Krefeld diskutiert Moschee-Bau
In der Volkshochschule entwickelte sich eine kontroverse Debatte um das Millionen-Projekt an der Gladbacher Straße.
Krefeld. Die Frage bringt Architekt Nihat Bilgic kurz aus dem Konzept. Der Planer des fünf Millionen Euro teuren Moschee-Neubauprojekts an der Gladbacher Straße hat nach Aussage des Fragestellers aus architektonischer Sicht alles Wichtige zu dem Bauvorhaben erläutert. Lediglich die Projektbezeichnung K 127 nicht.
„K steht für die Richtung und 127 beträgt die exakte Gradzahl für die Ausrichtung der Moschee Richtung Mekka“, so Bilgic, der mit seiner Antwort bei den rund 80 Gästen in der Volkshochschule (VHS) durchaus für Erstaunen sorgt. Oder wie Moderator Michael Passon, Redaktionsleiter der Westdeutschen Zeitung in Krefeld, es ausdrückt: „Darauf muss man erstmal kommen.“
Es sind solche offenen Fragen, die viele Besucher am Freitag in die Räume der VHS führt, um sich über den Planungsstand von Krefelds größtem Moscheebauprojekt zu informieren. Die Fatih Camii-Gemeinde, die derzeit in einer Moschee im Hinterhof eines Gebäudes an der Saumstraße ihren Glauben lebt, hat den Neubau vor über zwei Jahren angestoßen.
Jetzt geht es für die türkische Glaubensgemeinde um den Vorsitzenden Mahmut Aygün darum, bei den Krefeldern für Vertrauen, Verständnis und Akzeptanz für das Bauprojekt zu werben. Allen offenen Fragen treten Aygün und seine Gemeindemitglieder in der VHS nach eigener Aussage mit so viel Transparenz wie möglich entgegen.
Projekt-Sprecher Kamuran Sezer geht auch kritischen Fragen, wie nach der Finanzierung und dem Einfluss der Dachorganisation Ditib, zu der die Fatih Camii Gemeinde gehört, nicht aus dem Weg. „Wir werden versuchen, das Bauprojekt mit unseren eigenen Mitteln zu stemmen — auch wenn das schwierig wird“, sagt er. Gelder aus Ankara würde man zumindest nach jetzigem Stand nicht erfragen.
„Gibt es denn einen Einfluss durch die Organisationen Ditib und Diyanet?“, will Michael Passon wissen. Laut Sezer ist das nicht der Fall. Viel mehr will der gebürtige Krefelder dafür werben, dass die Moschee einen offenen Charakter besitzt. „Es sind alle Krefelder eingeladen, die neue Moschee zu besuchen — egal welchen Glaubens“, versichert er.
Wann denn die Bagger anrollen werden, vermag Architekt Nihat Bilgic noch nicht verlässlich zu sagen. „Es könnte im ersten oder zweiten Quartal 2018 soweit sein“, lässt er sich aber entlocken.
Welche Bedeutung das Moschee-Bauprojekt für die öffentlich oft geschmähte, aber multikulturell sehr ausgeprägte Südstadt besitzen könnte, ordnen Dieter Behrendt (Eduard Pestel-Institut) und Robert Ambree (Montag-Stiftung) ein.
„Kommen viele Besucher nach dem Bau nach Krefeld, profitiert natürlich auch der Stadtteil“, sagt Behrendt, der sich als Experte mit Regionalplanung beschäftigt. Laut Ambree könnte die Moschee identitätsstiftend für viele muslimische Mitbürger in der Südstadt sein.
Ismail Komsucuk von der Moscheegemeinde Duisburg-Marxloh verweist darauf, dass sich durch solch ein Projekt ein ganzer Stadtteil aufwerten lässt. „Wir haben in Marxloh die größte Moschee Deutschlands gebaut. Seitdem waren über eine Millionen Besucher bei uns. Es kommen Menschen jeglichen Glaubens“, berichtet er.
Bis dahin ist es in Krefeld noch ein weiter Weg. „Aber wir wollen den Weg mit den Krefeldern gehen, damit diese irgendwann sagen können: Das ist unsere Moschee in Krefeld“, erklärt Sezer.