Textilinstitute Krefelder Forscher präsentieren ihre Innovationen in Berlin

Anfang Juni sind zwei Krefelder Textilinstitute in der Hauptstadt beim AiF-Innovationstag und bei der Woche der Umwelt mit technischen Weltneuheiten vertreten. Beide haben fortschrittliche Erfindungen gemacht.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Außerhalb von Krefeld erinnert oft nur noch der Beiname Seidenstadt an die große Textiltradition. Insider wissen allerdings, dass die Stadt mit dem Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW), dem WFK-Cleaning Technology Institute und der Hochschule Niederrhein nach wie vor ein Zentrum für textile und andere Forschung ist.

Die beiden Forschungsinstitute präsentieren ihre jüngsten Entwicklungen Anfang Juni in Berlin beim AiF-Innovationstag der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen und bei der Woche der Umwelt — und versprechen richtungsweisende Neuheiten.

Krefeld darf durchaus stolz auf seine heimische Forschung sein, zumal auch der Krefelder Dr. Klaus Jansen als Chef des Forschungskuratoriums Textil (FKT) ein Kind der Stadt ist. Er leitet die Berliner Dachorganisation der 16 deutschen Textilforschungsinstitute, zu der auch das DTNW an der Adlerstraße und das WFK im Campus Fichtenhain gehören.

„Aufgabe des FKT ist es, die textilen Forschungs- und Fördergeschicke im Sinne eines innovativen Mittelstands zu begleiten“, sagt Jansen. „Das ist auch gut für den Fachkräftenachwuchs, denn sowohl die Hochschule als auch die Institute bilden in fachlichen Dingen und im so wichtigen Projektmanagement aus.“ Die Forschungsinstitute finanzieren sich durch Fördermittel (siehe Kasten).

„Die Rückgewinnung wertvoller Edelmetalle wie Gold, Platin und Palladium mit Hilfe neuartiger Adsorber-Textilien aus Industrieabwässern ist eine richtige Erfolgsstory“, sagt Dr. Klaus Opwis über sein jüngstes Entwicklungsbaby, das er gemeinsam mit Dr. Thomas Mayer-Gall entwickelt hat.

An einer Filtereinheit im Labormaßstab demonstriert der Leiter der DTNW-Arbeitsgruppe Umwelttechnologie und Katalyse die kostengünstige Technik. Das palladiumhaltige Wasser, wie es etwa bei der Leiterplattenfertigung zustande kommt, wird durch einen Behälter mit speziellen Textilien geleitet, wobei das Edelmetall gefiltert und im Textil gebunden wird. Die nachfolgende Verhüttung gibt das reine Edelmetall wieder zurück.

Seit 2011 hat Opwis mit Unterstützung von Laborant Marcel Remek das Verfahren zur Praxisreife entwickelt. „Jetzt kann es in den Industriemaßstab überführt werden“, sagt er. Davon profitieren metall- und textilverarbeitende Industrie, Anlagenbauer und Recycling-Unternehmen.

Wie effizient die Technik ist, macht der Diplomchemiker deutlich: Schon die im Laborversuch herausgefilterten 30 Gramm Palladium entsprechen einem Wert von 510 Euro. Was Unternehmen sparen können, wenn sie künftig statt schmaler Textilbänder und geringer Lösungsmengen endlos lange Textilrollen von 2,2 Meter Breite als Filter bei einer Ausführung im Großmaßstab verwenden können.

Eine Viertelmillion Euro kostet die Förderung des Projekts. „Wir freuen uns schon darauf, unser Erfolgsprojekt beim Innovationstag vor mittelständischen Unternehmen vorstellen zu können“, sagt Opwis und schließt die werbewirksam angelegte Präsentation bei der Woche der Umwelt vor Prominenz aus Wirtschaft und Wissenschaft im Schloss Bellevue von Bundespräsident und Schirmherr Gauck mit ein.

Auch das WFK-Cleaning Technologie Institute zeigt beim AiF-Innovationstag in Berlin sein derzeitiges Forschungshighlight: ein neues Niedertemperatur-Sterilisationsverfahren. „Hygiene wird immer wichtiger, vor allem in der Medizin“, sagt Dr. Markus Wehrl, WFK-Abteilungsleiter Hygiene und Mikrobiologie.

Durch seine Kontakte zu Krankenhäusern, Arztpraxen und Herstellern medizinischer Produkte entstand die Idee einer neuen Problemlösung zur Sterilisierung von Endoskopen. Die für die Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung wichtigen Geräte sind wärmelabil und können daher nicht der konventionellen Dampfsterilisation unterzogen werden.

Die zündende Idee: Hochkomprimiertes, überkritisches Kohlendioxid ist weder brennbar noch giftig oder umweltgefährdend. Es ersetzt die bisherigen Sterilisationsmittel, weil es in einem Autoklaven bei Temperaturen unter 40 Grad Celsius und einem Druck bis 90 Bar die empfindlichen Endoskope nicht schädigt.

Zusammen mit Projektleiterin Dr. Amelie Achten hat Wehrl die schonende Technik in zwei Jahren im Austausch mit mehreren Firmen und in engem Kontakt mit einer österreichischen Universität entwickelt.

„Unser Ziel war es, die Machbarkeit zu belegen und die Grundlage für ein marktfähiges Produkt zu schaffen. Das ist in gut zwei Jahren gelungen“, sagt Wehrl und freut sich schon auf die Präsentation in Berlin. „Das Ergebnis ist ein materialschonendes, sicheres und preiswertes Verfahren, das zudem toxikologisch unbedenklich ist“, fasst Amelie Achten zusammen.