Erneut steht eine Neuausrichtung an Die fünf Baustellen des KFC Uerdingen

Analyse | Krefeld · Finanzen, Personal, Zusammenhalt, Kommunikation und Image: Fünf Faktoren, die maßgeblich sind, um den Verein wieder auf Spur zu bringen. Thomas Platzer will das mit einem neuen Vorstand angehen.

 Am Samstag steht das nächste Heimspiel in der Grotenburg an. Mit Spannung wird die Reaktion der Fans nach den jüngsten Äußerungen aus dem Vorstand erwartet.

Am Samstag steht das nächste Heimspiel in der Grotenburg an. Mit Spannung wird die Reaktion der Fans nach den jüngsten Äußerungen aus dem Vorstand erwartet.

Foto: Dirk Jochmann

Thomas Platzer, Vorstandsvorsitzender des KFC Uerdingen, ist seit rund zehn Wochen im Amt. Zeit, die der Bayer damit verbracht hat, sich einen Überblick über die Lage des Fußball-Regionalligisten zu verschaffen. Am Donnerstag sagte er während der Pressekonferenz, die in Teilen an Uli Hoeneß‘ beste Zeiten bei Bayern München erinnerte, dass es jetzt, nach den ersten Maßnahmen, Licht am Ende des Tunnels gebe. Trotzdem wartet auf den Vorstandsvorsitzenden mit seinem Wunschteam, dessen Berufung der Verwaltungsrat noch zustimmen muss, eine Menge Arbeit. Eine Analyse der fünf drängendsten Baustellen beim KFC.

Die Finanzen

Seit Jahren versuchen sich immer wieder neue Vereinsvorstände daran, die Finanzen des Clubs in den Griff zu bekommen – mit geringem Erfolg. Mal waren es Einzelpersonen wie Michail Ponomarev, der zwar eine Menge Geld in den Verein pumpte, am Ende aber noch mehr Scherben hinterließ als er vorfand. Jüngst war es mit dasbob ein beinahe glorifiziertes Start-up, das zwar eine Menge Geld versprach, es bislang aber immer noch nicht zur Marktreife geschafft hat, weshalb auch der KFC letzten Endes nicht die volle sechsstellige Summe erhalten hat, die einst vereinbart worden war. Zu allem Überfluss wurden gut dotierte Verträge mit Personen abgeschlossen, die man eigentlich nicht beim KFC haben will. Laut Peter Kahstein, der in den Vorstand rücken könnte, reicht das Finanzproblem beim Klub rund 15 Jahre zurück. Da stellt sich unweigerlich die Frage, welchen Zweck der Verwaltungsrat erfüllt, der eigentlich als Kontrollinstanz dienen sollte. Hinlänglich bekannt ist, dass auch er bei den jüngsten Entscheidungen hinsichtlich der Bestellung der Vorstandsvorsitzenden kein glückliches Händchen (Schürmann, Gummert) bewiesen hat.

Das Personal

Damit folgt unweigerlich Baustelle 2: Das Personal. Derzeit gibt es beim KFC zu viele Vakanzen, zum Teil auch auf Positionen, die es vor der Saison gar nicht gab. Allein der Fall Michél Dinzey, der zunächst als Cheftrainer vorgestellt wurde, dann zum Sportlichen Leiter wurde und inzwischen freigestellt ist, zeigt das Dilemma. Dazu gab es mit Askin Polat einen Top-Analysten, der inzwischen auch nicht mehr an der Grotenburg arbeitet. Der Leidtragende: René Lewejohann, der plötzlich die gesamte Verantwortung auf seinen Schultern spürt. Vertreter gibt es nicht, was sich auch an anderen Stellen im Verein zeigt – zum Beispiel auf der Geschäftsstelle, die derzeit bis zum Ende der Woche aufgrund von Krankheit geschlossen ist. Aber: Es stellt sich vielfach auch die Frage, ob den handelnden Personen ein Vertreter überhaupt recht wäre.

Der Zusammenhalt

Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass der eine oder andere zu sehr an seinen Positionen und Funktionen hängt, wodurch Grüppchen entstehen, die jeweils gegeneinander statt miteinander arbeiten. Jüngstes Beispiel: Während Vorstandsvorsitzender Thomas Platzer mit Adalet Güner und Peter Kahstein an einem neuen Vorstand bastelt, arbeitet die Fraktion um Sebastian Thißen und Andreas Scholten an ihrem eigenen Plan. Der sieht eine Rückkehr von Christian Gummert vor, der schon einmal für eine kurze Zeit im Amt war und sich jetzt im Hintergrund offenbar erneut in Stellung bringt, dem Vernehmen nach auch mit potenziellen Geldgebern im Rücken. Angesichts dieser Pläne erscheint die Aussage Thomas Platzers, dass Thißen und Scholten zu Beginn der Saison geäußert hätten, sie wären froh, wenn sie nach ihrer Tätigkeit als kommissarischer Vorstand wieder aus der Schusslinie genommen werden, mindestens fragwürdig.

Die Kommunikation

Das gilt auch für die Wortwahl hinsichtlich der Freistellung Michél Dinzeys. Die WZ hatte darüber bereits Ende August als erstes Medium berichtet, bislang vergeblich auf eine offizielle Stellungnahme des Vereins gewartet. Die kam dafür am Donnerstag auf erneute Nachfrage bei der Pressekonferenz, auch wenn Platzer nicht recht glauben wollte, dass er überhaupt etwas dazu sagen müsse, wenn eine Person in einer solchen Position den Verein verlasse. Dinzey sei innerhalb der Probezeit freigestellt worden, hieß es dann. Beide Seiten seien im Guten auseinander gegangen, Dinzey habe sich rund um die Grotenburg nicht mehr wohlgefühlt. Dinzey selbst sieht das offenbar anders. Per Instagram-Story meldete er sich mit einem Bild von der Grotenburg zurück, untertitelt mit den Worten: „Wow, ich fühl mich also nicht wohl!“ Wo liegt also die Wahrheit? Fraglich ist in diesem Zusammenhang, warum der Verein wochenlang nicht auf Anfragen zu diesem Thema reagiert, um dann in einer kurzen Stellungnahme gleich ein neues Problem auszulösen. Die Kommunikation bleibt eine der größten Baustellen beim KFC Uerdingen. Sie muss dringend angegangen werden. Daran hat auch die Pressekonferenz am Donnerstag nicht viel geändert. Vielmehr stellt sich die Frage, warum Platzer mit der Nachricht über seine Vorstandsvorschläge so früh den Weg in die Öffentlichkeit sucht und nicht wartet, bis die Tinte unter den erforderlichen Dokumenten getrocknet ist.

Das Image

So oder so tragen die aktuellen Kämpfe innerhalb des Vereins nicht dazu bei, Vertrauen zu gewinnen. Auch wenn Thomas Platzer von guten Gesprächen mit Vertretern der Stadt berichtet, heißt das nicht, dass diese Einschätzung auf der Gegenseite geteilt wird. Gleichwohl hat man zur Kenntnis genommen, dass beim KFC einmal mehr jemand neues versucht, das Ruder herumzureißen, um das Image des Vereins aufzupolieren. Denn, so erklärte Peter Kahstein, ein Verein wie der KFC könne nicht zugrunde gehen.