Abschluss im Krefelder Rathaus Telenotarzt kann bald in Krefeld die Arbeit aufnehmen
Krefeld · Im Krefelder Rathaus fand am Mittwoch das entscheidende Treffen mit Vertretern aller beteiligten Kommunen am Niederrhein statt. Schon in Kürze kann die Arbeit beginnen.
Wer in eine Notsituation gerät, möchte schnellstmöglich die bestmögliche Hilfe bekommen. Doch nicht immer kann gewährleistet werden, dass mit dem Rettungsdienst auch sofort ein Notarzt zur Stelle ist. Das neue Telenotarztsystem Niederrhein, das in Kooperation von Gesundheitsministerium, Ärztekammern, Krankenkassenvertretern und kommunalen Spitzenverbänden auf den Weg gebracht wurde, soll diese Situation künftig verbessern.
Am Mittwoch, 22. Januar, kam die Trägergemeinschaft Telenotarztsystem Niederrhein im Krefelder Rathaus zusammen, um die öffentlich-rechtliche Rahmenvereinbarung für das Projekt zu unterzeichnen. In feierlichem Rahmen schlossen die Oberbürgermeister Frank Meyer, Sören Link (Duisburg) und Felix Heinrichs (Mönchengladbach), die Landräte Christoph Gerwers (Kreis Kleve) und Andreas Coenen (Kreis Viersen) sowie Lars Rentmeister (Verwaltungsvorstand Kreis Wesel) die Vereinbarung ab.
Die Stadt Krefeld ist Kernträgerin des Projektes, da die 2016 eröffnete integrierte Leitstelle technisch und räumlich beste Voraussetzungen für eine Telenotarzt-Zentrale bietet. Damit liegen neben dem Standortbetrieb unter anderem auch die Projektkoordination, Abrechnung und Dienstplanung, Verhandlungen mit den Kostenträgern, die Koordination von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zum Telenotarzt Niederrhein, Aus- und Fortbildung von Telenotärzten sowie Personalgewinnung und -verwaltung bei der Stadt Krefeld.
Beigeordnete Cigdem Bern lobt das Engagement und fasst die Vorteile des Systems zusammen: „Besonders erfreulich ist, dass mit der zukünftigen Einrichtung der Telenotarztzentrale in Krefeld ein entscheidender Schritt hin zu einer 24/7-basierten medizinischen Unterstützung für über zwei Millionen Einwohner getan wird. Dies bedeutet nicht nur eine flächendeckende und kontinuierliche Verfügbarkeit von ärztlicher Expertise, sondern auch eine deutliche Entlastung der physischen Notärzte und eine verbesserte Reaktionsfähigkeit im gesamten Versorgungsgebiet.“
Telenotärzte unterstützen
bei drei Arten von Einsätzen
Mit dem Telenotarztsystem kann der Rettungsdienst am Einsatzort einen erfahrenen Notarzt digital konsultieren. Unterschieden wird zwischen drei Einsatzspektren: Bei „Primäreinsätzen“ alarmiert das Rettungsdienstpersonal an der Einsatzstelle vor Ort den Telenotarzt in der Zentrale. Dieser kann via Telekommunikation und mithilfe von Echtzeit-Vitaldatenübertragung, Sprach- und ggf. Sichtkontakt bei der Versorgung des Patienten unterstützen. Bei diesem Einsatzspektrum geht es vor allem um die Absicherung der Diagnostik sowie die Initiierung bzw. Begleitung von Therapiemaßnahmen (z. B. Medikamentengaben).
Bei „unterstützenden und überbrückenden Einsätzen“ gibt es verschiedene denkbare Einsatzmöglichkeiten des Telenotarztes. Für den Fall, dass das Rettungsdienstpersonal an der Einsatzstelle feststellt, dass zur weiteren Behandlung des Patienten die handwerklichen Fähigkeiten eines physischen Notarztes benötigt werden und dieser nicht direkt von der Leitstelle mitalarmiert worden ist, kann der Telenotarzt die Zeit bis zum Eintreffen des physischen Notarztes überbrücken. Zudem kann er die Notärzte vor Ort, beispielsweise mit einer Zweitmeinung, unterstützen.
Das dritte Einsatzspektrum betrifft das „Verlegungsmanagement“. Wenn ein Krankenhaus ein Rettungsmittel für die Verlegung eines Patienten in ein anderes Krankenhaus bei der Leitstelle anfordert, ist dem anfordernden Klinikpersonal die personelle und materielle Ausstattung der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge – Notarzteinsatzfahrzeug, Rettungswagen und Krankentransportwagen – häufig nicht ausreichend bekannt. So werden oft höherwertigere Fahrzeuge für einen Transport disponiert als tatsächlich notwendig wären.
Voraussetzungen für die Tätigkeit als Telenotarzt sind die Anerkennung als Facharzt sowie die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin, mindestens zwei Jahre regelmäßige und andauernde Tätigkeit als Notarzt mit wenigstens 500 eigenständig absolvierten Notarzteinsätzen und Erfahrung in der eigenverantwortlichen Führung von Personen. Darauf aufbauend kann die Qualifikation zum Telenotarzt bei einem speziellen Lehrgang erworben werden.
Zunächst kann jetzt die technische Ausstattung festgelegt und angeschafft werden, gleichzeitig beginnt die Personalgewinnung und Dienstplanung. Nach Aufbau der Telenotarztzentrale kann der Probebetrieb starten. Das bedeutet, dass die neue Zentrale testweise in einem begrenzten zeitlichen Umfang besetzt ist. Dabei sollen etwaige Schwierigkeiten vorab unter Realbedingungen identifiziert und behoben werden. Läuft alles einwandfrei, geht die Telenotarzt-Bereitschaft nach und nach zu erweiterten Betriebszeiten und schließlich dann in den 24/7-Vollbetrieb über. Red