Kabarett mit Claus von Wagner: Von Verrat und Geldgier

Der Shootingstar beweist bei seinem Auftritt in Krefeld, warum er zu den Aufsteigern in der Kleinkunstszene gehört.

Krefeld. Bei seinem Auftritt vor 350 Gästen im ausverkauften Kasino von Evonik erlebten die Besucher Kabarett auf höchstem Niveau — ein wahrhaft würdiges Rahmenprogramm zur Verleihung des 13. Evonik-Adler-Ehrenpreises. Claus von Wagner alias Claus Neumann ist fraglos einer der Shootingstars der Kabarettszene. Das beweisen seine vielen Kleinkunstpreise, die er allein oder gemeinsam mit dem Ersten Deutschen Zwangsensemble gewonnen hat.

Geadelt wird seine Leistung ab dem kommenden Jahr, wenn er zusammen mit dem ebenso geistreichen Max Uthoff die beliebte ZDF-Show „Die Anstalt“ von Urban Priol übernimmt. Dabei widmet sich der 35-Jährige mit seinem neuen Soloprogramm „Theorie der feinen Menschen“ einem alles andere als leichten Thema, indem er Banken und Bankern an den Kragen geht. Doch anhand seiner treffsicheren Analysen bringt er es auf den Punkt, wie Wirtschafts- und Finanzwelt funktionieren — oder auch nicht.

Darauf hat sich der studierte Kommunikations- und Medienfachmann intensiv vorbereitet. Dabei stieß er auf ein Buch von der „Theorie des feinen Menschen“, das ihn vom Räuberbaron des Mittelalters zu den Finanzjongleuren der Gegenwart führte.

Seine Geschichte mit fiktiven Personen erzählt von Verrat, Konsumwut und Geldgier. Mit Wortgewalt und großem schauspielerischen Talent macht er sich Gedanken über die Machtlosigkeit gegenüber der Macht des Geldes.

So hält der Kabarettist seine Zuhörer bei der Stange, obwohl er harte Kost bietet. Wenngleich wirtschaftliche Grundkenntnisse beim Publikum hilfreich sind, schafft er es doch mit Hilfe eingängiger Beispiele, auch die Unwissenden durch den Dschungel der Finanzwelt zu führen. Dabei lässt er seine fiktiven Personen wie den verstorbenen Vater lebendig werden, einen einflussreichen Wirtschaftsprüfer und Stifter, dem er seinen Job verdankt.

Eingeschlossen im Tresorraum seiner Hausbank, kommt er den dubiosen Machenschaften seines Erzeugers auf die Spur. Ausgerechnet zu dessen Tod soll er eine Laudatio schreiben — und legt dabei Auswüchse und Unmoral der Finanzwelt schonungslos offen. Lehrreich und amüsant: „Derivate können Spuren von Geld enthalten.“