Interview: Beirat ist "Augenwischerei"

Halide Özkurt-Atmaca und Ante-Dragan Franjicevic wollen das politische Gremium für Migranten effektiver machen.

Krefeld. Seit zweieinhalb Jahren ist Halide Özkurt-Atmaca Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt Krefeld - einem wie der Rat auf fünf Jahre demokratisch gewählten Gremium, dass allerdings auf die Kommunalpolitik praktisch keinen Einfluss hat. Zwölf der 14 Migrantensitze werden von Türken besetzt.

Einer der beiden nichttürkischen Mitglieder des Ausländerbeirates ist der in Bosnien geborene Kroate Ante-Dragan Franjicevic, der seit kurzem auch Vorsitzender des seit über 30 Jahren bestehenden "Arbeitskreis für Angelegenheiten ausländischer Mitbürger" ist.

Der katholische Kroate, Mitglieder der CDU, und die bekennende Muslimin mit der Riesensammlung modischer Kopftücher verstehen sich außerordentlich gut: "Wir sprechen eine Sprache." Die WZ bat beide zum Interview.

Der Ausländerbeirat war auf seiner letzten Sitzung nicht beschlussfähig - weil zuletzt nur noch drei stimmberechtigte Mitglieder da waren. Ist der Beirat noch zu retten?

Wird sich bis zur nächsten Beiratswahl etwas ändern in Krefeld?

Mit einem neuen Beirat, der mehr Nationalitäten berücksichtigt, würden Ihre Landsleute vermutlich ein Einfluss verlieren. Spielen die denn dann noch mit?

Özkurt-Atmaca: Ich glaube, schon. Es geht doch um die Frage, wie Integration voran zu bringen ist. In den Konzepten ist immer wieder von Zwangsehe oder Mädchenbeschneidung die Rede. Das betrifft nur eine ganz, ganz kleine Minderheit. Man sollte sich viel mehr den zahlreichen alleinerziehenden Migrantinnen und ihrer beruflichen Qualifikation widmen. Schon bevor das Wort Integration aufkam, haben türkische Organisationen Frauen und Jugendlichen Angebote bei Sprachkursen und im Sport gemacht.

Wieviele Migranten-Selbstorganisation gibt es in Krefeld?

Was heißt für Sie Integration?

Franjicevic: Da ist die deutschstämmige Bevölkerung ebenso gefordert wie die zugewanderte. Ich vergleiche Integration mit einem Vogel. Der braucht zum Fliegen zwei Flügel.

Hakt es in Krefeld irgendwo mit der Eingliederung der Zuwanderer?

Özkurt-Atmaca: Die Menschen hier sind überhaupt kein Problem. Bei der interkulturellen Öffnung steht die Stadt Krefeld als Schlusslicht da. Das heißt, die Stadtverwaltung sollte mehr Menschen mit Migrationshintergrund einstellen und ihnen Ausbildungsplätze anbieten. Die Stadt beschäftigt Migranten meist nur als Putzkräfte. Auf der anderen Seite haben viele junge Leute mit Migrationshintergrund kein Interesse an Kommunalpolitik. Ich betone auf jeder Veranstaltung, wie wichtig es ist, dass auch sie sich in die politische Arbeit vor Ort einbringen.