Krefeld Krefelder gedenken der ermordeten Juden
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde berichtet von aktuellen Übergriffen.
Krefeld. Mit Gebeten und Liedern am Platz der Alten Synagoge hat die Jüdische Gemeinde am Montag zusammen mit zahlreichen Krefeldern der Pogromnacht vor 77 Jahren gedacht. „Es ist nicht einfach, hier zu stehen“, sagte Michael Gilad, Vorsitzender der Krefelder Gemeinde.
Damit meint er nicht nur die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis, sondern auch den Umgang mit Flüchtlingen und Angriffe auf die Jüdische Gemeinde heute. Er habe bislang keine Proteste gegen den Krieg in Syrien gesehen, aber Proteste gegen Israel.
Ein Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder Hass gegen Juden“, das am 9. November 2014 am Mahnmal angebracht worden war, habe die Polizei später zur Gemeinde gebracht: Die Worte „Hass“ und „gegen“ waren gestrichen worden.
Gilad berichtete zudem von einem Krefelder Imam, der einem muslimischen Mädchen den Umgang mit jüdischen Mitschülern verboten habe. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde betonte, er warte auf den Tag, an dem alle Religionen gemeinsam am 9. November der Toten gedenken und ihre Freundschaft feiern.
Oberbürgermeister Frank Meyer rief die Krefelder auf, gerade in Zeiten, wo ein Teil des Landes nach rechts rücke, klar zu machen, dass dies nicht Deutschland, nicht Krefeld sei.
In den „Daten zur jüdischen Geschichte in Krefeld“, die vom 2013 verstorbenen Rechtsanwalt Kurt Kähler und dem früheren Leiter des Stadtarchivs, Paul-Günter Schulte im Jahr 2012 vorgelegt worden sind, ist über den 9. November 1938 unter anderem zu lesen: „Die nationalsozialistische Pogromnacht vom 9. bis 10. November 1938 führte zur Zerstörung der Synagogen und jüdischen Gemeinderäume in Krefeld, verbunden mit Angriffen auf jüdische Bürger, Zerstörung von Geschäften und Wohnungen und zur Verhaftung von 63 jüdischen Bürgern, die in das Konzentrationslager Dachau verbracht wurden.“
Am 9. November 1938 endete das Gemeindeleben. Von da an stand im Vordergrund aller Bemühungen, die Freilassung der Verhafteten zu erreichen und mit äußersten Anstrengungen eine Auswanderungsmöglichkeit zu finden. Nach einer kurzfristigen Lockerung der Einreisebestimmungen in England und in den USA konnten viele der Verhafteten unter Zurücklassung ihrer Habe Deutschland verlassen.
Es folgte die Verfolgung und Erniedrigung der jüdischen Bürger mit größten Schikanen. Unter dem Druck der Verfolgung von 1931 bis 1941 verließen 654 jüdische Bürger Krefeld. 1938 emigrierten 163 jüdische Krefelder Bürger. 1939 waren es 289. Dies führte zu einem Rückgang in Krefeld von etwa 1600 auf rund 820. Die Gesamtzahl der jüdischen Bürger, die in der bis Kleve reichenden jüdischen Gemeinde Krefeld durch die Verfolgung ums Leben kamen, liegt bei 1166 Menschen.“