Personalrat: Kollegen am Limit

Die Ankündigung, 340 weitere Plätze für unter Dreijährige zu schaffen, sorgt für Diskussionsstoff.

Krefeld. 340 zusätzliche Plätze für unter dreijährige Kinder in Krefeld noch in diesem Jahr — das klingt zunächst toll. Mit dieser Nachricht hat der Oberbürgermeister die Krefelder überrascht (die WZ berichtete). Damit wäre die ab dem August gesetzlich vorgegebene Quote nahezu erreicht. Und das, nachdem es zunächst so aussah, als ob man in Krefeld noch Jahre brauchen würde, um diese Zahl zu erreichen.

Allerdings zahlen Eltern, Kinder und Mitarbeiter der Kindertageseinrichtungen dafür auch einen hohen Preis, denn ohne größere Gruppen, und Auslagerungen wird dies nicht gehen. Auch das hat die Stadt deutlich gemacht.

118 Plätze sollen durch eine Erhöhung der Gruppenstärke entstehen, 52 durch neue Gruppen, 100 bei Tagesmüttern, der Rest durch Außengruppen oder Dependancen mehrerer Einrichtungen.

„Die Stadt hat zugesagt, dass dies nur dort geschieht, wo der Personalschlüssel und die Räumlichkeiten das zulassen“, sagt Birgit Traxler vom Gesamtpersonalrat der Stadt. Dennoch ist man hier besorgt: „Die Kollegen und Kolleginnen arbeiten schon am Limit.“ Deshalb werde man sich die Pläne genau ansehen.

Auf Anfrage der WZ hat die Verwaltung bestätigt, dass für die Aufstockung der Gruppen und die Dependancen mehr Personal eingestellt werde. Der Personalschlüssel sei gesetzlich festgelegt. Allerdings könnten Krankheitsfälle oder andere Einschränkungen nicht berücksichtigt werden, da sie nicht refinanziert würden. Ausnahme seien längere Fehlzeiten, wo man Vertretungen einsetzen könne.

Nach wie vor herrscht Unklarheit darüber, ob und wenn ja, wie viele Eltern ihren Rechtsanspruch auf Betreuung ihres unter dreijährigen Kindes durchsetzen. Dies sei nicht abzusehen, heißt es von Stadtseite. Die Stadt Mönchengladbach hat eine Bedarfsquote von 41 Prozent festgestellt.

„Die Situation in den Kitas wird im Betreuungsjahr 2013/14 insgesamt angespannt sein. Betroffen sein werden Personal, Kinder und auch die Eltern“, heißt es von der Stadt. Man gehe jedoch davon aus, dass sich die Lage in 2014 deutlich entspannen werde.

Große Befürchtungen, dass sich das Ausweichen in Dependancen und die Vergrößerung der Gruppenstärken negativ auf die pädagogischen Konzepte auswirken, äußerten Sozialdemokraten und Grüne ebenso wie Romy Warmo, Vorsitzende des Kita-Elternrates, gestern Abend im Jugendhilfeausschuss.

Frank Meyer (SPD): „Ob die Eltern ihren Rechtsanspruch auf Betreuung einklagen, ist nicht wichtig. Wir müssen dahin kommen, allen die Angebote zu machen, die sie brauchen. Die Provisorien auf einen begrenzten Zeitraum von ein bis zwei Jahren zu beschränken, wird nicht klappen. Jedes Geld hierfür zahlen wir, weil wir nicht rechtzeitig in die Pötte gekommen sind. Der U-3-Ausbau ist nicht optimal gelaufen.“ Meyer sprach auch die besondere Belastung für die Beschäftigten an.

Es sei ein Zwiespalt, Plätze zu schaffen und die Qualität der Betreuung nicht zu vernachlässigen, sagte dazu Dezernent Roland Schiffer. Jugendamtsleiter Gerd Ackermann: „Das Kindeswohl wird auf jeden Fall berücksichtigt. Wir werden räumlich zurücktreten, aber nicht bei der Qualität. Es wird nur dort Überbelegungen geben, wo nicht umgebaut wird.“