DRK-Oberin Karin Meincke weiß zu begeistern
Die 63-Jährige ist als DRK-Oberin der Schwesternschaft Ende Mai verabschiedet worden. Viele Hilfs-Projekte hat sie ins Leben gerufen - ein Rückblick.
Krefeld. Menschen überzeugen, einbinden und beteiligen, ist das Erfolgsrezept von Karin Meincke. Die mit 36 Jahren damals jüngste DRK-Oberin Deutschlands hat in den vergangenen 26 Jahren in Leitungsfunktion so viele, teils bahnbrechende Projekte angestoßen, dass selbst die von der DRK-Schwesternschaft siebenseitige Zusammenfassung zu ihrer Verabschiedung nicht alles aufzählt.
Angefangen von der Polen-Hilfe, der mit der WZ gemeinsam durchgeführten Spielzeug-Aktion für bedürftige Kinder, dem Aufbau eines stationären Hospizes am Blumenplatz, der Hilfe für die siamesischen Zwillinge Mercy und Goodness bis hin zur Eröffnung des stups-Kinderzentrums.
Ende Mai geht Karin Meincke im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand. Eine Frau, die von ihrer Energie und Herzensgüte nichts eingebüßt hat.
„Wenn ich Stärken habe, dann Menschen für ein Ding zu begeistern“, sagt sie von sich selbst bescheiden. Sie hat früh in ihrem Leben gelernt: Probleme sind nur gemeinsam mit vielen Menschen zu lösen, die auch mit dem Problem zu tun haben. In die DRK-Schwesternschaft ist sie im wahrsten Sinne des Wortes hineingeboren. Schon ihre Mutter Anna ist Krankenschwester des Deutschen Roten Kreuzes gewesen und ihre Kolleginnen für Karin Meincke und ihre Geschwister wie eine zweite Familie.
Ihr Gedächtnis für Menschen, Situationen und fachliches Wissen ist brillant. Spielerisch und mit Leichtigkeit lernt sie als Kind im Schultheater, ihr Gedächtnis zu trainieren und Texte auswendig zu lernen. Ihre erste Paraderolle ist der Struwwelpeter. „Seht einmal, da steht er, Pfui! Der Struwwelpeter . . . “, zitiert sie noch Jahrzehnte später, wenn die Zeit da wäre, sicherlich auch noch das gesamte Theaterstück.
Bereits damals startet sie als junges Mädchen ihre erste Benefizaktion. Für Opfer der Biafra-Hilfe des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes und der deutschen Kirchenorganisationen sammeln sie und ihre Mitschüler 2000 Deutsche Mark. „In den 60er-Jahren war das richtig viel Geld“, erinnert sich Karin Meincke.
Karin Grohs, wie ihr Mädchenname lautet, beginnt am 1. April 1970 die Ausbildung zur Krankenschwester bei der DRK-Schwesternschaft Krefeld, 1973 macht sie ihr Examen. Sie verlässt Krefeld, beginnt 1977 eine Weiterbildung für das Lehramt an Krankenpflegeschulen und kehrt 1978 als Schulleiterin der Krankenpflegehilfeschule am Maria-Hilf-Krankenhaus nach Krefeld zurück. 1986 tritt sie wieder bei der DRK-Schwesternschaft Krefeld ein, 1988 wird sie zunächst Vorsitzende des Beirates und auf Wunsch der Mitglieder zum 1. Januar 1990 auch ihre Oberin.
„Jede Zeit hat ihre Oberin“, sagt sie rückblickend. Sie übernimmt damals die Verantwortung für 1069 Schwesternschafts-Mitglieder von ihrer Vorgängerin Christel Meerkam. Ihre Aufgabe wird es in den folgenden 26 Jahren sein, die Schwesternschaft in eine selbstständige, innovative Pflegeorganisation zu überführen und neue Geschäftsfelder aufzubauen — ohne die soziale Verantwortung füreinander und die Gesamtgemeinschaft aufzugeben.
Das gesamte weibliche Pflegepersonal der früheren städtischen Krankenanstalten wurde jahrzehntelang über die DRK-Schwesternschaft gestellt. 1995 verhandelt Karin Meincke einen neuen Gestellungsvertrag mit den Städtischen Kliniken. Die Schwesternschaft gestellt nur noch Mitglieder, alle Arbeitnehmerinnen wechseln zu der neugegründeten gemeinnützigen GmbH.
Mit dem Verkauf der Kliniken an den Helios-Konzern im Jahr 2007 gelingt es ihr unter schwierigen Bedingungen, erneut einen Gestellungsvertrag abzuschließen — ebenfalls mit der Wechselmöglichkeit von Rotkreuzschwestern in ein reines Angestelltenverhältnis. Heute stellt die Schwesternschaft weiterhin mehr als 300 Rotkreuz-Schwestern, hat aber die Pflegedienstleitung abgegeben. 648 sind in eigenen DRK-Arbeitsfeldern tätig.