Jazzkeller: Alte Jansen-Stücke klingen wie neu
Drei Bands begeistern beim vierten Krefelder Antistadl.
Krefeld. Im Zentrum des Abends ein Comeback, mit dem man nicht rechnen musste. Für den vierten Antistadl im Jazzkeller seit 2010 hatte Krefelds Independent-Szene-Guru Markus Maria Jansen im Liederbuch seiner bis 2004 aktiven Band Jansen gegraben und ein paar Perlen des alten Repertoires mit (fast) neuer Besetzung eingeübt. Die Poesie der beinahe vergessenen Schätzchen erschien in ganz neuem Glanz und gänzlich staubfrei.
Winfried und Michael Kappes sind die Väter des Krefelder Antistadls. Die Idee stammt ursprünglich aus Bamberg, mit ein paar der dortigen Initiatoren haben die Gebrüder Kappes schon zusammen musiziert. Dem TV-Musikantenstadl mit seiner Pseudo-Volksmusik soll Paroli geboten werden. Die Macher schreiben Volksmusik mit x, also Volxmusik, das Motto dazu: Volxmusik ist Rock’n’Roll.
Mit ihrer Kapelle Schäng Blasius Flönz Rakete eröffnen die Gebrüder Kappes den jetzigen Antistadl. Gesungen wird auf Kriewelsch, „Schli Schla Schleckske“ ist der Höhepunkt des kurzen Sets. Das Publikum singt mit, es kann vermutet werden, dass die jüngeren Gäste nicht wissen, was sie da singen. Schnell überlassen die Kappesbrüder dann den anderen Bands die Bühne, soviel Zurückhaltung hatten sie beim ersten Antistadl nicht bewiesen.
Markus Jansen hat für seinen Antistadl-Auftritt den ehemaligen Mitstreiter Philipp Lethen am Kontrabass aktiviert, am Schlagzeug sitzt mit Waldo Karpenkiel ein Musiker, dessen Jazzrock-Vergangenheit nicht unbedingt ins Indie-Konzept von Jansen passt. Aber die im positiven Sinne spröde Geradlinigkeit Karpenkiels bekommt den Jansen-Songs hervorragend.
Coup der Besetzung ist aber der zweite Sänger Patrick Richardt, mit seinen 24 Jahren schlappe 32 Jahre jünger als Jansen und schon selbst als Liedermacher weit über die Grenzen Krefelds hinaus erfolgreich. Geschmeidig setzt Richardt auf Jansens Bariton eine zweite Stimme und nicht zuletzt mit diesem vokalen Neuanstrich wirken die alten Jansenhits wie „Himmel“ oder „Das kleine Universum“ so frisch, als wären sie gerade erst erschienen.
Zum Abschluss dann noch das Sextett Provinztheater. Die jungen Musiker spielen laut Eigenwerbung „Rumpelpolka und Kartoffelrock“ und pflegen ein wenig zu fleißig ein auf alt und bieder geputztes Image. Doch genau das lassen sie an diesem Abend mit enorm viel Spielfreude und noch mehr Rock’n’Roll vergessen. Prima.