Volkshochschule Aus Heimatkunde wird Stadtentwicklung

Krefeld · Die VHS greift mit der Programmreihe „Krefeld – meine Stadt“ aktuelle Themen auf. Frauen und Politik bilden dabei Schwerpunkte.

 Die Politik im Krefelder Rathaus bildet einen Schwerpunkt des VHS-Programms im Jahr der Kommunalwahl.

Die Politik im Krefelder Rathaus bildet einen Schwerpunkt des VHS-Programms im Jahr der Kommunalwahl.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld – meine Stadt. So lautet seit 2016 eine Veranstaltungsreihe bei der Volkshochschule (VHS). „Hervorgegangen ist sie aus dem damaligen Bereich ,Heimatkunde““, erinnert sich VHS-Leiterin Inge Röhnelt. Ihr Ziel sei es dann gewesen, einen zeitgemäßeren Bezug zu Stadtentwicklungsthemen herzustellen. „Auch ich selbst bin als Zugezogene an solchen Krefelder Themen sehr interessiert“, berichtet sie lächelnd.

Krefeld im Wandel erleben – das können Teilnehmer schon bei den Stadtführungen unter dem Stichwort „Rollenwechsel“, bei denen historische Krefelder Persönlichkeiten die Leitung übernehmen. So zum Beispiel am 11. März, wenn sich Christoph Schürmann auf die Spuren des Kinderarztes Dr. Isidor Hirschfelder begibt.

Doch dieser Ansatz allein reicht Inge Röhnelt nicht, um den Krefeldern die Vielfalt der eigenen Stadt vor Augen zu führen. „Denn bei aller Kritik und Nörgelei über Missständen sollte man auch die positiven Seiten nicht aus den Augen verlieren. Es gibt hier so viele wunderschöne Stadtteile“, betont sie.

Wie sehen die Schwerpunkte der Reihe aus? Es gibt vor allem zwei: Frauen und Politik. Gleich mehrere Veranstaltungen kreisen um diese beiden Themen – und teilweise überschneiden sie sich auch. Los geht es am 19. Februar mit der „Kulturwerkstatt – Krefelder Mütter und Töchter“. Darin setzen sich Krefelderinnen unterschiedlicher Herkunft an drei Terminen mit dem Leben ihrer Mütter und Großmütter auseinander. Inge Röhnelt erzählt, wie es dazu gekommen ist: „Frauen der Türkischen Union sind auf mich zugekommen. Den Anlass dazu bot eine Lesung unter dem Titel ,Ihr müsst kein Kopftuch tragen’.“ Der VHS-Leiterin wurde eine einseitige Sicht vorgeworfen. Beide Seiten setzten sich zusammen, versuchten eine Annäherung an Kulturunterschiede für Frauen, erzählten ganz persönlich von ihrer eigenen Herkunft. Und am Ende entstand die Idee einer Biographie-Werkstatt mit dem Ziel einer Ausstellung. „Denn wir müssen uns auch kulturell annähern, nicht nur sprachlich“, betont die VHS-Leiterin. Zwölf Anmeldungen liegen bisher vor.

Welche Veranstaltungen gibt es noch von und für Frauen? Das Krefelder Frauenkabarett stellt am 8. März die Frage: „Wie geht’s uns denn? „Die Veranstaltung ist wie immer gut besucht“, verrät Röhnelt. Außerdem beginnt schon am 13. Februar die Reihe „Krefelder Frauen in der Politik“. Die dreiteilige Reihe soll nach Auskunft von Inge Röhnelt Frauen ermutigen, sich stärker zu engagieren: „Denn der Anteil der Frauen stagniert und ist tendenziell rückläufig.“ Zum Auftakt am 13. Februar geht es um „Gremienstrukturen“, am 14. März folgen „Twitter, facebook, Instagram“ und am 16. Mai „Persönliche Präsenz“.

Wie wird das Thema Politik abgedeckt? Im Jahr der Kommunalwahl hat die VHS verschiedene Veranstaltungen zur Politik in Krefeld vorbereitet. Und das nicht nur durch die erwähnten Frauen-Reihe. Prominentester Referent ist dabei Oberbürgermeister Frank Meyer. Er spricht am 19. März über „Neue Ideen für unsere Stadt“. Der Leiterin der Volkshochschule ist es wichtig, mit solchen Veranstaltungen eine „gepflegte analoge Auseinandersetzung“ im Gegensatz zu Diskussionen in irgendwelchen digitalen Echokammern anzustoßen.

Dementsprechend geht es am 23. April weiter mit einem ebenfalls hochkarätig besetzten Talk-Formt: Die Beigeordneten Marcus Beyer und Markus Schön analysieren die aktuelle Situation der Stadt und stellen Chancen und Risiken der einzelnen Stadtbezirke vor. Der Talkabend unter dem Titel „Wohnen, lernen, arbeiten – leben in Krefeld“ wird von Christian Herrendorf, Lokalchef der Westdeutschen Zeitung in Krefeld, moderiert.

„Wie sicher ist Krefeld?“, lautet die Frage am 4. Juni. Thorsten Hansen, Vorsitzender der Gesellschaft Bürger und Polizei, moderiert die Podiumsdiskussion, bei der beide Seiten ins Gespräch über Sicherheit und gefühlte Sicherheit kommen sollen. Am 26. Mai folgt ein weiterer Polit-Talk. „Wo steht Krefeld 2025?“ Diese Frage richtet sich an Vertreter der Ratsfraktionen von SPD, CDU, Grüne, FDP und Linke. Die Moderation übernehmen Jens Voss (RP) und Christian Herrendorf (WZ).

Gibt es weitere Veranstaltungen unter dem Schwerpunkt „Krefeld“? Eine ganze Reihe. Diese reicht von der Ausstellung „4074 Tage – Tatorte der NSU-Morde“ am 11. Mai bis zum Konzertabend „Nathans weise Lieder“ am 24. Mai. Dieser findet in Kooperation mit dem Stadttehater, dem interkulturellen Musikverein „You Shall Rise“ der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Krefeld und der Jüdischen Gemeinde statt. Nicht zuletzt gibt es einen „Workshop kommunale Klimapolitik“ in Zusammenarbeit mit Fridays for Future“ und eine Fortsetzung der „Badgespräche“ im alten Stadtbad am 6. Juni.