Infotafeln mit Wut-Potenzial
Die elektronischen Anzeigen an den Haltestellen sollen minutengenau über Verspätungen aufklären. Leider klappt das nicht immer.
Krefeld. Worte können manchmal lügen. Da wäre zum Beispiel das "Dynamische Fahrgastinformationssystem", mit dessen Hilfe Kunden der Stadtwerke Krefeld (SWK) ablesen können, ob ihre Bahn Verspätung hat. Theoretisch jedenfalls. Denn bei einer kurzfristigen Störung des Bahnverkehrs - also genau dann, wenn es benötigt wird - ist das System derzeit weder dynamisch noch besonders informativ.
Zu bestaunen war das Anfang vergangener Woche an der Haltestelle Am Röttgen in Uerdingen. Etwa 20 Fahrgäste warteten auf die Linie 043 Richtung Innenstadt, Abfahrzeit 9.21 Uhr. Brav verkündete die Anzeigetafel, dass die Bahn in fünf Minuten kommen sollte, und zählte anschließend die Minuten herunter. Vier, drei, zwei, eins, null. Die Null blinkte, nur die Bahn war nirgends zu sehen. Mit einem humorlosen Klicken verschwand bald auch die Null. Nächste Abfahrtszeit: 9.36 Uhr. Kollektives Kopfschütteln.
Bei den SWK ist das Knurren der Kunden inzwischen angekommen. "Das Problem ist erkannt, und wir arbeiten daran", sagt auf Anfrage Sprecherin Dorothee Winkmann. Noch in dieser Woche wolle man sich in großer Runde zusammensetzen und ein "einheitliches Handeln" für solche Fälle erarbeiten.
Eigentlich sind Computer für dieses Handeln zuständig. Per Datenfunk senden Busse und Bahnen ständig ihre aktuelle Position an die Leitstelle. Diese Information fließt ins System und bringt die Kunden an der Haltestelle auf den neuesten Stand.
Ein Problem gibt es offenbar immer dann, wenn jene "kurzfristige Störung" auftritt. "In diesem Fall müssen die Mitarbeiter in der Betriebsleitstelle eingreifen", erklärt Winkmann. Per Hand müssten sie die Verspätung eingeben, könnten sogar noch einen Grund dazu schreiben und um Verständnis bitten. Doch bislang geschieht das wohl eher selten.
Für den Kunden dort draußen verdoppelt sich derweil das Wut-Potenzial: Nicht genug, dass er zu spät zum Termin kommt - zu allem Überfluss behauptet die elektronische Anzeigetafel auch noch standhaft, dass die Bahn jeden Moment um die Ecke biegt. Winkmann erklärt das so: "Das System versucht ständig, den Datenfunk der Bahn zu bekommen, doch wegen der Störung gelingt das nicht."
In diesem Fall zähle die Tafel einfach die Minuten herunter, ohne eine Verbindung zur Bahn zu haben. Das System führt sich selbst ad absurdum: Statt auf die schicken digitalen Zahlen könnte der Kunde in diesem Fall ebenso gut auf den Aushangfahrplan starren. Der ist zwar auch nicht besonders dynamisch, aber immerhin informativ.