Faire Woche Weltladen bekommt Filiale – für ein paar Tage

Im Rahmen der Fairen Woche, die am 14. September beginnt, wird ein sogenannter Pop-up-Store an der Marktstraße eröffnet.

Das Planungsteam der Fairen Woche (v.l.): Ariane Stedtfeld (GMÖ), Ingrid Vogel (Friedensbündnis) und Christa Redeker (Weltladen).

Foto: Furchheim

Der Weltladen in Krefeld ist etwa doppelt so alt wie Greta Thunberg. Nun beschert die international berühmte 16-Jährige aus Schweden, oder besser: die Haltung, für die sie steht, dem besonderen Geschäft am Westwall, ganz in der Nähe des Museums, eine wachsende Popularität.

Denn nicht nur der Klimaschutz, auch der faire Handel rückt anscheinend immer mehr ins allgemeine Bewusstsein. Waren dieser Art treten langsam aus der Nische heraus. Sie werden nicht mehr nur in Kirchengemeinden nach den Gottesdiensten verkauft (wie es auch in Krefeld vielerorts üblich war und ist), sondern finden sich inzwischen auch in großen Supermärkten. Typische Beispiele sind Schokolade und Kaffee.

Das Sortiment reicht
von Chutneys bis Spielzeug

Das sicherlich breiteste „faire“ Sortiment der Stadt bietet der Weltladen. Auf rund 50 Quadratmetern werden unter anderem Chutneys, Currys, Reis, Bohnen und Wein angeboten. Auch „Non-Food-Produkte“ wie Kinderspielzeug, Schmuck und Deko-Artikel führt der Laden. Die Produkte kommen aus Asien, Afrika, Lateinamerika.

Seit Kurzem gehört auch Kleidung zum Sortiment. Hierbei hält sich das ehrenamtliche Verkaufsteam allerdings mit einer 100-Prozent-Garantie in Sachen fairer Handel zurück. Die Rückverfolgbarkeit „bis zum letzten Knopf“ sei zu schwierig, heißt es.

Seit anderthalb Jahren ist Christa Redeker Vorsitzende des Weltladens, engagiert sich seit den 90er-Jahren in diesem Bereich. Da erscheint es nur logisch, dass die Fischelnerin auch zum Organisationsteam der Fairen Woche im September gehört (siehe Info-Kasten).

Zu der Veranstaltungsreihe unter der Fragestellung „Was denkst Du über Geschlechtergerechtigkeit?“ haben sich viele unterschiedliche Organisationen zusammengetan und ein buntes Programm zusammengestellt. Präsentiert wird es in einem „Pop-up-Store“ an der Marktstraße 34. Gemeint ist ein provisorisches Geschäft, das für kurze Zeit ansonsten leerstehende Räume mit Leben füllt. „Das Ladenlokal haben wir gemietet“, erklärt Christa Redeker. Wenn man so will, handelt es sich um eine Kurzzeit-Filiale des Weltladens.

Mit dem Programm wollen die Organisatorinnen „Frauen aus Krefeld und weltweit“ verbinden. Regelmäßig gäbe es Berichte im Fernsehen über katastrophale Arbeitsbedingungen in anderen Ländern. Mädchen und Frauen seien besonders betroffen. Die Berichte machten deutlich: Es müsse sich noch viel ändern.

Das Programm der Woche umfasst Vorträge und Diskussionen, Filme und Theater, Beratungen und Porträts. Jeden Mittag können die Besucher „Spirit tanken“ bei 15 Minuten Besinnung. „Wir haben auch Angebote für Schülergruppen“, betont Ariane Stedtfeld, Referentin für entwicklungspolitische Bildung beim Gemeindedienst für Mission und Ökumene, kurz GMÖ.

Im Store könnten die Kinder und Jugendlichen viel über Fairen Handel lernen. „Wir haben einen Kaffeeparcour aufgebaut, eine Ausstellung ,Gesichter des Fairen Handels’ und viele Informationen liegen parat.“ Bei dem interaktiven Parcour geht es um den Weg des Kaffees von der Pflanze bis in die Tasse. Anbau, Verarbeitung, Handel und Vermarktung werden thematisiert.

Der Faire Handel strebt nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Warenverkehr. Forderungen sind: keine Kinderarbeit und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Menschen, die die Produkte für den Export herstellen. „Profit darf nicht vor Kinder- und Menschenrechte gehen“, betont Referentin Stedtfeld. Darauf zielt eine Kampagne von Fairem Handel, Brot für die Welt und Eine-Welt zum nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrecht.

Eine Frage von
Wertschätzung und Würde

Die Veranstalterinnen führen das Beispiel des Handelsunternehmens GEPA an: Hier würden die Löhne garantiert, nachdem sie gemeinsam mit Kleinbauern und Angestellten verhandelt worden seien. Es gebe zudem eine Abnahmegarantie.

20,50 Euro gebe jeder Deutsche pro Jahr für faire Produkte aus. „Würden mehr Produkte fair gehandelt, hätten mehr Menschen ein Auskommen durch ihre Arbeit“, sagt Ingrid Vogel, Sprecherin des Krefelder Friedensbündnis. „Dann gäbe es eine Fluchtursache weniger.“ Zudem sei es eine Frage von Wertschätzung und Würde, wenn Menschen für ihre Arbeit auskömmlichen Lohn erhielten.