Fachpersonal Wie die Stadt die Lücke bei den Kita-Plätzen schließen will

Krefeld · In Krefeld fehlen 2000 Kita-Plätze. Die Stadtverwaltung will dies ändern - und stellte Pläne vor.

 Zwei Kinder spielen hier in der Kita an der Hubertusstraße.

Zwei Kinder spielen hier in der Kita an der Hubertusstraße.

Foto: Stadt Krefeld

Fast 2000 Kita-Plätze fehlen im Sommer in Krefeld, berichtete die WZ letzte Woche. Diese erhebliche Lücke zwischen dem Angebot und der Eltern-Nachfrage hat längst auch die Stadtspitze alarmiert. Am Donnerstag stellten Stadtdirektor und Jugenddezernent Markus Schön, Sonja Pommeranz, die Fachbereichsleiterin Jugendhilfe, und die Abteilungsleiterin „Kinder“, Heike Badberg im Rathaus ein Maßnahmenbündel vor, um die Lage zu entschärfen. Denn, so Schön: „Die ist sehr herausfordernd.“

Schließlich besteht seit mehr als zehn Jahren ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz – und zwar auch für Kleinkinder unter drei Jahren. In diesem Segment freilich schafft Krefeld im laufenden Kindergartenjahr gerade einmal eine Abdeckung von gut 37 Prozent. Als Zielmarke hat man sich 48 Prozent gesetzt, Pommeranz räumt ein, dass die mittlerweile zu niedrig angesetzt ist, denn der tatsächliche Bedarf liege bei mehr als 50 Prozent. Immerhin: Sehr klagefreudig scheinen die Eltern in Krefeld nicht zu sein, deren Kindern man keinen Kita-Platz anbieten kann. Markus Schön sagt auf Nachfrage, dass aktuell kein einziges Klageverfahren in Krefeld anstehe, immer wieder jedoch werde mit Klage gedroht. Und in diesen Fällen bemüht sich die Stadt stets besonders, auch kurzfristig noch ein alternatives Angebot (zum Beispiel in der Kindertagespflege) machen zu können. Aus anderen Städten ist zu hören, dass vermehrt Rechtsanwälte den Kita-Rechtsanspruch als lukratives Aufgabengebiet entdecken und offensiv bewerben.

Kitas schreiben offene Stellen vermehrt auch individuell aus

Apropos werben: Da man in der Stadtregierung den Mangel an Fachkräften, sprich Erzieherinnen und Erziehern, als Hauptproblem ausgemacht hat, wirbt man nun auf allen Kanälen um sie. Wohl wissend, dass das auch alle Nachbarkommunen und die Freien Träger (wie Diakonie, Caritas oder Rotes Kreuz) tun. „Wir müssen zum Sommer hin 300 eigentlich vorhandene Kita-Plätze sperren, nur weil das Personal fehlt“, sagt Pommeranz.

Konkret laufen unbesetzte Stellen in den üblichen Internetforen (Stadt, Agentur für Arbeit etc.) als Dauerausschreibungen, vermehrt suchen aber auch einzelne Kitas Fach- und Ergänzungskräfte sowie Alltags-, Küchen- oder Verwaltungskräfte. Dabei werben die Kitas zum Beispiel mit Imagefilmen und 360-Grad-Videos für sich. Ende Mai soll wieder ein Job-Speed-Dating-Tag steigen.

Neben der Gewinnung neuer Leute will und muss man ebenso die bereits vorhandenen Kräfte binden. Heike Badberg stellt das entsprechende Arsenal vor: „Ganz wichtig ist die Entlastung der Fachkräfte von nicht pädagogischen Aufgaben durch Alltagshelfer, Küchenkräfte oder Inklusionshelfer, aber auch durch Verwaltungskräfte, die wie eine Schulsekretärin den Kita-Leitungen und Erzieherinnen Arbeit abnehmen können.“

Da es offenbar auch immer schwieriger wird, Leitungen von Kitas zu besetzen, winkt die Stadt hier mit erheblichen Freistellungen für die Führungskräfte von der Arbeit in den Kindergruppen. Hinzu kommen die typischen Personalentwicklungsmaßnahmen wie Fortbildungen (obwohl es angesichts des Personalmangels immer schwieriger wird, sie zeitlich unterzubringen), Verfügungstage und Aufstiegsmöglichkeiten.

Auch der in Krefeld kontinuierlich betriebene Bau von neuen Kitas könne einen Effekt bei der Personalrekrutierung haben, hofft Schön: „Ein top-moderner Neubau ist sicher ein Trumpf beim Kampf um Interessenten.“

Bis Ende 2026 will die Stadt über Neu- und Erweiterungsbauten 626 zusätzliche Kita-Plätze schaffen; in der Kindertagespflege soll es jährlich 90 Plätze mehr geben, macht in drei Jahren 270 weitere Plätze und in Summe mit den Kitas 896 zusätzliche Betreuungsplätze. Schön ist angesichts dieser Zahlen guten Mutes, dass es gelingt, das große Delta von fast 2000 Plätzen zwischen Angebot und Nachfrage deutlich zu verkleinern. Er weiß aber genau, dass es dafür auch deutlich mehr Erzieherinnen und Erzieher braucht. Denn sonst können womöglich die schönen neuen Plätze nicht belegt werden.