Keine Verlegung des Marktes
<h2>Leserbrief zu „Bündnis stellt Konzeptpapier für Uerdingen vor“, WZ vom 16. JuniDie im Artikel vom Bündnis genannte Befragung mit dem Ergebnis, dass sich ein Großteil für eine Verlegung ausgesprochen habe, muss dann nun doch etwas differenzierter betrachtet werden.
Im März 2018 kündigte das Bündnis eine Befragung aller Uerdinger Haushalte mit 5000 Frageflyern an. Das Ergebnis war in Zahlen: 181 Rückläufe; 161 pro, 20 kontra Verlegung. Das ist ein Ergebnis von circa 89 Prozent bei einer Beteiligung von — man lese und staune — 3,62 Prozent der Haushalte. Von Einwohnern will ich dann gar nicht erst sprechen.
Das nun als ein großartiges (mehrheitliches) Bürgeranliegen darzustellen — von drei Vereinen — halte ich für sehr gewagt. Die pfiffige IG Oberstraße hat allein circa 1300 „Stimmen“ per Unterschrift für den Erhalt als Fußgängerzone gesammelt. Die Marktbeschicker haben vermutlich allein heute beim Samstagsmarkt am 16. Juni mehr als diese 181 Rückmeldungen für den Verbleib erhalten.
Gerne erinnere ich dann doch auch noch an die 6500 Unterschriften, die vor Jahren von zehn Bürgern für den Erhalt der Uerdinger Bücherei gesammelt wurden. Oder die 450 Leute der Menschenkette um das Karree, zu dem das Büchereigebäude gehört. Die „ausschließlichen Vorteile“ der Verlegung kann ich nicht erkennen. Verkehrstechnisch ist der Röttgen günstiger mit ÖPNV und auch dem Auto zu erreichen.
Bei Verlegung fielen sehr viel mehr Marktverlegungen durch Veranstaltungen wie Kirmes, Karneval, Martinsmarkt, Weihnachtsmarkt und so weiter an. Verlegungen wohin? Lasst den Wochenmarkt Am Röttgen und entwickelt den historischen Marktplatz zu einer dauerhaft autofreien „Event-Oase“. Den einzigen — fragwürdigen — Vorteil bietet die Bebauung des Röttgen mit Wohn- oder Geschäftsgebäuden. Beides lehne ich ab. Bei Wohnbebauung wird es sicher kein öffentlich geförderter Sozialwohnungsbau, der gesellschaftlich dringend benötigt wird. Bei dem Bau von Geschäftsgebäuden verstärkt sich die schon durch den großen Lebensmittel-Markt erzeugte Sogwirkung weg von der Fußgängerzone, die über hohen Leerstand klagt.
Norbert Sinofzik, Krefeld