Ein Leben am Existenzminimum
Die Zahl der Krefelder, die auf Geld vom Staat angewiesen sind, wächst. Jedes vierte Kind bekommt Transferleistungen.
Krefeld. Man arbeitet, um zu leben. Aber manchmal reicht das nicht aus. Die Zahl derer, die zusätzlich auf Leistungen angewiesen sind, steigt. Aber auch die Gruppe der Empfänger, die nicht arbeiten können oder keine Arbeit bekommen, nimmt zu.
Den Großteil der Arge-Leistungsempfänger bildet die Gruppe der Arbeitslosengeld II-Bezieher (auch Hartz IV genannt). Das sind jene, die als erwerbsfähig eingestuft werden: 28593 Personen - 1202 mehr als in 2009. Hartz IV kann beantragt werden, wenn das 15. Lebensjahr vollendet und das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet ist, wenn mindestens drei Stunden täglich einer Erwerbstätigkeit nachgegangen werden könnte und wenn Hilfebedürftigkeit besteht.
5084 Krefelder müssen die Hilfe der Arge in Anspruch nehmen, obwohl sie erwerbsmäßig arbeiten - die sogenannten Aufstocker. Das entspricht einer Steigerung um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Angst vor Altersarmut beschäftigt besonders viele, die das Gespräch bei der Beratungsstelle des Sozialverbandes VdK suchen. "Der Druck im Berufsleben mischt sich mit Existenzängsten", so Geschäftsführerin Michaela Hellwig.
487 Bürger bekommen so wenig Arbeitslosengeld I, dass sie zusätzlich Arbeitslosengeld II beziehen müssen. Das Arbeitslosengeld I gibt es zwölf Monate bis 24 Monate anstatt des ausfallenden Gehalts.
Neben den Leistungen der Arge gibt es auch Hilfe seitens der Stadt. Sozialhilfe nach dem zwölften Sozialgesetzbuch beziehen in Krefeld derzeit 2651 Personen. Jene sind nicht für mindestens drei Stunden täglich erwerbsfähig, haben das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet, sind aber nicht dauerhaft voll erwerbsgemindert. Derzeit beziehen 1840 Bürger aus Altersgründen und 811 aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen wie Behinderungen Leistungen.
Daneben beziehen aber auch 407 Bürger Hilfen, die vorübergehend angesetzt sind. Jene gelten auch als erwerbsunfähig durch Krankheit, jedoch auf Zeit. Zusätzlich erhalten 302 Asylbewerber Leistungen zur Grundsicherung. Alleinstehende müssen dann mit einem Satz von 359 Euro monatlich auskommen - Mehrbedarf im Falle von Schwangerschaft oder Alleinerziehendenschaft sowie Unterkunft ausgenommen.
Aber nicht immer reicht die Grundsicherung aus, wie die Zahlen der Tafel belegen. Die Krefelder Tafel gibt an Öffnungstagen täglich bis zu 90Mahlzeiten im Pfarrheim Herz-Jesu aus und versorgt in einer Woche etwa 3000 Bedürftige an fünf Ausgabestellen mit Lebensmitteln. "Darunter sind viele Familien mit bis zu vier Kindern. Gegen Monatsende steigt die Zahl der Gäste", sagt Wolfgang Krumm, Vorsitzender der Krefelder Tafel. Die Tendenz sei zunehmend.
Kinder leiden besonders unter der Armut, in die sie hineingeboren werden. "Jedes vierte Kind in Krefeld ist von den Transferleistungen wie Hartz IV abhängig, Tendenz steigend", sagt Dietmar Siegert vom Kinderschutzbund. "Je jünger das Kind ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Armut", fügt er hinzu. Das ist darauf zurückzuführen, dass junge Mütter oft gar nicht arbeiten können, es keinen Lebengefährten gibt, der zum Einkommen beiträgt oder dieser selbst Leistungen bezieht.