Amprion Bürgerverein Tackheide will geplante Stromtrasse verlegen
Vorsitzender Lennackers sieht Stadt und Politik auf seiner Seite.
Man müsse die Sache ganz nüchtern betrachten, sagt Werner Lennackers vom Bürgerverein Tackheide. Von aktuellen Stimmungen will sich der 67-Jährige nicht leiten lassen. Als Vorsitzender und Vorstandsmitglied kämpft er seit mehr als neun Jahren gegen den Weiterbau der Überland-Stromtrasse für Höchstspannung des Netzbetreibers Amprion, die entlang des Ortsteils Tackheide im Krefelder Westen vorbeiführen soll. Nur einen Steinwurf von den Wohnhäusern entfernt, teilweise sind es keine 40 Meter Abstand. 380 Kilovolt in luftiger Höhe. Das sorgte bei Anwohnern in den vergangenen Jahren immer wieder für Sorgen: Wie steht es um die elektromagnetische Strahlung und die damit verbundene menschliche Gesundheit?
Die Bezirksregierung in Düsseldorf hat dem Netzbetreiber nun grünes Licht für den Bau signalisiert, nachdem dieser nach einer Klage der Stadt vor sechs Jahren erst noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung nachreichen musste. Bis zum 23. Oktober hat die Stadt Zeit, erneut eine Klage einzureichen. Und das soll auch geschehen, wie Werner Lennackers sagt. Von der Kommune selbst war bis Mittwochnachmittag keine Stellungnahme zu erhalten. Der Umwelt-Beigeordnete Thomas Visser hatte jedoch schon im September der WZ gesagt: „Wir sehen die Interessen der Stadt Krefeld nicht gebührend berücksichtigt und bereiten eine weitere Klage vor.“ Das sei vom Rat gedeckt.
Der parteilose Rentner Lennackers ist im Vorstand des Bürgervereins Tackheide schon dabei, seit die ersten Pläne Amprions auf den Tisch kamen, die Überland-Leitung von St. Tönis bis Fellerhöfe weiterzubauen, eine Lücke zu schließen. Er hat Unterschriften gesammelt, er ist auf die Parteien zugegangen, er wollte Unterstützung haben für sein Vorhaben, die Pläne zu durchkreuzen und eine Veränderung herbeizuführen. Es geht ihm und seinen Mitstreitern nämlich nicht um eine Verhinderung der Stromtrasse. Die Leitung soll entweder weiter in Richtung Westen verschoben oder unterirdisch verlegt werden, meint Lennackers. „Wir wollen eine Verhandlung einleiten und damit sagen: So nicht.“
Amprion: Die Grenzwerte
werden sicher eingehalten
Die etwa 42 Kilometer lange 380-Kilovolt-Verbindung soll später von der Umspannanlage Niederrhein in Wesel über Moers, Krefeld, St. Tönis nach Osterath führen. Netzbetreiber Amprion sieht darin einen notwendigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende. Eine Gefahr für die Anwohner? „Die nach der Bundesemissionsschutzverordnung festgelegten Grenzwerte unterschreiten wir deutlich“, sagte Projektsprecher Claas Hammes im März. Eine unterirdische Verlegung sei nie Thema gewesen. Die Bezirksvertretung sah ebenfalls zuletzt keine „nachhaltigen Risiken“ durch die Hochspannungsleitung. Laut Experten der Bezirksregierung sei nachgewiesen worden, dass die Grenzwerte „sicher eingehalten würden.“ Werner Lennackers wähnt die Politik und Verwaltung hinter sich und dem Vorhaben. Er stehe im Kontakt mit Thomas Visser. Von der Klage erhoffen sie sich Erfolg. „Wir haben das gemacht, was wir machen konnten. Mehr können wir nicht tun“, sagt Lennackers.
Ende des Jahres wollte Amprion ein Genehmigungsverfahren bei der Düsseldorfer Bezirksregierung einreichen. Der Baubeginn ist für 2022 vorgesehen.