SPD-Ratsfrau Anke Drießen-Seegers hat Vorsitz in Bezirksvertretung Mitte übernommen – und spricht über Chancen und Herausforderungen in Mitte „Neue Grenzen tun Innenstadt gut“
Krefeld · SPD-Ratsfrau Anke Drießen-Seegers hat Vorsitz in Bezirksvertretung Mitte übernommen – und spricht über Chancen und Herausforderungen der Innenstadt
Anke Drießen-Seegers möchte nirgendwo anders wohnen als in der Innenstadt. Vor vier Jahren ist sie mit Ehemann und dem jüngsten Sohn von der Lutherischen-Kirchstraße an die Kornstraße gezogen. Das meiste erledigt sie mit dem Rad. In der Stadt ist alles nah bei. „In nur wenigen Minuten bin ich aber auch draußen im Grünen“, sagt die SPD-Ratsfrau, die seit Ende Mai den Vorsitz der Bezirksvertretung Mitte innehat. Vereinbarungsgemäß des Koalitionsvertrages hatte sich die 60-Jährige nach der Hälfte der Legislaturperiode als Vorsteherin zur Wahl gestellt und Ana Sanz Sanz (Grüne) abgelöst.
Aus dem „Halben Willy“ wird im nächsten Jahr ein ganzer
Gemeinsam mit Ana Sanz Sanz hatte sie sich beispielsweise im Mai 2021 für den „ganzen Willy“ eingesetzt. Die Rede ist vom „Willy-Göldenbachs-Platz“, der im Volksmund wegen seiner halben Ausführung (ein Teil Grün, ein Teil Parkplatz) eben nur der „Halbe Willy“ genannt wird. Im vergangenen März hat sich die Bezirksvertretung Mitte mehrheitlich für die Umwandlung des ganzen Platzes in eine Grünfläche mit Boule-Bahn, Fahrrad-Parkhaus und größeren Aufenthaltsflächen für Anwohner und die dort vorhandene Gastronomie ausgesprochen.
Die Umwandlung des Willy-Göldenbachs-Platzes nach Plänen der Verwaltung soll im nächsten Jahr mit Mitteln aus dem Stärkungspaket Innenstadt erfolgen. Auch die Entsiegelung des bislang ausschließlich als Parkplatz genutzten Dr. Hirschfelder-Platzes zwischen Peters- und Königstraße mit viel Grün und einer neuen Kindertagesstätte gehört dazu. Von dem insgesamt 10-Millionen-Euro-Programm für die Innenstadt erwartet die Bezirksvorsteherin noch viele weitere wichtige Impulse. „Wir müssen das Gute und das Vorwärts in Krefeld transportieren, um die Herausforderungen der Innenstadt zu bewältigen.“ Und davon gebe es eine Menge.
In dem Sinne begrüßt sie die geplante Änderung der Stadtbezirksgrenzen. „Das war fällig“, sagt die SPD-Politikern, die seit 2004 Bezirksvertreterin in Mitte ist. Der neue Stadtbezirk 1 Mitte bis zum Ring werde danach die natürlichen Grenzen der Stadtmitte abbilden.
„Ich glaube, ich bin die Einzige, die sich darüber freut“, sagt Drießen-Seegers. Die Gesetzeslage sähe das vor. Sie könne unter Umständen aber auch verstehen, dass Einzelne in den Bezirksvertretungen Schwierigkeiten bei der Umstellung fürchten. Doch für Mitte könnten die Stärkung der Innenstadt und die Stadtplanung besser miteinander verknüpft werden.
„Bei der Stadtmitte wird oft vergessen, dass sie nicht nur die Funktion der klassischen Einkaufs- und Kulturstadt hat, hier wohnen auch Menschen, und nicht wenige.“ Laut des Statistischen Jahrbuchs 2020 über 32 000, davon über 6200 allein innerhalb der vier Wälle. Deshalb begrüßt sie sehr das eingeführte kleinteilige Quartiersmanagement, bei dem inzwischen genauer hingeschaut werde, was die Menschen im Quartier brauchen.
Sehr angetan ist sie von dem, was gerade am Schinkenplatz wachse durch das neue Quartiersbüro und die neu aufgestellte Bürgergesellschaft, „die unheimlich engagiert ist, vieles anstößt, aber auch ihre Finger in Wunden des Quartiers legt.“ Gemeinsam schaue man, wie man das belastete Quartier unter anderem durch den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) noch stärker stützen könne.
Seitdem das neue Drogenhilfezentrum an der Schwertstraße geöffnet und der Theaterplatz nicht mehr für die Suchtkranken als Treffpunkt geduldet werde, würden die sich neue Wege suchen. Ordnungsrechtliche Verstöße würden nicht geduldet. Durch das Stärkungspaket sei vieles laut Ladenbesitzern in der Innenstadt auch schon besser geworden.
Die Bezirksvorsteherin ist davon überzeugt, dass mit den sozialpolitischen und ordnungspolitischen Ansätzen des Konzeptes Helfen und Handeln die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsgefühl in der Innenstadt erfolgreich gesteigert werden können.
Die (Innen-)Stadtentwicklung sei des Weiteren ein großes Problem. Die demnächst frei werdenden Flächen im Kaufhof und bei Primark wirkten sich auf die Stadtmitte aus. Sie könnten aber auch die Chance bieten, dass Dinge dort wieder angeboten werden, die es bislang so nicht in der Stadt gäbe. Auch die weitere Anbindung der Stadtmitte an die Hochschule sei ein denkbares Ziel.
Einmal im Monat Sprechstunde in den verschiedenen Quartieren
Dass sie inzwischen eine Befürworterin des Kesselhauses als neue Veranstaltungshalle ist, daraus macht sie keinen Hehl. Man könne darüber streiten, dass sie etwas außerhalb liege, aber die ÖPNV-Anbindung sei gut und beim Seidenweberhaus führen die Besucher direkt in die Tiefgarage und gingen direkt nach oben in die Halle und nicht aus in die Stadt. Sie sieht eine viel größere Chance zur Belebung der Innenstadt in einer neuen Bebauung zur Ostwall-Seite hin und der Anlage eines neuen, grünen Platzes vor den Kultureinrichtungen und geöffnet zur Stadtmitte.
In den kommenden zweieinhalb Jahren der restlichen Legislaturperiode will sie einmal im Monat eine Sprechstunde in den Quartieren anbieten und auch die Jahresempfänge der Bezirksvertretung wieder einführen. Sie habe ein offenes Ohr: „Ich will nicht versprechen, dass ich alle Probleme lösen kann, aber dass ich mich darum kümmere“, nennt sie ihr Credo.