Umwelt Windkraft in Krefeld ohne Chancen
Krefeld · Im Stadtgebiet gibt es keine Flächen für neue Anlagen. Die Stadtwerke bauen deshalb lieber außerhalb.
Ideen zum Klimaschutz sind in der Politik derzeit ganz groß in Mode. So hat die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen angekündigt, dass 2030 jede dritte Kilowattstunde Strom in NRW aus erneuerbaren Energien stammen soll. Allein die Erzeugung von Windkraft soll sich gegenüber 2018 verdoppeln. Kann Krefeld mit neuen Anlagen dazu beitragen?
Nach Auskunft von Umweltdezernent Thomas Visser ist damit wohl nicht zu rechnen. Der Grund dafür ist sehr einfach: Die Stadt hat keine verfügbaren Flächen für neue Windräder. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) klagte über diesen Umstand bereits 2015. Geändert hat sich daran nichts.
Derzeit gibt es im Stadtgebiet nur eine schon 1998 im Flächennutzungsplan festgelegte Vorrangfläche für Windkraft auf der „Kempener Platte“ unweit von Hüls. Sie ist insgesamt 60 Hektar groß, Anlagen von maximal 100 Metern Höhe dürfen dort nach dem gültigen Bebauungsplan errichtet werden. Schon 2001 ist auf diesem Areal ein kleiner Windpark mit fünf Rädern und einer Leistung von 3750 Kilowattstunden entstanden. „Mehr Anlagen als bisher sind meines Wissens nach dort nicht möglich“, sagt Visser.
Am Standtort Geismühle sollten Windkraftanlagen entstehen
Im übrigen Stadtgebiet dürfen nach derzeitigem Stand überhaupt keine Anlagen gebaut werden. „Wir haben andere Flächen untersucht, die kamen aber nicht in Frage“, berichtet Thomas Visser. Konkret hatte die Verwaltung 2012 die Idee, am Standort Geismühle östlich der Autobahn 57 zwei neue Konzentrationszonen zum Bau von Windkraftanlagen auszuweisen. Und auch westlich des Elfrather Sees waren solche Flächen angedacht.
Die Düsseldorfer Bezirksregierung schritt damals ein, verhinderte mit Verweis auf den Artenschutz und auf rechtliche Probleme die vorläufige Umsetzung von insgesamt zehn neuen Vorrang-Flächen. „Inwiefern die Ausweisung von Windenergieanlagen-Konzentrationszonen nach Vorliegen der Voraussetzungen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll, kann in einem gesonderten Flächennutzungsplan-Ergänzungs-
verfahren geklärt werden“, hieß es im Jahr 2014. Dabei ist es bis heute geblieben.
Ziel einer Darstellung solcher Konzentrationszonen im Flächennutzungsplan ist die planerische Steuerung der Errichtung. Außerhalb dieser Flächen ist die Errichtung in der Regel ausgeschlossen. Wer solche Vorrangflächen aber nicht ausweist, kann Probleme bekommen. So hat die Nachbarstadt Tönisvorst solche Flächen bislang nicht in ihren Flächennutzungsplan übernommen – und hat jetzt großen Ärger mit ihren Bürgern, da an der Grenze zwischen Vorst und Süchteln eine Firma zwei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 135 Metern (Gesamthöhe: 198,5 Meter) bauen will. Nun streiten die Juristen darüber, ob das überhaupt zu verhindern ist.
Der Wind bläst in Krefeld
nicht sehr stark
Zurück nach Krefeld: Die Voraussetzungen für neue Windkraft-Projekte sind hier auch aus anderen Gründen nicht besonders gut. So bläst der Wind in der Stadt oft nicht stark genug. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes liegt die mittlere Windgeschwindigkeit im Durchschnitt bei 6,2 Meter pro Sekunde, was der schlechtesten Windklasse IV entspricht.
Außerdem verschärft die schwarz-gelbe Landesregierung im Landesentwicklungsplan derzeit die Vorschriften zum Bau solcher Anlagen. 1500 Meter Abstand zwischen Windrad und Bebauung sollen künftig eingehalten werden – bisher üblich sind Abstände von 600 bis 800 Metern. Die erhebliche Vergrößerung dieses Abstands würde den Bau in der Großstadt Krefeld vielfach unmöglich machen. „Die vorhandenen Anlagen genießen aber Bestandsschutz“, berichtet Thomas Visser.
Die Stadtwerke (SWK) als größter Stromerzeuger haben sich mit der Tatsache schon länger abgefunden, dass es in Krefeld keine Flächen zum Bau von Windenergieanlagen gibt – und schauen sich deshalb außerhalb der Stadtgrenzen um. „Sei es durch die Realisierung von Windkraftprojekten in der Umgebung von Krefeld oder über Beteiligungen an Onshore-Windparks gemeinsam mit anderen Stadtwerken“, sagt SWK-Sprecher Dirk Höstermann.
2017 haben die SWK eine Windenergieanlage in Wachtendonk gemeinsam mit den dortigen Gemeindewerken in Betrieb genommen. Außerdem sind die Stadtwerke Betreiber einer Windenergieanlage in Straelen zusammen mit dem Versorgungs- und Verkehrsbetrieb der Stadt Straelen. „Darüber hinaus sind wir über das Projekt ,Green Gecco’ gemeinsam mit 28 anderen Stadtwerken und der Firma Innogy mittelbar an fünf weiteren Windparks in Norddeutschland sowie Schottland beteiligt“, berichtet Höstermann.
Die Ökostrom-Quote des SWK-Konzerns liegt übrigens bei 76 Prozent. Das bedeutet, drei Viertel des SWK-Stroms stammt bereits heute aus erneuerbaren Energien – nicht nur Wind, sondern zum Beispiel auch aus Solar- oder Wasserkraft und Geothermieanlagen. Bundesweit liegt der prozentuale Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix bei gut 40 Prozent.