Betriebsrat betont Chancen Was die Covestro-Übernahme für den Standort in Krefeld-Uerdingen bedeutet
Krefeld · Das staatliche Ölunternehmen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will den Kunststoffhersteller Covestro übernehmen. Was bedeutet das für den Standort im Chempark Uerdingen? Was der Betriebsrat sagt.
Das staatliche Ölunternehmen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will den Kunststoffhersteller Covestro, der auch im Chempark Uerdingen produziert, übernehmen. Der Konzern aus Abu Dhabi und Covestro haben sich – wie berichtet – vor rund drei Wochen auf einen Deal geeinigt. Wirtschaftsexperten bewerten die Übernahme bislang als Win-Win-Situation für Adnoc und Covestro. Doch wie sehen die rund 7200 Mitarbeiter in Deutschland, darunter 1100 in Uerdingen, die geplante Übernahme?
„Natürlich werfen Veränderungen im Unternehmen immer Fragen in der Belegschaft auf“, weiß Kerstin Spendel, Betriebsratsvorsitzende bei Covestro in Uerdingen. Allerdings habe man im Zuge der abgeschlossenen Investitionsvereinbarung bislang keine großen Sorgen wahrnehmen können – auch nicht in Bezug auf einen Verlust von Arbeitsplätzen. Denn: „Die Sorge, den Arbeitsplatz ungewollt zu verlieren, besteht ja ohnehin nicht, denn unsere Gesamtbetriebsvereinbarung ,Transformation‘, in der unter anderem geregelt ist, dass bis Ende 2032 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind, gilt ja weiterhin“, sagt Spendel. Diesen Aspekt betont auch Covestro-Arbeitsdirektor Thorsten Dreier. Der Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen bis Ende 2023 sei ein klares Bekenntnis zu den Standorten am Niederrhein und in Deutschland. „In unserer Investitionsvereinbarung bekennt sich Adnoc ausdrücklich zur Anerkenung dieser Vereinbarungen sowie der Tarifverträge“, sagt Dreier. „Zudem hat Adnoc sich ausdrücklich dazu verpflichtet, keine Veräußerungen oder Schließungen einzuleiten.“
Investitionen in die Infrastruktur sind in Uerdingen notwendig
Darüber und über die Anerkennung aller weiteren Gesamtbetriebsvereinbarungen durch Adnoc hätten die Arbeitnehmervertreter im Covestro-Aufsichtsrat alle Mitarbeiter per E-Mail informiert, sagt Spendel. Dies sei zeitgleich zu den Veröffentlichungen der Unternehmensleitung erfolgt, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt haben. Denn, so betont es auch Arbeitsdirektor Dreier, der Deal zwischen Adnoc und Covestro sei keine Transaktion, „wie sie häufig zwischen einem europäischen Unternehmen und einem strategischen Investor vorkommt, sondern von der Größenordnung her gesehen außergewöhnlich“. Entsprechend komplex sei auch die Kommunikation zum Thema. „Die unterschriebene Investitionsvereinbarung war der erste Schritt eines mehrstufigen Übernahmeprozesses“, sagt Dreier. Über alle weiteren Schritte werde man die Mitarbeitenden auf verschiedenen Kanälen umfassend informieren. Im Dezember findet zudem turnusmäßig die nächste Betriebsversammlung statt, kündigt Kerstin Spendel an. „Dann wird die Investitionsvereinbarung ebenfalls thematisiert.“ Der Betriebsrat wird die Übernahme bereits Mitte November „in unserer örtlichen Betriebsratszeitung“ aufgreifen. Spendel macht eines aber schon jetzt deutlich: „Wir sehen die abgeschlossene Investitionsbereitschaft als große Chance, dass durch die geplanten Investitionen der Standort langfristig und nachhaltig gestärkt wird und wir so schneller transformieren können.“ Dies sei einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für das Unternehmen und die Sicherung der Beschäftigung in der Zukunft. Spendel verweist in diesem Zusammenhang auch auf die im Vergleich zum internationalen Wettbewerb hohen Energiepreise in Deutschland, die gerade in der chemischen Industrie „viel zu hoch“ seien. Die Investitionen in die Modernisierung von Infrastruktur dagegen seien viel zu niedrig.
Thorsten Dreier, der bei Covestro auch als Chief Technology Officer für die technische Infrastruktur und die Entwicklung des Unternehmens tätig ist, sieht deshalb in der unterzeichneten Investitionsbereitschaft einen entscheidenden Vorteil für den Standort Uerdingen: „Wir können gezielte Investitionen in die Modernisierung unserer Produktionsanlagen umsetzen.“ Als Beispiel führt er energiesparende und emissionsärmere Technologien ein, die in Uerdingen dringend notwendig seien. „Angesichts der dauerhaft extrem hohen Energiekosten in Deutschland sind derartige Investitionen Voraussetzung, um als Standort global wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Ähnlich betrachtet Betriebsratsvorsitzende Kerstin Spendel die Situation: „Die geschlossene Grundsatzvereinbarung gibt uns sehr viel Sicherheit und auch Vertrauen für die weitere Zukunft der Chemie am Uerdinger Rhein.“