Spezial zur Kölner Straße in Krefeld Das soll mit dem Herzstück der ehemaligen Krankenanstalten passieren
Krefeld · Viele Altbauten wurden für den Neubau des Helios-Klinikums abgerissen. Doch ein Gebäude blieb als prägendes Element an der Kölner Straße erhalten. Nun gibt es neue Pläne.
Heinrich Johann Freyse ist nur 41 Jahre alt geworden. Doch diese kurze Lebensspanne reichte für den Architekten, um Krefeld seinen Stempel aufzudrücken. Als Stadtbaumeister tat er dies mit sakralen Bauten wie dem Neubau des Kirchenschiffs der Alten Kirche oder der Planung der Neuen Synagoge an der Peterstraße. Verantwortlich war er aber auch für das erste Gebäude der Städtischen Krankenanstalten an der Kölner Straße.
1843/44 geplant, erfolgte die Grundsteinlegung des Backsteinbaus am 29. April 1845. Im April 1848 wurden die ersten Patienten aufgenommen. Der Schriftzug „Städtische Krankenanstalten“ ist von der Kölner Straße aus noch heute auf der Fassade zu lesen. Allerdings gehört das Gebäude schon seit 2018 nicht mehr zum Klinikum mit seiner 70 000 Quadratmeter großen Gesamtfläche: Es wurde damals an die Schleiff Unternehmensgruppe aus Erkelenz verkauft, die das denkmalgeschützte Objekt zu einem Wohngebäude umgestalten will. Doch davon später mehr.
Zurück zu dem Krefelder Stadtbaumeister Freyse, der 1809 in Essen zur Welt kam und 1850 in Krefeld an einem Leberleiden starb. Der selbstbewusste Mann muss nicht ganz einfach im Umgang gewesen sein. Aus seiner Sicht war der Architekt der alleinige Gestalter eines Gebäudes. Deshalb kämpfte er gegen die „Unsitte“, Maurer und andere Handwerker mit Entwurfsarbeiten zu beschäftigen. In Krefeld setzte er 1843 den Maurermeister Friedrich Klapper als Stadtbaumeister ab.
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1838 war Freyse in die damals blühende Samt- und Seidenstadt gekommen. Vermutet wird, dass ihm Stadtplaner Adolph Anton von Vagedes den Tipp dazu gegeben hatte. Als staatlich geprüfter Privatbaumeister ließ Freyse sich mit einem Büro an der Alleestraße, dem heutigen Ostwall, nieder. Seine Prüfung hatte er bei dem berühmten Karl Friedrich Schinkel bestanden.
In Krefeld konnte sich Freyse bald vor Aufträgen nicht retten: 1840 war er Bauleiter beim Umbau der Dionysiuskirche, den der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner geplant hatte. Ab 1841 folgten der Umbau und die Erweiterung der Mennonitenkirche, ab 1846 die Planung der Neuen Synagoge. Deren Einweihung 1853 erlebte er aber schon nicht mehr.
Während die Synagoge durch die Nazis zerstört wurde, blieb der Ziegelbau an der Kölner Straße als Herzstück der Krankenanstalten bis heute erhalten. In dem denkmalgeschützten Komplex befand sich zuletzt eine Apotheke. Seit deren Auszug steht das Gebäude leer, da es vom Klinikum nicht mehr benötigt wurde.
2008 hatte die Helios-Gruppe das Krankenhaus zwischen Kölner Straße und Lutherplatz übernommen und ein Jahr später mit der Realisierung eines Großprojekts begonnen: 200 Millionen Euro wurden in einen hochmodernen Klinikkomplex gesteckt, der im Sommer 2014 seinen Betrieb aufnahm. Heute arbeiten am Helios Klinikum Krefeld fast 3000 Mitarbeiter in den verschiedensten Berufsgruppen. Sie kümmern sich um die jährlich rund 120 000 ambulanten und 60 000 stationären Patienten. Hierfür stehen rund 1200 Betten sowie mehr als 30 Fachabteilungen zur Verfügung.
Viele Altbauten wurden für den Neubau des Klinikums abgerissen, darunter ein elfgeschossiger Betonkomplex aus den 1970er-Jahren. Doch das von Heinrich Johann Freyse entworfene Gebäude blieb als prägendes Element an der Kölner Straße erhalten – auch wenn sich der Altbau teils hinter Bäumen und Gebüsch versteckt.
Das soll sich ändern: Das Denkmal Alte Apotheke als Herzstück der ehemaligen Städtischen Krankenanstalten Krefeld soll zum Wohngebäude werden. Wie Georg Wilms, Geschäftsführer der Schleiff Denkmalentwicklung, im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, liegen die entsprechenden Pläne fertig in der Schublade. Man hoffe darauf, möglichst bald die Baugenehmigung durch die Stadt Krefeld zu bekommen.
Geplant ist, auf einer Gesamtfläche von 3700 Quadratmetern 51 öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten – 25 mit zwei, 22 mit drei und vier mit vier Zimmern. „Kleine Wohnungen für Wohnungsberechtigungsscheininhaber der Einkommensgruppe A werden in Krefeld dringend benötigt“, sagt das Unternehmen. Die Bauzeit soll etwa 18 Monate betragen. Das Objekt trägt mittlerweile den Namen Freyse-Haus – und schlägt damit den Bogen zurück zu seinem 1850 verstorbenen Erbauer.