Galoppsport Mehr als fünf Renntage erwünscht

Krefeld · Die WZ hat mit Clubpräsident Jan Schreurs über den Galoppsport in Krefeld gesprochen.

Fünf Renntage gab es in diesem Jahr in Krefeld. Unser Archivbild entstand im Juni.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Die Galopp-Saison 2018 des Krefelder Rennclubs ist am 4. November mit dem Herzog von Ratibor-Rennen zu Ende gegangen. Fünf Renntage veranstaltete der Verein auf der schmucken Bahn im Stadtwald. Präsidenten Jan Schreurs spricht über die aktuelle Lage und Perspektive für den Galoppsport in Krefeld.

Herr Schreurs: Wie fällt Ihr Fazit der Saison 2018 aus?

Jan Schreurs: Wir hätten gerne mehr als fünf Renntage ausgerichtet. Ein finanzielles Risiko können und wollen wir nicht eingehen. Die Besucher haben uns durch ausgesprochen positive Zahlen gezeigt, dass das sportliche und gesellschaftliche Event in Krefeld gewollt ist. Wir sind die Sportveranstaltung mit den größten Besucherzahlen. Dabei ist unser Vorteil, dass wir nahezu jeden Krefelder ansprechen, und das sehen wir auch als unsere Aufgabe an.

Das Fachblatt „Sport-Welt“ hat ihren letzten Renntag als „kleine Mittags-Karte“ bezeichnet – weil nur sechs Rennen veranstaltet werden. Diese Philosophie wird kritisch gesehen. Werden Sie 2019 daran festhalten?

Schreurs: Wir können die Kritik der Besitzer, Trainer und Wetter durchaus nachvollziehen. Die Erhöhung der Anzahl der Rennen bei fünf Renntagen führt zu einem Mehraufwand von mindestens 30 000 Euro. Bei den geringen Wettumsätzen müssten wir hierzu ein weiteres Sponsorenaufkommen von 20 000 Euro darstellen, was aktuell nicht möglich ist. Die Alternative wäre der Verzicht auf ein Gruppe-Rennen in Krefeld, was auch kritisch zu sehen wäre.

Präsident Jan Schreurs hätte gerne mehr als fünf Rennen ausgerichtet.

Foto: Jan Schreurs

Das erste Rennen am letzten Renntag war bereits um 12 Uhr, das letzte Rennen kurz vor 15 Uhr. Warum so früh? Sie verschenken durch den frühen Beginn deutlich höhere Wettumsätze.

Schreurs: Wir sind wegen der TV-Übertragung an Satellitenzeiten gebunden und müssen darauf acht geben, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit den letzten Start haben. Bei der Planung des Renntages im Frühjahr dieses Jahres waren wir davon ausgegangen, als letztes Rennen des Jahres noch ein Jagdrennen durchzuführen. Wäre es am Renntag grau und regnerisch gewesen, hätte dies zum Nachteil von Pferd und Reiter geführt. Zudem war am 4. November in Krefeld ein verkaufsoffener Sonntag, und so wollten wir den Bürgern die Möglichkeit geben, sowohl unsere Rennbahn, wie auch die City zu besuchen.

Die Sanierung der Rennbahn im kommenden Jahr bringt organisatorische Hürden mit sich. Zwei Renntage sollen vor, zwei nach den Bauarbeiten stattfinden. Einer mittendrin. Ist das alles realistisch?

Schreurs: Der erste Renntag des neuen Jahres wird am 17. März 2019 stattfinden. Wir stehen in engem Kontakt mit der Wohnstätte Krefeld und der Renntagsgastronomie Volko Herdick. Gemeinsam werden wir alles dafür tun, um die geplanten Veranstaltungen reibungslos durchführen zu können. Bedingt durch die erfreulicherweise nunmehr stattfindenden Renovierungsarbeiten mussten wir die Renntage auf Frühjahr und Herbst 2019 beschränken. Hier sind auch die Interessen der Sponsoren zu berücksichtigen und so haben wir uns dazu nach Absprache mit dem Architekten entschieden, dass Dr.-Busch-Memorial-Rennen kurz vor Beginn der Baumaßnahmen am 28. April durchzuführen. Danach beginnen die Sanierungsmaßnahmen und wir veranstalten den folgenden Renntag am 6. Oktober. Zwischenzeitlich konnten wir einen weiteren Renntag für den 25. Oktober reservieren und beenden die Gras-Saison am 10. November mit dem Herzog von Ratibor-Rennen.

Krefeld hat mit dem Dr. Busch-Memorial und dem Herzog von Ratibor-Rennen zwei Top-Rennen im Jahres-Programm. Warum sind diese beiden Rennen nicht besser zu vermarkten?

Schreurs: Beide Rennen sind mit jeweils 55 000 Euro dotiert. Hinzu kommt eine Züchterprämie von 17 Prozent. Einen Sponsor für ein Rennen im Wert von 65 000 Euro in Krefeld zu finden, ist ausgesprochen schwer. Seit Jahren bemühen wir uns bei der Krefelder Wirtschaft, hierfür Sponsoren zu gewinnen. Leider bislang ohne Erfolg.

Glauben Sie an die Zukunft der Rennbahn Krefeld oder gibt es Zweifel? In Frankfurt musste die Rennbahn der DFB-Akademie weichen, Bremen soll für Wohnungsbau dichtmachen und in Neuss kriselt es chronisch.

Schreurs: Der Krefelder Rennclub ist durch die Bürgerschaft der Stadt Krefeld gegründet worden. Die Stadt bekennt sich zur Galopprennbahn. Trotzdem muss allen bewusst werden, dass der Rennclub die Unterstützung der Stadt und die der Krefelder Wirtschaft benötigt, um zukünftig Renntage ausrichten zu können. Alle Fraktionen im Rat unserer Stadt bekennen sich nach meinem Eindruck zur Krefelder Galopprennbahn.

Wie steht es um die finanzielle Lage des Rennclubs? Sind die rund 100 000 Euro vom Land für die ehemaligen Spiel 77-Mittel schon eingegangen?

Schreurs: Die finanzielle Lage ist eng, aber nicht besorgniserregend. Leider haben wir die angekündigten Mittel des Landes für die ehemaligen Spiel 77-Mittel von rund 100 000 Euro nicht erhalten, da es seitens des Landwirtschaftsministeriums NRW EU-beihilferechtliche Bedenken gibt. Da wir stets finanzielle Zusagen mit großer Vorsicht betrachten – dies hat uns das Thema Rennwettsteuerrückvergütung gelehrt – hatten wir den Betrag nicht eingeplant.

Wie ist Ihre Einschätzung zum neuen Verbandspräsidenten Michael Vesper und dem künftigen Manager für Wetten und Medien, dem ehemaligen Basketball-Manager Jan Pommer? Vesper ist schon acht Monate im Amt. Gab es Kontakte?

Schreurs: Dr. Vesper ist politisch enorm vernetzt. Dies ist für unseren Dachverband, wie die Themen Rennwettsteuerrückvergütung oder Spiel-77-Mittel zeigen, enorm wichtig. Er macht einen sehr guten Job, insbesondere im Hinblick auf die notwendigen Strukturänderungen im Sport und im Dachverband. Die Senkung der Abzüge und die Einstellung von Herrn Pommer sind erste positive Ergebnisse. Von Herrn Pommer versprechen wir uns in erster Linie eine Beschleunigung des dringend notwendigen Veränderungsprozesses im Galoppsport.