Klassenfahrten stehen auf der Kippe

Die Kosten für Ausflüge müssen den Lehrern voll erstattet werden. Der derzeitige Etat ist dafür aber zu klein.

Krefeld. Es ist nicht so, dass er gar nichts sagen würde, nur sagt er ständig dasselbe: „Die Wanderrichtlinien werden überarbeitet.“ Mit dieser Antwort begegnet ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Schulministeriums, der namentlich nicht genannt werden will, gleich mehreren Fragen zum Thema Klassenfahrten.

Zu denen nämlich gibt es ein wegweisendes Urteil des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen. Es besagt, „dass beamtete Lehrer für die Teilnahme an Klassenfahrten einen Anspruch auf Reisekostenvergütung haben“. Bisher mussten die Lehrer ihre Reisekosten weitgehend selbst tragen, sie bekamen vom Land lediglich einen Teil der Kosten erstattet.

Im Jahr 2012 standen für diese Teilerstattung rund sechs Millionen Euro zur Verfügung. Für die nun fällige Vollerstattung ist dieser Etat allerdings zu klein. Wann, um wie viel, oder ob er überhaupt erhöht wird? Siehe oben.

Anneliese Aalam-Behr würde eine etwas konkretere Ansage vermutlich begrüßen. Die stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums am Moltkeplatz sagt jedenfalls: „Wir warten darauf, dass die Landesregierung eine Entscheidung trifft.“

Sie findet das Urteil des Oberverwaltungsgerichts durchaus sinnvoll, schließlich sei es „schon immer eine Zumutung gewesen, dass Lehrer ihre Dienstreisen privat bezahlen müssen“. Aber sie sagt auch: „Jetzt werden die sechs Millionen natürlich nicht mehr reichen, also muss Geld her.“

An ihrer Schule unternehmen die Schüler der Unter-, Mittel- und Oberstufe jeweils eine Klassenfahrt. Die aus finanziellen Gründen zu verkürzen oder gar abzuschaffen, hält sie für problematisch: „Klassenfahrten sind auch aus pädagogischer Sicht wichtig. Und für die Schüler sind die natürlich ein absolutes Highlight.“

Auch Petra Maria Schönbeck, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende am Moltke-Gymnasium, hält Klassenfahrten für unverzichtbar. Daher könnte sie sich sogar vorstellen, dass „die Schülereltern die Reisekosten für die Lehrer über eine Umlage oder einen Fond finanzieren“. Diese Idee allerdings, räumt sie ein, müsste natürlich eine breite Zustimmung finden: „Und der Elternsprechtag dazu steht noch aus.“

Evelin Armonies betont, dass eine solche Option in den Wanderrichtlinien derzeit nicht vorgesehen sei. Die stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums plädiert daher für eine Erhöhung des Etats durch das Land — und das möglichst schnell.

Für diese nachdrückliche Forderung hat sie einen triftigen Grund: „Die Jahrgangsstufe 9 war schon weg, jetzt ist unser Budget aufgebraucht. Und das sollte eigentlich für das ganze Jahr reichen.“