Denkwürdige Pressekonferenz Neuer Vorstand beim KFC Uerdingen? „Bestätigt ist noch nichts“
Krefeld · Der KFC-Vorstandsvorsitzende Thomas Platzer stellt seinen Wunschvorstand vor und gibt Einblick in die nächsten Schritte. Die Wortwahl lässt erkennen, dass es noch schlechter als angenommen um die Finanzen des Vereins steht. Die wichtigsten Punkte im Überblick.
Stühlerücken beim KFC Uerdingen: Der Vorstandsvorsitzende Thomas Platzer hat am Donnerstag in einer denkwürdigen Pressekonferenz seinen neuen Wunschvorstand präsentiert: Sportvorstand soll demnach Adalet Güner bleiben, neu hinzu soll mit Peter Kahstein ein Mann für Sponsoring und Marketing kommen. Sebastian Thißen und Andreas Scholten, bislang kommissarisch als Vorstandsmitglieder aktiv, sollen aus dem Gremium ausscheiden, ihre Funktion – etwa bei der Organisation der Spieltage in der Grotenburg – aber beibehalten. Dies alles muss noch vom Verwaltungsrat bestätigt werden. Dessen Vorsitzender Nils Gehlings erklärte nach der Pressekonferenz auf WZ-Anfrage: „Wir haben am Mittwoch den Vorschlag für die neuen Vorstandsmitglieder erhalten und werden darüber beraten. Bestätigt ist noch nichts.“ Mit einer Entscheidung sei wohl Anfang nächster Woche zu rechnen.
Ungeachtet dessen gaben Platzer und Kahstein Auskunft zur möglichen Neuausrichtung des Vereins, allen voran zur finanziellen, die aufgrund von Altlasten, die den Fußball-Regionalligisten schwer belasten, dringend geboten scheint.
Die Finanz-Situation
Platzer betonte auf WZ-Nachfrage in der PK, dass auch der Einstieg eines Investors denkbar sei. „Uns steht das Wasser bis zu den Ohrmuscheln“, sagte Platzer. „Wenn ein Investor kommt, würde ich auch den nehmen, um zu überleben.“ Voraussetzung dafür sei aber, dass die Konditionen stimmen. Wie hoch die finanziellen Verbindlichkeiten sind, bleibt im Unklaren. Eine Summe oder grobe Größenordnung wollten weder Platzer noch Kahstein nennen. An deren Wortwahl aber lässt sich erahnen, wo der Verein steht. Kahstein: „Wir haben die Bücher geöffnet und sind rückwärts umgefallen, was hier in den letzten 15 Jahren passiert ist.“ Man habe Anwälte und einen Insolvenzverwalter kontaktiert. Die Aufarbeitung werde Zeit brauchen. „Schwer ist gar kein Ausdruck“, erklärte Platzer bezüglich des angestoßenen Aufarbeitungsprozesses.
Immer wieder wurde am Donnerstag auch der Name Mehmet Eser genannt. Ihm und seiner Berateragentur habe man die bisherigen Erfolge zu verdanken. Eser sei in erster Linie beratend tätig, habe zudem ein Darlehen vermittelt und großen Anteil an der Kaderzusammenstellung.
Der Trikotsponsor
Auch ein möglicher neuer Trikotsponsor sei dem Berater zu verdanken. Kahstein lobte in diesem Zusammenhang das „einmalige Netzwerk“ Esers. Der Sponsorenvertrag stehe kurz vor dem Abschluss, diverse Berichte insbesondere eines Mediums, das Platzer in der PK immer wieder attackierte, hätten die Unterschrift bislang aber verzögert. Am Samstag wollten sich die Verantwortlichen des möglichen Sponsors in der Grotenburg umsehen. Wenn alles gut läuft, erfolge danach die Unterschrift.
Platzer sagte, dass auch die Krefelder Politik „großer Fan“ des KFC sei. Das würde die Unterstützung bei der Suche nach Sponsoren verbessern. Allerdings werde er von potenziellen Sponsoren immer wieder auf die Altlasten angesprochen. „Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, nur die Zukunft“, erwidert Platzer.
Die Personalfragen
Das soll sich auch in der Geschäftsstelle zeigen, wo „gelbe Briefe“ (förmliche Briefe wie Mahn- und Vollstreckungsbescheide, Anm. d. Red) wochenlang nicht geöffnet worden sein. Die Geschäftsstelle soll neu besetzt werden und die Forderungen ehemaliger Spieler und Angestellter sollen, sofern berechtigt, beglichen werden, so Platzer. Allerdings müsse das Geld auch erst einmal da sein. Kahstein betonte, dass sich ein Anwalt um die Bearbeitung der liegengebliebenen Post kümmere.
Um Personalfragen geht es derweil auch im sportlichen Bereich, wo Sportvorstand Adalet Güner hätte wohl mehr Auskunft geben können. Er aber blieb der Pressekonferenz offiziell aufgrund anderer Verpflichtungen fern. So gestand Thomas Platzer nur, dass offenbar ein neuer Co-Trainer gesucht werde. Mehr könne er dazu jedoch nicht sagen, weil er zu wenig Wissen in dem Fall habe. Nicht zur Debatte stehe Cheftrainer René Lewejohann: „René macht einen super Job und ist meine erste Wahl.“
Nach Wochen des Schweigens gab es zudem eine offizielle Bestätigung, dass sich der KFC Uerdingen und Michél Dinzey als Sportlicher Leiter „im Positiven“ auseinander gegangen seien. Demnach sei Dinzey in der Probezeit freigestellt worden. Dinzey habe sich zudem zuletzt nicht wohlgefühlt.
Die Vertragsauflösungen
Veränderungen wird es zum Ende der Hinrunde auch im mit 31 Spielern recht üppig gefüllten Kader des Fußball-Regionalligisten geben. Fünf bis sechs Spieler sollen den Verein wieder verlassen, kündigte Platzer an.
Auch für die Personalien Osman Sahan (hat einen Vertrag als Sportdirektor) und Sunay Acar (hat einen Vertrag als Trainer) gab Platzer eine vage Pronose: Deren Vertragsauflösungen sollen bis Ende des Jahres durch sein. Unklar ist allerdings, wie die Auflösung erreicht werden soll. Die Verträge waren wie berichtet während der Blitz-Vorstandstätigkeit von Marc Schürmann und Ilja Ludenberg geschlossen worden.
Die Mitglieder
Von den Ultras, die zuletzt den Rücktritt Platzers und Esers gefordert haben, hätte sich Platzer viel mehr einen direkten Austausch gewünscht – etwa bei den Heimspielen, bei denen er im Stadion sei. Eine Möglichkeit dazu wird es bei der nächsten Mitgliederversammlung geben. Nach wie vor gibt es dafür keinen Termin, wohl aber das Vorhaben, dass sie noch in diesem Jahr stattfindet.