Kommunalwahl: Wer soll Chef im Rathaus werden?

Die Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine fühlte den OB-Kandidaten auf den Zahn.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Welcher der drei Oberbürgermeisterkandidaten zuerst spricht, entscheidet das Los. Hans Jürgen Herzog, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine (AKB), zieht. Er hatte die Idee, die drei Männer den Bürgern schon früh, rund ein halbes Jahr vor der Wahl, vorzustellen und hat deshalb einen Fragenkatalog vorbereitet. Die Kandidaten haben je 15 Minuten, um ihn abzuarbeiten.

Der große Raum in der Hochschule Niederrhein ist mit 200 Stühlen bestückt, eine ganze Reihe der Besucher — es sind viele Politiker und Verwaltungsleute darunter — müssen trotzdem stehen. Das Kandidaten-Trio Thorsten Hansen (Grüne), Frank Meyer (SPD) und Peter Vermeulen (CDU) steht Rede und Antwort. Die Politiker zeigen sich kompetent und erklären unisono, dass es die dringlichste Aufgabe sei, die Haushaltsprobleme zu lösen.

In ihren Reden werben die Politiker für sich, erklären ihre Liebe zu Krefeld, wollen viele Dinge sofort anpacken und haben den Blick auch auf die Stadtteile gerichtet. Bei Meyer geschieht dies gewohnt redegewandt, Hansen gibt sich sachlich und Vermeulen zurückhaltend.

Der Grüne spricht zuerst und ist sicher: Was in Stuttgart und Tübingen geschehen sei, und zwar einen grünen OB zu wählen, „ist auch in Krefeld möglich“. Er möchte in 2020 hören: „Der Hansen hat Krefeld nach vorne gebracht.“ Er bezeichnet den Haushalt als „Scherbenhaufen“. Sein Ziel ist es deshalb, die Transferleistungen zu reduzieren, für die die Stadt alleine rund 250 Millionen Euro ausgebe. Dies soll in einem „Bündnis für Arbeit“ geschehen. Hansen will die Arbeitslosigkeit senken und erklärt die Jugendarbeitslosigkeit zur „Chefsache“. Mehr Arbeit und weniger Hartz-IV-Empfänger reduzierten die Sozialleistungen.

Weitere Schlagworte: „Nicht nur diskutieren, sondern machen. Die Leute müssen sich mit ihrem Quartier identifizieren. Ich bin für eine behutsame Innenverdichtung. Das Kulturangebot will ich hegen, pflegen und entwickeln und für die Menschen öffnen.“

Der Sozialdemokrat will ein OB sein, der sich nicht im Elfenbeinturm des Rathauses versteckt. Meyer strebt eine solide Verwaltungsführung und eine Moderation des Rates an und will der erste Vertreter der Bürgerschaft sein. Er will die Bürgerbeteiligung ausbauen. Sein Leitmotiv sind die Themen Haushalt, Arbeitsmarkt und Wirtschaft. „Der Wirtschaftsstandort muss gestärkt werden. Wir müssen Unternehmen gute Angebote machen, so dass der Wohlstand der Stadt wächst.“

„Krefeld darf sich selbst nicht genug sein“, findet er und schaut nach Viersen, Duisburg, Mönchengladbach und über den Rhein nach Düsseldorf. „Ich möchte Krefeld in regionaler Zusammenarbeit aus dem Dornröschenschlaf holen.“ Meyer richtet seinen Blick auch in die Stadtteile. Er möchte, dass dort Familien wohnen und arbeiten, dass ältere Menschen im eigenen Haushalt leben können. Pflegekonferenzen sollen gegründet und Nachbarschaften gestärkt werden.

Für Vermeulen ist die Beitrags- und Steuererhöhung das falsche Signal in die Wirtschaft. „Nur 15 Prozent der Gewerbesteuer kommen in der Stadt an.“ Als OB will er sich als Kümmerer für die Wirtschaft verstehen. Ebenso: „Mit einer Erhöhung der Kita-Gebühren werden wir den Zuzug junger Familien nicht schaffen.“

Um den Haushalt zu sanieren, will der Christdemokrat die Gebäude unter die Lupe nehmen. „Für Häuser, die wir nicht instand halten können, müssen wir Partner suchen.“ Beispiel sei die Sportlotterie in Haus Schönhausen. Der Erhalt könne auch mit Bürgern gelingen. Hier sei das Bügeleisen ein Beispiel, das vom Uerdinger Heimatbund instand gesetzt wird. Vorantreiben möchte er Krefeld als „Hochschulstadt“. Förderprojekte, in denen eine Kooperation zwischen Stadt und Hochschulen stattfänden, könnten Krefeld nach vorne bringen.