Wirtschaft - Gründerpreis Krefeld 2021 Insticert macht Firmen fit für den Wettbewerb
Das Krefelder Start-up entwickelt eine App und Tools, um Unternehmen ihren digitalen Reifegrad aufzuzeigen und sie vor Cyber-Angriffen zu schützen.
Das Zertifizieren und Auditieren von Prozessen sind Tätigkeiten, die manche Unternehmen meiden wie der Teufel das Weihwasser. Umso angenehmer ist es, wenn man einen kompetenten Dienstleister findet, der einem die lästigen Arbeiten abnimmt oder mit Hilfe einer App und digitaler Tools zumindest erheblich erleichtert. Denn wer keine Zertifikate aufzuweisen hat, erhält von seinen Kunden oft keine Aufträge mehr. Und wer den Weg in die Digitalisierung zu spät einschlägt, wird vom Wettbewerb überholt.
Die Insticert GmbH, das neue Institut für nachhaltige Zertifizierung am Stadtgarten, stellt nach Aussage von Professor Linus Schleupner in Krefeld und Umgebung ab sofort die einzige Alternative ihrer Art dar. „Unser Start-up startet gerade voll durch und hat bereits erste Aufträge“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter, der sich gleichberechtigt die Führungsaufgaben mit seinem Kollegen Björn Krause teilt.
Schleupner lehrt unter anderem Innovationsmanagement an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Er bringt die wissenschaftliche Expertise mit. Diplomingenieur Krause arbeitet seit 25 Jahren in verschiedenen IT-Funktionen von Unternehmen und verfügt über viel praktische Erfahrung. Unterstützt werden beide von erfahrenen Experten, unter anderem von den Zertifizierungsauditoren für integrierte Managementsysteme, Andreas Altena und Angelika Müller. Arwid Zang und Paul Werther decken die Themen Informationssicherheit und technische IT-Sicherheit ab. Sie entwickeln aktuell die sichere, datenschutzkonforme und nachhaltige Software für die App-Plattform, die im dritten Quartal online gehen soll.
Plattform soll einfach handhabbar und kostengünstig sein
„Dieses Kernstück unserer Entwicklung ist keine beliebige weitere App am Markt, sondern bündelt verschiedene Digitalisierungstechnologien für neue Ansätze in der Auditierung“, berichtet Schleupner. Die App diene Organisationen aller Art als Instrument, um per Selbst-Assessment festzustellen, wie es um ihren Digitalisierungsgrad und ihre Informationssicherheit bestellt ist und wo Optimierungsbedarf besteht. Erfülle ich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zertifizierung? Welche Schritte fehlen noch? Wie meistere ich die digitale Transformation?
„Die Plattform soll mit Blick auf unsere Hauptzielgruppe der kleinen und mittleren Unternehmen einfach handhabbar und kostengünstig sein, was durch ein Lizenzsystem geregelt wird, das modular nach Nutzung der Anzahl bestimmter Tools abgerechnet wird.“ Längerfristig werde ein Jahresumsatz im oberen sechsstelligen Euro-Bereich angestrebt. „Allein die derzeitigen sechs Mitarbeiter bringen die geballte Erfahrung von mehr als 120 Berufsjahren mit“, rechnet Schleupner vor, die Geschäftsleitung eingeschlossen. „Diese Kompetenz und Expertise gehören ebenso zu unserer DNA wie Seriosität, Verlässlichkeit und weitgehend finanzielle Unabhängigkeit.“
Rund 20 Mitarbeiter sollen einen Stamm von 100 Kunden betreuen
Grundsätzlich spiele die Wahl des Personals eine wichtige Rolle. Kurzfristig sucht das Institut Fachkräfte – mindestens zwei Programmierer, je zwei Personen für digitales Marketing und Innovationsmanagement sowie eine Teilzeitkraft für die Telefonakquise. Schon jetzt greift Insticert auf ausgewählte Freelancer zurück, die als ausgebildete Auditoren mit Branchenkompetenz die Kunden besuchen und projektbezogen arbeiten. Dieses Netz soll erweitert werden, da das Start-up sowohl deutschlandweit als auch branchenübergreifend arbeitet. Mit welch ehrgeizigen Zielen wird an der mittelfristigen Personalplanung deutlich. Rund 20 Mitarbeiter sind insgesamt vorgesehen, die einen Stamm von 100 Kunden betreuen. Tendenz steigend.
„Von dieser kontinuierlichen Entwicklung des Geschäfts profitiert Krefeld auf verschiedene Weise“, sagt Schleupner und denkt dabei nicht nur an die Gewerbesteuer. Die neue Dienstleistung sei ein Angebot an alle heimischen Unternehmen. Außerdem liefen bereits Gespräche mit „Start NRW“ am Standort Krefeld, um auch arbeitslose Menschen mit passender Expertise einzustellen. Angestrebt werden zudem Kooperationen wie mit der Hochschule Niederrhein, um Studienabsolventen aus Informatik, Media Design und Informationstechnik sowie Praktikanten zu gewinnen. Vorstellbar sei auch die Vergabe eines Stipendiums mit Beteiligung des Bundes. Auch perspektivisch sei das Start-up gut aufgestellt. Ihm liegen Patente vor, die Neuheiten bei der IT-Verschlüsselungstechnik betreffen. Schleupner: „Für die Umsetzung stehen Fördergelder in Höhe eines niedrigen sechsstelligen Euro-Betrags in Aussicht. Die könnten dann in eine Produktionsstätte mit Hard- und Software für bis zu 20 Arbeitskräfte investiert werden – am Standort Krefeld. Ein erster Meilenstein für unser junges Unternehmen.“