Kooperation Ausbildung gegen den Fachkräftemangel

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist weiter angespannt. IHK und Arbeitsagentur raten Firmen zu Förderungen und Weiterqualifizierungen.

Die Stadtwerke Krefeld (SWK) haben Quereinsteiger als Mitarbeiter gewonnen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Das Angebot vergleicht Angela Schoofs mit einem reichhaltigen Menü aus einer Fünf-Sterne-Küche. Für jeden Geschmack sei etwas dabei, jeder werde gut versorgt. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Mönchengladbach spricht über die Fachkräfteberatung für Unternehmen, die mittlerweile ins neunte Jahr geht und mehr denn je benötigt werde, wie Vertreter der Kooperationspartner auf einer gemeinsamen Bilanz-Pressekonferenz erklärten. Denn noch immer blieben viele Stellen unbesetzt. Das Tauziehen um die besten Köpfe und Hände geht weiter. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, sagt: „62 Prozent der Firmen sagen uns, dass sie Stellen nicht mit Fachkräften besetzen können.“ Die Lage auf dem Markt ist weiter angespannt. Er rät: „Investitionen in die eigene Berufsausbildung sind für die Unternehmen der beste Schutz vor Fachkräftemangel.“

Angebot ist für die
Betriebe kostenlos

Seit 2012 unterstützt die Kooperation der beiden Arbeitsagenturen Krefeld und Mönchengladbach sowie der hiesigen Industrie- und Handelskammer vornehmlich kleine und mittelständische Unternehmen dabei, sich im Wettbewerb um Spezialisten auf dem Markt besser aufzustellen, wie sie sich attraktiv machen können für die besten Leute. Denn das Angebot für die Betriebe sei kostenlos. Eine teure Beratungsfirma muss also nicht ins Haus kommen. Das Angebot wurde bereits um weitere zwei Jahre verlängert.

Steinmetz sieht schon seit vielen Jahren einen Engpass beim Thema Fachkräfte in der Region. Das erlebe man besonders in Zeiten guter Konjunktur, wenn Unternehmen wachsen und Mitarbeiter einstellen wollen. Man müsse da auch teilweise anders und neu denken: „Wir empfehlen den Unternehmen, neue Wege in der Azubi-Rekrutierung zu gehen. Kooperationsmodelle mit Schulen und Sportvereinen. Die Nutzung von Social-Media-Kanälen und der Einsatz von Ausbildungsbotschaftern sind hierfür gute Beispiele.“

Vor allem aber diene die eigene Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern dem Schutz vor Fachkräftemangel, sagen die Beteiligten. In Zeiten von weniger Schulabgängern, einer zunehmenden Akademisierung und des demografischen Wandels sei dieser Schritt wertvoll. „Die Firmen stecken in der Zwickmühle.

500 Beratungsgespräche
gab es im vergangenen Jahr

Wie sollen sie sich mit ihrem Personal weiterentwickeln? Arbeitgeber und Arbeitnehmer leben in einer Schicksalsgemeinschaft“, sagt Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzende der Arbeitsagentur Krefeld. Themen wie Digitalisierung, Qualifizierung und Fördermöglichkeiten von Personal stünden weiter im Mittelpunkt der Beratung. „Wir sind der Wegweiser durch den Dschungel“, sagt Christoph Dreßen von der Mönchengladbacher Arbeitsagentur.

„In unserer Region findet sehr viel Austausch und Wandel statt“, meint Angela Schoofs. 500 Beratungsgespräche habe es in 2019 gegeben. Seit 2012 seien es schon mehr als 3200. „Wir hoffen für dieses Jahr auf eine gute Entwicklung“, sagt Jürgen Steinmetz. Zusammen mit den beiden Frauen Angela Schoofs und Bettina Rademacher-Bensing bildet er den Beirat des Kooperationsprojektes.

 Zu den Profiteuren zählt sich selbst auch die städtische Tochter SWK. „Bei uns fehlten Bus- und Bahnfahrer. Es gibt da viele Quereinsteiger. Wir haben eine Förderung erhalten und konnten sieben Mitarbeiter mit dem großen Busführerschein ausstatten. Die Kooperation hilft auch bei der Bürokratie“, sagt Stefan Fuchs, Leiter Verkehrsbetrieb der SWK Mobil. Die Entsorgungsgesellschaft GSAK, im Besonderen als Logistikunternehmen gefragt, will bald folgen: „Wir wollen das Angebot annehmen“, sagt Geschäftsführer Wilfried Gossen. Bis vor zwei Jahren noch konnte der Bedarf an Personal durch die eingehenden Initiativbewerbungen gedeckt werden. Doch das ist vorbei.