Spezial zur Kölner Straße in Krefeld Was einen Bezirkspolizisten nicht los lässt

Krefeld · Armin Giebels ist seit 2003 in Fischeln im Dienst - der kann schöne, aber auch schreckliche Seiten haben.

Armin Giebels ist vor allem Ansprechpartner im Stadtteil – hier vor seinem Arbeitsplatz an der Kölner Straße im Fischelner Rathaus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Bei einem Treffen mit Armin Giebels ist schnell klar, in Fischeln ist er ein Ansprechpartner: Mehrere Seniorinnen mit Mundschutz, die an der Bushaltestelle beim Rathaus an der Kölner Straße warten, zögern nicht lange. Sie wollen von dem Bezirkspolizisten wissen, warum der kleine Park, der hinter dem historischen Gebäude liegt, in dem sich neben der Polizei des Bezirks auch das Bürgerbüro befindet, gesperrt wurde. Giebels erklärt das als Corona-Maßnahme. Zuvor wurde er von einer Frau mit einem Kinderwagen freundlich gegrüßt. Friede, Freude, Eierkuchen in der Bezirksdienststelle Fischeln?

Nicht immer. Der 58-Jährige arbeitet seit 2003 Jahren als Polizist des Bezirks. Manche Fälle wird er wohl nur schwer vergessen können, an andere erinnert er sich heute noch gerne. Einen schrecklichen Fall erlebte er Ende November mit: Ein 16-Jähriger war mit einem BMW gegen einen Baum an der Kölner Straße geprallt und starb. So einen schweren Unfall habe er während seiner jahrzehntelangen Laufbahn bei der Polizei (Beginn im Jahr 1983 im Streifendienst, zehn Jahre Leitstelle, ab 2003 Bezirksdienst in Fischeln) nicht erlebt. Mit Kollegen habe er die Verkehrsregelung übernommen und dafür gesorgt, dass Schülern der nahen Südschule der Anblick erspart blieb.

Schönere Themen, die der 58-Jährige regelmäßig behandelt, fallen in den Bereich der Verkehrserziehung, etwa für Kindergartenkinder. Dabei gehe es zum Beispiel um das Queren von Straßen, zwischen Fahrzeugen und an Kreuzungen. Zunächst gehe es auch darum, manchen Kindern die Angst vor den Frauen und Männern in Uniform zu nehmen. Polizei zum Anfassen. Dieses Jahr falle die Verkehrserziehung aufgrund der Corona-Krise leider flach. „Es ist traurig für die Kinder.“

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Gerade mit Blick auf die viel befahrene Kölner Straße im Zentrum Fischelns scheint Verkehrserziehung ein wichtiges Thema zu sein. Obwohl sich auch hier das Verkehrsaufkommen aufgrund der Krise ein wenig verringert habe. Man bekomme mit „Leichtigkeit“ einen Parkplatz, sagt Giebels und lacht. Er kommt eher wie ein Kumpel rüber. Und wenn ein Gespräch über seine Arbeit zu dem Satz „Bezirksdienst heißt Bürgernähe“ führt, klingt selbst das nicht nach einem platten Werbeslogan.

Ein Beispiel dafür ist besonders eindrücklich: Giebels teilt sich den Dienst mit zwei anderen Kollegen. Sein Gebiet umfasst dabei eigentlich gar nicht den Ortskern Fischelns, sondern geht von der Untergath bis zur Eisenbahn-Unterführung der Kölner Straße, die in Richtung Hauptbahnhof und Innenstadt führt. Dabei sei er unter anderem für den Bereich Lutherplatz zuständig. Oder wie er es sagt: „Der Lutherplatz mit meinen Stuntmans.“ Damit meint er Akteure der sich dort aufhaltenden Trinkerszene. Darunter seien Alkoholiker und Obdachlose, die meisten seien aber „lieb und nett“ und würden nicht „frech“ gegenüber anderen Anwohnern.

Er bekomme zur Szene viele Anfragen, diene dabei auch als eine Art Vermittler. Diese Zeit könne sich ein Polizist im Streifendienst in der Regel nicht nehmen. Ein Bezirkspolizist leiste dabei manchmal fast eine Art Sozialarbeit, sei wie ein „Mädchen für alles“, Giebels lacht wieder. Und wenn jemand aus dem Umfeld des Trinker-Treffs mit Haftbefehl gesucht wird, bekomme er Hinweise aus genau dieser Szene.

Dazu passt die Geschichte, die ihm bis heute positiv in Erinnerung geblieben ist: Eine Hochschwangere aus der Lutherplatz-Szene sei mit Haftbefehl gesucht worden. Giebels habe der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass sie bei einer Festnahme ihr Kind in Haft bekommen müsste. Daraufhin sei festgesetzt worden, dass die Strafe erlassen wird, falls die Frau 200 Euro zahlt. Obdachlose hätten schließlich ihre „Tageseinnahmen“ gespendet, um der Frau zu helfen. Und Giebels habe sie schließlich „von der Straße geholt“, da er Kontakte zu in der Hinsicht toleranten Vermietern herstellen konnte. Die Frau grüße ihn heute noch, wenn er sie mit ihren Kindern sieht. Das seien Fälle, die hängen bleiben.

Zurzeit gehört zu seinem Arbeitsalltag aber vor allem die „Pandemiestreife“. Dabei geht es zum Beispiel um Jugendliche, die sich trotz Kontaktverbots treffen. Die meisten seien bei einer Ansprache aber einsichtig - oder sie „sprinten“ bei bloßem Sichtkontakt auseinander, Giebels lacht wieder. Auf Streife würden viele Bürger der Polizei in Zeiten der Krise freundlicher begegnen.