Internetausbau Langsames Netz: Wie es schneller wird

Krefeld · Warum der Breitbandausbau in Krefeld nicht so einfach ist und welche Möglichkeit Haushalt in unterversorgten Bereichen haben, etwas zu ändern.

 Etwa 1200 Haushalte in Krefeld haben nach Angabe der Verwaltung zu langsames Internet.

Etwa 1200 Haushalte in Krefeld haben nach Angabe der Verwaltung zu langsames Internet.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Rund 1200 Haushalte in Krefeld haben im Vergleich sehr langsames Internet. Der Breitbandkoordinator der Stadt erklärt, warum das so ist und wie die Lage besser werden soll.

Was für viele selbstverständlich ist, ist für Stefan Vomberg noch Wunschdenken. Im Internet surfen funktioniert, eine Serie bei Netflix streamen klappt mit „Hängen und Würgen“. Wenn dann aber gleichzeitig ein Download oder ein Computerspiel mit Internet-Komponente auf dem Wunschzettel stehen, wird es „kritisch bis zu unmöglich“, erklärt der 33-Jährige. Home-Office wäre nach seiner Einschätzung so nicht möglich. Stefan Vomberg wohnt seit dem Frühjahr 2018 in einer alten Wasserburg in Hüls an der Grenze zu St. Hubert. Dort gebe es noch weitere Parteien, die das gleiche Problem haben: langsames Internet.

So wie ihm und seinen Nachbarn geht es nach Zahlen einer Erhebung der Stadt aus dem Jahr 2017 aber nicht nur Bewohnern historischer Bauwerke – sondern rund 1200 Haushalten in Krefeld. Zum Vergleich: Für das Jahr 2016 wurde die Zahl aller Haushalte in Krefeld mit 119 000 angegeben. Die Betroffenen sind also eine Minderheit, zu dieser können aber auch Schulen oder Unternehmen gehören. Sie befinden sich in Gebieten, die zu den sogenannten weißen Flecken zählen. Das sind Bereiche, in denen nur Download-Geschwindigkeiten erreicht werden können, die unter 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) liegen.

Von einer Breitband-Verbindung kann laut einer Definition der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) gesprochen werden, wenn die Datenübertragungsrate über 2 Mbit/s hinausgeht. Vombergs Leitung kratzt nach eigener Messung an diesem Wert. Wie andere Betroffene hatte der 33-Jährige seine Hoffnungen auf ein Förderprogramm gesetzt, mit dessen Hilfe die Verwaltung dafür sorgen will, dass die „weißen Flecken“ in Krefeld beseitigt werden können. Insgesamt müssten nach der städtischen Erhebung rund 215 Kilometer neue Glasfaserleitungen verlegt werden, hieß es. Damit wären Geschwindigkeiten im Gigabitbereich möglich.

Im Jahr 2017 war zunächst 2019 als Ziel für den geförderten Ausbau für schnelleres Internet ausgegeben worden – aber nur, wenn alles glatt läuft. Und das ist nicht der Fall. Auch 2020 wird es wohl nichts: Eine entsprechende EU-weite Ausschreibung ist gescheitert. „Der letzte verbliebene Bieter hat sein Angebot aufgrund von aktuellen Preissteigerungen zurückgezogen“, teilte die Stadt Anfang April mit. Das bedeute aber nicht das Ende für das Projekt, es werde erneut ausgeschrieben.

Warum die Ausschreibung scheiterte? Laut Rafael Markwald, der sich als Breitbandkoordinator der Krefelder Verwaltung auch um die Koordinierung der Bundesförderung (mit zusätzlichen Landesmitteln sind das rund 11,6 Millionen Euro) kümmert, liegt es am Wettstreit um den Internetausbau.

Aufgrund der geplatzten Förderung müssten Betroffene noch mit längeren Wartezeiten rechnen. Markwalds Aufgabe: „Ich kümmere mich um Bürger, die schlechtes Internet haben und helfe ihnen, schnelleres zu bekommen.“ Auch die Vermittlung zwischen Wirtschaft und Telekommunikationsunternehmen gehöre dazu und eben die Koordination der entsprechenden Förderung. Die ist als unterstützende Notmaßnahme für Bürger zu sehen, die bisher beim Ausbau ignoriert wurden.

In Krefeld gehören zu den unwirtschaftlichen „weißen Flecken“ laut dem Breitbandkoordinator zum Beispiel der Bereich Hülser Berg, Forstwald, aber auch Teile des Krefelder Hafens. Im Prinzip sei Krefeld als Kommune nicht dafür verantwortlich, für schnelleres Internet zu sorgen. Mittels der Förderung will man aber da unterstützen, wo andere keinen Profit sehen.

Und was können Betroffene wie Stefan Vomberg tun, um ihre Internet-Situation kurzfristig zu verbessern? Der  Breitbandkoordinator gibt Tipps: Sich nach Alternativen zur Leitung im Boden umschauen. Es gibt etwa Angebote zum Internet-Empfang über das Handynetz – das dann aber in guter Empfangsstärke verfügbar sein sollte. Eine weitere Alternative sei der Empfang über Satellit – bei dem zumindest Geschwindigkeiten um die 20 Mbit/s möglich seien.

Ein anderer Weg ist die Gründung einer Bürgerinitiative. Der Grundgedanke dabei: Möglichst viele Bürger schließen sich zusammen, um sich gemeinsam an entsprechende Unternehmen zu wenden, so dass sich ein Ausbau für diese als lohnenswert herausstellt, erklärt Markwald.