Unterbringung Jetzt doch: Kaserne wird Flüchtlingsunterkunft

An der Kempener Allee werden winterfeste Traglufthallen aufgebaut. 700 Menschen sollen untergebracht werden.

Unterbringung: Jetzt doch: Kaserne wird Flüchtlingsunterkunft
Foto: Jochmann

Krefeld. Auf dem Gelände der ehemaligen britischen Kaserne an der Kempener Allee 145 sollen mit Tragluft- oder Zelthallen Notunterkünfte für 700 Flüchtlinge entstehen. Das hat NRW-Innenminister Ralf Jäger Oberbürgermeister Gregor Kathstede am Dienstagmorgen telefonisch mitgeteilt. Das bestätigte Stadt-Sprecher Timo Bauermeister auf WZ-Anfrage. Über den Beginn der Aufbauten auf dem rund einen Hektar großen Exerzierplatz verhandelt die Bezirksregierung Düsseldorf derzeit mit der Stadt Krefeld, teilt deren Pressesprecher Bernhard Hamacher mit.

Finanzierung, Aufbau und Organisation der Unterkunft liegen, soweit bisher bekannt, beim Land NRW, das es für die Asylsuchenden als Erstaufnahmequartier betreibt. Zuständig dafür ist im Auftrag des Landes jetzt die Bezirksregierung in Düsseldorf. Die Zahl 700 wird auf das Flüchtlingskontingent angerechnet, das auf die Kommune Krefeld entfällt. Von hier aus werden die Hilfesuchenden dann an andere Kommunen in NRW gebracht. Damit könnte das Provisorium Glockenspitzhalle wieder aufgelöst werden. Eine Unterbringung der Flüchtlinge in den Gebäuden ist wegen des maroden Zustands nicht möglich. Die Kaserne steht seit 13 Jahren leer.

„In NRW kommen im Moment täglich über 1000 neue Flüchtlinge an. Daher ist es wichtig, schnell große Unterkünfte zu schaffen. Deshalb brauchen wir die neuen Objekte“, erklärte der Innenminister. Seit Jahresbeginn sind bereits mehr als 77 000 Flüchtlinge nach NRW gekommen. „Das konnte niemand voraussehen. Wir tun alles, um ihnen ein sicheres Dach über dem Kopf zu bieten. Das schaffen wir nur gemeinsam mit den Kommunen und den Hilfsorganisationen. Wir müssen dabei alle vernünftigen und sinnvollen Lösungen nutzen“, erklärte Innenminister Jäger Ende Juli in Düsseldorf.

Die Traglufthallen oder Zelthallen der neuen Notunterkunft sind winterfest, beheizt und haben einen festen Boden. Direkt neben den Hallen werden außerdem Sanitäreinrichtungen und eine Großküche entstehen. Die Landesregierung will die Kommunen finanziell gerecht bei der Unterbringung der Flüchtlinge unterstützen. „Deshalb sind wir mit den Kommunalen Spitzenverbänden in einem konstruktiven Dialog, um die tatsächlichen Kosten der Gemeinden zu ermitteln und schnell helfen zu können.“

NRW nimmt derzeit mehr Flüchtlinge auf als Frankreich. In der letzten Woche trafen rund 5000 Menschen in den Erstaufnahmeeinrichtungen ein. Und in dieser Woche rechnet NRW mit einem Höchststand von 5300. „Dies verdeutlicht die immense Dynamik, die in diesen Tagen alle vor eine riesige Herausforderung stellt und deshalb auch unkonventionelles Vorgehen erfordert. Und diese Herausforderung besteht nicht nur in NRW, sondern bundesweit“, betonte Jäger.

Unkonventionell war auch Jägers Vorgehen beim Kasernengelände in Krefeld. Der Innenminister soll es nach WZ-Informationen beschlagnahmt haben. Das rund zwölf Hektar große Grundstück und die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude gehörten bisher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Nach letzten Informationen soll diese den Komplex vor wenigen Tagen aber an einen Investor verkauft haben. Die Beschlagnahme durch den Innenminister könnte deshalb ein schwieriges juristisches Nachspiel haben.

Norbert Stahl von der Bima in Münster wollte allerdings den Verkauf der Kaserne an einen Investor nicht bestätigen. Aber auch weder von einer Beschlagnahmung noch von der geplanten Flüchtlings-Unterkunft auf dem Gelände an der Kempener Allee wusste Stahl etwas.