Mies-Modell: Das Ende ist ein Anfang
Da der Abbau sich verzögert, bleibt der Bau diese Woche noch geöffnet. Die Initiatoren sind zufrieden — und schauen in die Zukunft.
Krefeld. Die Kuratorin kommt frisch aus Chicago zurück. Dort hat sie über das Krefelder Mies-Modell referiert. An dessen letztem offiziellen Öffnungstag will sie nun noch einmal vor Ort sein, um selbst durch das Modell zu führen. „Ich bin sehr zufrieden und glücklich“, sagt sie zum Ende des ungewöhnlichen Architektur-Projekts. Auf die vergangenen fünf Monate blickt sie zurück wie auf „einen schönen Urlaub“.
Gemeinsam mit einem Team von 20 Leuten hat sie die Ausstellungszeit als sehr positiv erlebt. „Das Wetter war super, wir hatten viel schönes Licht.“ Nach einem etwas zögerlichen Start, an dem auch das nasskalte Wetter im Mai nicht unschuldig war, sind gegen Ende immer mehr Besucher auf den Egelsberg gekommen. „Allein im Oktober waren es an die 4000“, sagt Lange.
Ein Blick in das Gästebuch hat ihr gezeigt, wie emotional viele Menschen von dem Bau berührt wurden. „Man liest darin Ausdrücke wie magisch und überwältigend, Worte, die man für eine Ausstellung sonst eher selten wählt“, erzählt sie.
Aus der ganzen Welt sind Besucher dafür nach Krefeld gekommen. Neben den Nachbarländern Niederlande, Belgien und Schweiz sind viele Gäste aus Übersee da gewesen. „Wir hatten Besucher aus Brasilien, viele auch aus Asien, aus Amerika dagegen weniger“, stellt Lange fest.
In Chicago hat sie auf Einladung der Mies-van-der-Rohe-Gesellschaft selbst zweimal über das Projekt gesprochen. Auch in Krefeld gab es ein umfangreiches Begleitprogramm. Allein zwölf Veranstaltungen der Reihe „Mies & Muse“ brachten ganz unterschiedliche kulturelle Positionen in das Modell.
Während dies viel junges Publikum anlockte, gaben drei Symposien vor allem den Kunstexperten Raum zur Reflexion. Lange selbst ist oft da gewesen und hat es vor allem genossen, sich an den Wochenenden als Auskunft gebender „Cicerone“ unter die Leute zu mischen. „Da haben sich wirklich tolle Gespräche ergeben“. Auch in der Stadt sei sie in letzter Zeit immer öfter positiv angesprochen worden. Viele Krefelder hätten Gäste von auswärts mitgebracht.
Bis auf wenige Spuren durch die Witterung hat das Modell selbst bis zuletzt durchgehalten. „Wir haben es immer gut gepflegt, und es hat keine mutwilligen Beschädigungen gegeben“, sagt Lange. Mitte November wird der Abbau beginnen. Aus dem Material entstehen zwei Pavillons, einer in Aachen, der andere in Krefeld. Ein Dokumentarfilm und ein Buch sollen noch entstehen. Da der Abbau sich verzögert, kann man das Modell in dieser Woche noch besichtigen, täglich von 12 bis 17 Uhr. Dann verwandelt sich der Ort wieder in einen gewöhnlichen Acker.