Jahresrückblick: Sparkurs sorgt für düstere Aussichten in den Museen
Nicht nur wegen der Sanierung: Die Krefelder Museen sind Baustellen.
Krefeld. Brigitte Tietzel hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Sie wollte „ihr“ Textilmuseum in gute Hände geben. Tietzel hatte sogar die leise Hoffnung, ihr Nachfolger möge dem in die Jahre gekommenen Kleinod in Linn einen Neubeginn ermöglichen und den „großen Wurf“ wagen, den die langjährige Direktorin selbst nicht mehr geschafft hat.
Was stattdessen geschah, ist ein Desaster für das Haus und für Krefeld, die selbsternannte „Stadt wie Samt und Seide“. Nach einem aufwändigen Verfahren stand im Mai Tietzels Nachfolgerin fest — und sagte kurz darauf ab. Die bald gefundene Ersatzkandidatin tat es ihr wenige Wochen vor Amtsantritt nach. Der doppelte Absprung war, wie sich herausstellte, kein Zufall: Offenbar waren beide erschrocken über die geplanten Etatkürzungen. Mit einem Ausstellungsetat von 16 000 Euro sahen sie keine Grundlage für eine sinnvolle Museumsarbeit.
Ähnlich ratlos wirkt der Chef des Museums Burg Linn gleich nebenan. Auch Christoph Reichmann soll massiv sparen, am Personal und bei den Ausstellungen. „Wenn das so kommt, sieht es düster aus“, sagte Reichmann gegenüber der WZ. „Unser Wechselausstellungsbetrieb bricht dann zusammen.“ Er hofft aber noch auf die Einsicht der Politik, zumal in Linn gerade erst 1,15 Millionen Euro in Sanierungen, einen neuen Museumsshop und einen Aufzug investiert werden. „Da wäre es doch ein Widerspruch, anschließend den Betrieb lahmzulegen.“
Noch viel mehr Geld — 13,5 Millionen Euro — fließt in die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums, die sich auch 2010 als unendliche Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen fortsetzte. Als das Museum Anfang des Jahres schloss, gab es nicht einmal ein Depot zur Unterbringung der Kunst. Das bedeutete eine erneute Verzögerung des seit Jahren verschobenen Baubeginns.
Fündig wurde die Stadt schließlich in Uerdingen: Im ehemaligen Papierlager der Druckerei Schotte herrschen ideale Bedingungen. Der unterirdische Raum ist riesig, er hat hohe Decken, ist klimatisiert und gut gesichert. Im Erdgeschoss wurden außerdem großzügige Räume für die Mitarbeiter und die Museumsbibliothek eingerichtet.
Immerhin: Am Jahresende gab es eine gute Nachricht für die Krefelder Museumslandschaft. Der Beuys-Block, um den die Stadt lange gebangt hatte, bleibt in Krefeld. Zu sehen ist er erst wieder, wenn das Museum fertig saniert ist — geplant ist 2013.