Folgen der Pandemie Corona hat das Krefelder Gesundheitsamt vorangebracht
Krefeld · Im März 2020 wurden die Mitarbeiter des Fachbereichs Gesundheit überrumpelt. Doch mit der Zeit hatte man die Auswirkungen immer besser im Griff. Jetzt läuft die Analyse, was man hätte besser machen können.
Ernste Gesichter bei Oberbürgermeister, Stadtdirektorin und der Leiterin des Gesundheitsamtes: Frank Meyer, Beate Zielke und Dr. Agnes Court erläuterten am 11. März 2020 vor der Presse den Sachstand zum Coronavirus in Krefeld. Einen Tag zuvor waren die ersten vier Fälle in der Stadt nachgewiesen worden. Drei Männer und eine Frau hatten Covid-19 aus dem Ski-Urlaub im österreichischen Ischgl mitgebracht. Schon am 13. März öffnete das eilig eingerichtete Diagnosezentrum an der Schwertstraße. Für die Stadtverwaltung und vor allem den Fachbereich Gesundheit begann damit eine neue Zeitrechnung.
„Die Relevanz einer solchen Institution ist durch Corona erst richtig deutlich geworden“, urteilt die heute für den Gesundheitsbereich zuständige Dezernentin Sabine Lauxen. Von heute auf morgen mussten Einrichtungen wie das Diagnosezentrum und später das Impfzentrum auf dem Sprödentalplatz aus dem Boden gestampft werden. Ein Netzwerk wurde geknüpft, zu dem beispielsweise Ärzte und das DRK gehörten, das ab Februar 2021 Betreiber des Impfzentrums war. „Das Netzwerk bleibt bestehen, wir treffen uns weiterhin in regelmäßigen Abständen“, sagt Lauxen. Denn sollte es in Zukunft noch einmal ein Ereignis wie Corona geben, will die Stadt Krefeld gewappnet sein. Die Strukturen dafür seien jetzt vorhanden.
Die Stadt sucht einen
Pandemie-Beauftragten
Am Anfang war die Verwaltung weder personell noch finanziell auf die Aufgaben vorbereitet, die plötzlich auf sie einstürzten. Viel Arbeit machte im Gesundheitsamt etwa die Berichtspflicht: Zu Beginn noch mit Papier und Faxgeräten galt es, endlose Meldebögen mit Fallzahlen von A nach B weiterzugeben. Mittlerweile sei man hier nach einem Digitalisierungsschub deutlich besser aufgestellt, stellt Sabine Lauxen fest. Dafür habe man zwei Jahre Aufbauarbeit leisten müssen. Die Berichtspflicht ist heute zudem eingeschränkt.
Auch die Personaldecke ist inzwischen dicker. Dank Fördermitteln des Bundes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) konnten nach Angaben von Kirstin Lintjens, die seit 2022 den Fachbereich Gesundheit leitet, fünf neue Stellen geschaffen werden. Weitere fünf sind derzeit in der Ausschreibung und sollen Anfang 2024 besetzt sein. Darunter auch die Stelle eines Pandemie-Beauftragten der Stadt Krefeld.
Kritisch schaut sich die Verwaltung derzeit an, an welchen Stellen man etwas hätte besser machen können. So fehlte ein vernünftiges Frühwarnsystem, das auf die rasant steigenden Infektionszahlen hätte hinweisen können. Stattdessen sei man von der notwendig gewordenen Schließung von Einrichtungen im Frühjahr 2020 regelrecht überrumpelt worden, so Lauxen. Sinnvoll wäre es aus ihrer Sicht, wenn etwa Informationen aus den Arztpraxen in der Behörde rechtzeitig zusammengeführt werden. Wie das geschehen kann, dafür habe man aber noch keine Lösung gefunden.
Eine „bedrückende Erfahrung“ sei bis heute der Umgang mit alten Menschen in Pflegeheimen gewesen. Diese wegen Hygienemaßnahmen von ihren Angehörigen völlig abzuschneiden oder im schlimmsten Fall sogar allein sterben zu lassen, das soll sich in Krefeld nicht mehr wiederholen. „Wir haben uns vorgenommen, Lösungen zu entwickeln, wie wir es anders machen können“, sagt Lauxen.
Kinder werden vor der
Schule wieder untersucht
Dies gilt auch für den Kinder- und Jugendbereich. Hier müsse es künftig eine psychologische Begleitung geben, die gerade in der Phase, als die Kinder plötzlich nicht mehr zur Schule gehen durften und keinen direkten Kontakt mehr zu Freuden hatten, fehlte. Dazu werde man Vorschläge machen und sich auf Landesebene abstimmen. Der eigene „Krefelder Weg“ habe aber schon an anderer Stelle funktioniert, betont die Gesundheitsdezernentin. Angst, Essstörungen – zu solchen Problemen sollen im engen Austausch mit Schulen, psychologischem Dienst und Schulbehörde Lösungen gefunden werden.
Drei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie kehrt in der Krefelder Gesundheitsbehörde aber auch langsam wieder Normalität ein: Die zwei Jahre ausgesetzten Schuleingangsuntersuchungen wird es in diesem Jahr wieder geben.