenden Autos sind Schäden im Mosaikpflaster aufgetreten. Zwei Jahre lang hat sich der Kommunalbetrieb das angesehen - und jetzt den Auftrag zur Erneuerung vergeben.

Aus unterhaltungstechnischen Gründen sei eine Pflasterung der Parkfläche sowie eine Plattierung des Gehweges die sinnvollste und haltbarste Form der Befestigung. Diese Bauweise dominiere bereits den größten Teil der Bismarckstraße und zwar von Bismarckplatz bis Moerser Platz. Alternativ hätte man das Beparken des Seitenstreifens unterbinden müssen, da die Preußische Bauweise ein dauerhaftes Befahren ohne Schäden nicht zulässt.

Dass diese Form der Pflasterung sehr wohl das tägliche Befahren ausgehalten hat, zeigen die nicht größer gewordenen Schadstellen. Auch die beauftragte Fachfirma hatte Mühe, dass seit über 100 Jahren dort liegende kleine Mosaik-Pfaster aus seinem nachträglich aufgebrachten Spießbett zu schlagen.

Max Heydweiller, Geschäftsführer des Jentges’schen Grundbesitzes und Parkliebhaber, ließ1891 auf eigene Kosten Straßenzug und Grünanlagen der Hohenzollernstraße anlegen, initiiert die Anlage auch von Bismarckstraße und Bismarckplatz. „Die großzügigen Anlagen waren Ausdruck einer großzügigen Stadtplanung“, beschreibt die Krefelder Baudenkmalstiftung in Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Krefeld 1996). Weder die Denkmalpflege noch die Bezirksvertretung Mitte waren von dieser Baumaßnahme informiert.

Somit verschwindet ein weiteres Teilstück des historischen hochwertigen Pflasters zugunsten von Parkflächen – inmitten der Verkehrswende. Wenn es nach dem Mobilitätskonzept geht, wird es künftig Quartiersgaragen geben und verkehrsberuhigte Fahrradstraßen.