Massive Verzögerungen bei Sanierung Uerdinger Rheinbrücke wird an zwei Wochenenden voll gesperrt

Krefeld · Die Sanierungarbeiten bei der Uerdinger Rheinbrücke gehen viel langsamer voran als geplant. Das liegt auch am illegalen Schwerlastverkehr.

 Ab Mitte Oktober sollen auch Lkw bis 30 Tonnen Gesamtgewicht wieder über die Brücke fahren dürfen.

Ab Mitte Oktober sollen auch Lkw bis 30 Tonnen Gesamtgewicht wieder über die Brücke fahren dürfen.

Foto: Andreas Bischof

Die im Juli gestarteten Sanierungsarbeiten an der Uerdinger Rheinbrücke können nicht wie ursprünglich geplant innerhalb von zehn Wochen abgeschlossen werden, sondern werden noch bis ins Frühjahr 2025 andauern. Das teilte der zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW am Mittwoch mit. Mit ein Grund für die massive Verzögerung seien die täglich zu beobachtenden Verstöße gegen das Fahrverbot durch den Schwerlastverkehr. „Unter der Woche verstoßen täglich durchschnittlich 400 Fahrzeuge gegen die Lastbeschränkung von 7,5 Tonnen“, hat Straßen.NRW festgestellt. Dieses Verhalten beeinträchtige die wichtigen Sanierungsarbeiten.

Aktuell finden an den Unterseiten der Betonfahrbahnplatten der Uerdinger Rheinbrücke Betoninstandsetzungen statt. Außerdem werden die Fugen zwischen Stahlträgern und aufgelagerten Betonfahrbahnplatten verpresst. Der Schwerlastverkehr führe zu einem höheren Gewicht und zusätzlichen Erschütterungen, wodurch die Erhärtung des Verpressmaterials unter der Brücke behindert werde.

Eine Schrankenanlage wird vorerst nicht installiert

„Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Betons für die Instandsetzungsarbeiten sowie ein zuvor nicht festzustellender Mehraufwand verzögern die Sanierungsarbeiten zusätzlich“, teilte der Landesbetrieb mit.

Das drohende Szenario einer Schrankenanlage, wie sie etwa an der A43 kurz vor der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Betrieb ist, wird auf der Brücke, die Krefeld-Uerdingen mit Duisburg-Mündelheim verbindet, vorerst wohl nicht eintreten. Denn Straßen.NRW hat den Sanierungsplan überarbeitet, wird die Lastbeschränkung auf 7,5 Tonnen wieder aufheben. Ab Mitte Oktober dürfen dann schwere Lastwagen bis 30 Tonnen über die Rheinbrücke rollen – mit der Folge, dass die Sanierungsmaßnahmen an dem 1936 errichteten Bauwerk eben viel länger dauern als bisher geplant. Allerdings, so betont Straßen.NRW, sollen die Verkehrseinschränkungen zugunsten aller Verkehrsteilnehmer gemindert werden. Zunächst allerdings steht an den ersten beiden Oktober-Wochenenden eine Vollsperrung der Brücke an (s. Kasten).

Ziel der Sanierungsmaßnahmen ist es, die Brücke bis zum geplanten Ersatzneubau verkehrstüchtig für den motorisierten Verkehr zu halten. Die aktuelle Maßnahme ist eine Folge von Prüfungen im Jahr 2023, bei denen festgestellt wurde, dass das Baumaterial schlechtere Qualität aufweist als gedacht, erklärte seinerzeit Straßen.NRW.

Wie wichtig die Sanierungsarbeiten sein können, zeigt auch der Blick nach Dresden, wo in der Nacht zu Mittwoch ein Teil der Carolabrücke über der Elbe eingestürzt war. Das Bauwerk litt laut Medienberichten seit Jahren unter baulichen Mängeln. Zwischen 2019 und 2023 wurden deshalb bereits weite Teile des Bauwerks saniert, die Brücke erst im März 2024 wieder vollständig für den Verkehr freigegeben. Der jetzt eingestürzte Abschnitt für Straßenbahn und Radfahrende sollte ab dem nächsten Jahr erneuert werden, heißt es. Die Stadt Dresden hatte mit Kosten in Höhe von 20,7 Millionen Euro für die gesamte Sanierung geplant.

Für die Uerdinger Rheinbrücke ist laut Experten eine vollständige Sanierung keine Option. Die aktuellen Arbeiten dienen nur der Ertüchtigung, um die Brücke bis zum geplanten Ersatzneubau in Betrieb halten zu können.

Geplant ist zunächst ein zweistreifiger Ersatzneubau

Zuletzt hatte der Landesbetrieb in Person von Projektleiterin Vera Helferich im Planungsausschuss der Stadt Krefeld über Neubaupläne berichtet. Demnach strebe man die „Vorzugsvariante 2+2“ an. Konkret solle zunächst mit einem zweistreifigen Ersatzneubau nördlich der bestehenden Brücke begonnen werden. Nach dessen Fertigstellung erfolge die zweite zweistreifige Brücke (daher 2+2-Variante), um eine Vierspurigkeit herzustellen. Vera Helferich bestätigte, dass zunächst der zweispurige Ersatzbau erfolgen soll. Die Streckenführung für zwei weitere Spuren könne aber erst dann folgen, wenn ein Anschluss der Bundesstraße 288 an die Autobahn 524 auf Duisburger Seite geklärt ist. Die Autobahn GmbH habe dieses Projekt aber mittelfristig nach hinten gestellt und warte die Bedarfsfortschreibung des Bundes ab, wodurch das „Nadelöhr“ in Mündelheim erhalten bleibe – ganz unabhängig davon, wie viele Spuren die neue Brücke hat.