Kommentar Die Kritik ist absurd
Meinung | Krefeld · Man mag darüber streiten, ob der Spruch im Schaufenster eines Modegeschäfts an der Ecke Marktstraße/Peterstraße witzig ist. Doch ihn in einen Zusammenhang mit dem dortigen Mahnmal zu bringen, ist völlig absurd. Ein Kommentar.
Die Ecke Marktstraße/Peterstraße liegt im Herzen von Krefeld. In unmittelbarer Nähe gibt es ein Mode- und ein Delikatessengeschäft, ein italienisches und ein asiatisches Restaurant (jeweils mit Außenterrasse) sowie die Zufahrt zum Behnisch-Parkhaus. Es ist ein lebendiger Ort, an dem im Winter die Weihnachts-Deko steht und der im Sommer beim Festival „Kultur findet Stadt(t)“ schon zum Schauplatz einer Tango-Vorführung unter freiem Himmel wurde. Kritik an dem bunten Treiben dort hat es in der Vergangenheit nicht gegeben. Umso schwieriger ist nachzuvollziehen, wo die jetzige Kostenpflichtiger Inhalt Aufregung um einen witzigen Spruch im Schaufenster von Schinke Couture herkommt.
Die Ecke Marktstraße/Peterstraße ist auch ein Ort der Mahnung und des Gedenkens. Denn hier hat bis zur Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Krefelder Synagoge gestanden. Daran wird in jedem Jahr mit einer würdigen Veranstaltung erinnert. Doch muss diese Erinnerung bedeuten, dass rund um diesen Ort kein normales Leben stattfinden kann? Wohl kaum.
Man mag darüber streiten, ob der Spruch im Schaufenster des Modegeschäfts witzig ist. Doch ihn in einen Zusammenhang mit dem Mahnmal und der späteren Ermordung der jüdischen Bevölkerung zu bringen, ist völlig absurd. Statt gleich den OB und die Jüdische Gemeinde anzuschreiben, hätten die Freien Wähler und Jürgen Wagner besser den Kontakt zu Schinke Couture gesucht, um mögliche Missverständnisse auszuräumen.