Kaiser-Wilhelm-Museum: Schon wieder Panne bei Vergabe

Auch der Umbau des Museums verzögert sich durch Fehler bei Ausschreibung.

Krefeld. Nun also auch das Kaiser-Wilhelm-Museum: Beim Umbau des Gebäudes wird es eine Verzögerung von mindestens einem halben Jahr geben. Grund: Die Ausschreibung hätte europaweit erfolgen müssen, was aber nicht geschehen ist. Deshalb hat der Vergabeausschuss sie jetzt aufgehoben.

Erst Dienstag hatten wir berichtet, dass sich aus den gleichen Gründen der Umbau des Umsteigebereichs Rheinstraße auf dem Ostwall um 9 bis 12 Monate verzögern wird. Hier hatte es eine Auseinandersetzung darüber gegeben, ob eine europaweite Ausschreibung nötig ist. Juristen haben dies bestätigt.

Als Grund für die neuerliche Panne nennt Stadtsprecher Timo Bauermeister eine „Fehlinterpretation der Vergabeverordnung“. Der Schwellenwert sei den einzelnen Gewerken zugeschrieben worden und nicht den Gesamtkosten. Vom neuen Fachbereich Gebäudemanagement sei die Entscheidung nochmals überprüft worden. Dabei habe man festgestellt, dass eine europaweite Ausschreibung erforderlich ist.

Für das Museum bedeutet dies eine neuerliche Verzögerung. Nach der langen Diskussion um den Umbau und die dafür aufzubringenden Kosten gab es Probleme, ein geeignetes Lager zu finden.

Das Haus ist bereits seit Ende 2010 geschlossen. Seit Ende März steht es leer, die Kunstwerke sind — mit Ausnahme der noch von Joseph Beuys selbst vorgenommen Installation „Baraque D’Ull Odde“ — ins Ausweichquartier nach Uerdingen gezogen.

Im Mai sollte der Umbau endlich losgehen. Für 13,5 Millionen Euro wird das Gebäude auf den Stand von Brandschutz, Klimatisierung und Energieverbrauch gebracht. Durch den Wegfall der großen Treppe und Anheben des Daches soll zusätzlicher Platz gewonnen werden.

Nun müssen sich Stadtverwaltung und Architekt diese Woche erneut zusammensetzen und die neue Ausschreibung vorbereiten. Crux bei der sache: Die Gesamtkosten von 13,5 Millionen dürfen nicht überschritten werden, das hat die Politik so festgelegt. Doch durch die Verzögerung entstehen — schon wegen der Zwischenunterbringung der Kunstwerke — Mehrkosten in Höhe von geschätzten 120 000 Euro.

Das bereitet Kulturdezernent Roland Schiffer Sorge: „Wenn die Mehrkosten eingespart werden müssen, geht das auf Kosten der Architektur.“ Er hofft, dass der Baubeginn „nach der langen Leidensgeschichte des Museums“ nun wirklich im Oktober/November starten kann.

Aus seiner Sicht war das Ergebnis der jetzt kassierten Ausschreibung ohnehin unbefriedigend: „Wir haben die Information erhalten, dass die Angebote um eine Million über den 13,5 Millionen lagen. Das wäre angesichts der gedeckelten Summe ohnehin nicht akzeptabel gewesen.“

Gleichzeitig kritisiert er die Kollegen: „Wie man sich bei der Vergabe so aufs Glatteis begeben konnte, ist mir schleierhaft. Das ist nicht gut für das Ansehen der Verwaltung“, sagt der Kulturdezernent. Die SPD warf der Verwaltung am Dienstag dilettantische Rechenfehler vor und verlangte Aufklärung über die Hintergründe.

Stadtsprecher Timo Bauermeister versichert unterdessen, dass es keine weiteren Fälle von Vergabeproblemen in der Verwaltung gibt. Gerüchte, wonach auch Umbaumaßnahmen an zwei Schulen betroffen seien, wies er zurück. „Die Verwaltung ist absolut sensibilisiert und achtet penibel auf die Einhaltung der Vergabegrenzen.“