Zukunftsdialog Im Einsatz für die Zukunft der Krefelder

Die SPD ist in ihre Dialogreihe mit vielen Bürgern an der VHS gestartet. Allerdings fehlte Barbara Hendricks als Zugpferd.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die SPD hat mit ihrem Auftakt zum „Krefelder Zukunftsdialog“ über die Megatrends unserer Zeit offensichtlich ins Herz der Bürger getroffen. Mit einem solchen Besucheransturm in der Volkshochschule hatte sie wohl nicht gerechnet. Der Saal war zu klein und die Menschen saßen bis ins Foyer. Schade nur, dass die Partei von ihrem Zugpferd der Veranstaltung, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, versetzt wurde. Das komplette Kabinett war kurzfristig zum Abschiedsessen von Bundespräsident Gauck ins Schloss Bellevue eingeladen, so die Entschuldigung.

Obwohl auch der zweite von vier Referenten aus der Partnerstadt Venlo nicht gekommen war, entwickelte sich ein inspirierender Dialog zu der Frage, wie die Krefelder 2030 in ihrer Stadt leben wollen. Das lag nicht zuletzt an Ministerialdirektor Dietmar Horn, der die Ministerin würdig vertrat. Auch Detlef Raphael als Beigeordneter des Deutschen Städtetages und Cornelia Rösler vom Deutschen Institut für Urbanistik trugen mit lebendigen Beispielen zur Diskussion bei — ebenso wie Oberbürgermeister Frank Meyer als Besucher.

Das sperrige Auftaktthema „Neo-Ökologie und Bioökonomie“ hatte den Untertitel „Der Umweltschutz wird sozial“. SPD-Fraktionsvorsitzender Benedikt Winzen fasste alles unter dem Begriff Nachhaltigkeit zusammen. Vielleicht auch ein Hinweis darauf, wie schwer sich Politik mitunter tut, die richtigen Worte zu finden. „Viele Menschen in unserer Gesellschaft fühlen sich abgehängt“, nannte Winzen den Hauptgrund für die neue Dialogreihe.

Auch Dietmar Horn beleuchtete das Öko-Thema — und zwar von verschiedenen Seiten. Er erinnerte an die Art, wie gedankenlos die Menschen mitunter produzieren und konsumieren, sprach über Umstände, die die Umwelt bedrohen, wie Abgase, Lärm, Erderwärmung und Klimawandel. „Klassische Mittel des Umweltschutzes reichen nicht mehr aus“, sagte er. Es sei denn man negiere das alles, zielte er auf US-Präsident Donald Trump ab. „Wenn wir den Treibgasausstoß bis 2050 auf bis zu 80 Prozent reduzieren wollen, müssten wir uns anstrengen.“

Erstmals seien für 2030 verbindliche Zielgrößen vereinbart, schöpfte er Hoffnung, mahnt aber, den Unternehmen dafür Spielräume zu lassen. „Deutschland ist Weltmarktführer bei Umwelttechnologie“, sah Horn die Chance für einen Innovations- und Job-Motor — und sprach hier von einem grundlegenden Wandel. Die Städte und Gemeinden spielten dabei eine entscheidende Rolle, weil es dort auch umgesetzt werden müsse. Man müsse sich zudem Kernfragen stellen wie „Darf ich in Zukunft noch Auto fahren?“ und „Was bedeutet das für meinen Arbeitsplatz?“.

Sein Kollege Detlef Raphael forderte Krefeld auf, sich Umweltziele zu setzen und sich dann um einen Nachhaltigkeitspreis zu bewerben. Er malte eine Welt, in der Elektro-Autos vor dem Rathaus mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder an multifunktionalen Straßenlaternen geladen werden. Darüber hinaus gab er OB Meyer Tipps, wie er Bürger effektvoll ansprechen kann: mit persönlichen Briefen, mit Aktionen an den Problemstellen sowie Hausbesuchen.

Cornelia Rösler empfahl im Themendreieck Umwelt, Gesundheit und Soziales, auch das soziale Umfeld mit Jugendarbeitslosigkeit und Kinderarmut zu verbessern und nicht nur den öffentlichen Nahverkehr, die Fahrrad- und Elektro-Mobilität zu fördern. Als Beispiel nannte sie Fahrrad-Lasten-Kuriere in Holland. Oberbürgermeister Frank Meyer berichtete, dass Krefeld mit Venlo im Austausch über gemeinsame Projekte zum öffentlichen Nahverkehr stehe und an Fahrradwegen arbeite.

Gut zwei Stunden dauerte die Diskussion, bei der die Experten nicht immer, aber doch oft brauchbare Antworten parat hatten. Man darf auf die nächsten Folgen der Dialogreihe gespannt sein, wenn es unter anderem um Wissenskultur, Urbanisierung, Globalisierung oder Sicherheit geht.