Wo geht’s lang, Herr Kathstede?
Trotz des Nothaushalts gibt der OB keine klare Linie vor
Wenn es um das Verkünden von Wohltaten geht, steht Oberbürgermeister Gregor Kathstede gerne ganz vorne. Nein, beim Theater werde auf keinen Fall gekürzt.
Nein, ein Verkauf von SWK-Anteilen zur Sanierung des Haushalts komme nicht infrage. Das ist schön, Herr Kathstede. Aber in Zeiten des Nothaushalts dürfen die Krefelder von ihrem Stadtoberhaupt mehr erwarten. Der OB muss sagen, wo es lang geht.
Die Situation ist dramatisch. Um die 50 Millionen Euro fehlen der Stadt pro Jahr zum Ausgleich des Etats. Es geht darum, Einnahmen zu erhöhen und Ausgaben zu senken. Wer auf diesem schwierigen Feld erfolgreich agieren will, muss nachhaltig für seine Ideen werben, denn ohne Verbündete lassen sich keine Mehrheiten organisieren.
Kathstede schafft das nicht. Das Verhältnis zu Wilfrid Fabel, dem Chef seiner CDU-Fraktion, ist offenbar so schlecht, dass jedes konstruktive Miteinander unmöglich scheint. Eigentlich wäre es für den OB ein Leichtes gewesen, sich mit Fabel vor der jüngsten Ratssitzung auf das Durchwinken der Dringlichkeitsliste mit Investitionen zu einigen. Hat er aber nicht. Stattdessen ließ Kathstede seinen Kämmerer Ulrich Cyprian im Regen stehen.
Ohne Tabubrüche wird sich der Haushalt nicht ausgleichen lassen. Beispiel Sparkasse. Natürlich wäre eine Ausschüttung des Instituts in Millionenhöhe möglich und angemessen. Aber auch hier gilt: Wer die Mehrheit im zuständigen Verwaltungsrat hinter sich bringen will, braucht Netzwerke. Und die bekommt der Oberbürgermeister weder mit dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates (Wilfrid Fabel) noch mit dem zweiten großen Träger der Sparkasse Krefeld (Kreis Viersen) hin. Schade eigentlich.
Wie sehr das öffentlich-rechtliche Institut auf Rosen gebettet ist, lässt sich im kernsanierten Atrium-Gebäude an der Neuen Linner Straße bestaunen. Dort wurde eine Ausstattung gewählt, die auch prima zu einer Privatbank an der Kö in Düsseldorf gepasst hätte.